Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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schlief unruhig und schützte beim Sonntagsfrühstück Kopfweh vor. Später unternahm sie einen Spaziergang und stand dann plötzlich vor dem Eingang des Altenheims. Sie trat ein, fragte nach Frau Magnus und stattete der alten Dame in ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer einen Besuch ab. Doch diese hatte von ihrem Großneffen nichts gehört und zürnte ihm nach wie vor bitter. Gerda musste sich ihre Klagen anhören und war dabei sehr unglücklich. Er wird nicht kommen, dachte sie. Die Verabredung mit mir war ihm nicht wichtig genug.

      Sobald es die Höflichkeit gestattete, brach Gerda auf. Beim Mittagessen stellte sie fest, wie sehr sie sich mit ihren Eltern auseinandergelebt hatte. Man redete aneinander vorbei und hatte sich eigentlich nichts zu sagen.

      Nachmittags erschien Arnulf Jörgens mit einem Rosenstrauß. »Sie sind ganz frisch geschnitten«, sagte er. »Du kannst sie im Wagen mitnehmen. Sie halten sich bestimmt.«

      Gerda rang sich ein Lächeln ab. »Danke, Arnulf. Lieb von dir. Ich muss in einer Stunde abfahren. Morgen habe ich einen anstrengenden Tag.«

      Er bat sie um ihre Adresse und notierte sie sorgsam. Dass sie ihren Aufbruch dann um zwei volle Stunden hinausschob, machte ihn sehr glücklich. Er wusste ja nicht, dass sie immer noch auf einen anderen wartete.

      Warum ist Klaus Magnus nicht gekommen, fragte sich Gerda bei der Abreise. Sie nahm die Frage mit, ohne eine Antwort darauf zu finden.

      *

      Klaus Magnus hatte seine Verabredung mit Gerda Ahlsen völlig vergessen. Ein Tag hatte sich an den anderen gereiht. Sein Sohn wehrte sich nach wie vor dagegen, ihn zu sehen. Von Denise von Schoenecker erfuhr er, dass Klaus sich in Sophienlust gut eingelebt hatte. Er besuchte mit den dortigen Kindern die Volksschule in Wildmoos und verspürte offenbar nicht einmal Sehnsucht nach Jochen.

      Es blieb dem Vater nichts anderes übrig, als sich in Geduld zu fassen. Täglich war er mit Lilo Werner zusammen. Sie spürten beide, dass ihre Beziehung immer enger wurde, doch sie sprachen nicht darüber. Auch Lilos Mann erwähnte sie nicht, der sich immer noch auf einer Geschäftsreise befand. Nur ab und zu meldete er sich telefonisch.

      Der kleine Jochen fragte hin und wieder nach Klaus. Allmählich aber gewöhnte er sich daran, dass er nun der einzige Junge im Haus war. Es gefiel ihm, dass er von seiner Mutter und dem Onkel aus Südafrika grenzenlos verwöhnt wurde. Es gab keinen Wunsch, den man ihm nicht erfüllte.

      Lilo sah ihrem Liebling jede Unart nach und war zufrieden, wenn er sie in Ruhe ließ. Über das ungewohnt lange Ausbleiben ihres Mannes machte sie sich nicht die geringsten Gedanken.

      Sie betrachtete Fotos von Südafrika und sah sich im Geist schon auf der Terrasse des weißen Hauses sitzen, das Klaus besaß. Trotzdem war sie nicht sicher, dass sie Klaus Magnus liebte. Es waren Träumereien, heimliche Wünsche, mit denen sie spielte.

      *

      Rita Hellmann lachte und hob ihr Sektglas. »So allmählich kriegen wir unseren Vertrag unter Dach und Fach, Siegfried. Du hast gute Ideen. Jedes kleine Mädchen von der Nordsee bis zu den Alpen wird sich einbilden, dass es ohne meine Kosmetika ein hässliches Entlein bleiben muss. Die Fernsehwerbung ist zwar teuer, aber sie ist auch erfolgreich.«

      »Da du viel investieren willst, kann man so etwas schon machen, Rita«, erwiderte Siegfried Werner. »Ich garantiere dir, dass sich der Einsatz lohnt. In ein paar Monaten wirst du Mühe haben, mit der Produktion nachzukommen.«

      »Das lass nur meine Sorge sein, Siegfried.« Sie beugte sich über den Schreibtisch und bot ihm die roten Lippen.

      Rita Hellmann war eine außerordentlich attraktive Frau Anfang der Dreißig, die ihren Weg mit beachtlicher Konsequenz gemacht hatte. Für Siegfried Werner bedeutete ihr Angebot, die Werbung für ihr bekanntes Kosmetikunternehmen zu übernehmen, die sichere Aussicht auf ein beträchtlich vermehrtes Einkommen. Doch er dachte nicht so sehr an das Geld, während er Rita in ihrem teuer eingerichteten Büro bei Sekt gegenübersaß. Seine Augen wichen keine Sekunde von ihr und sagten ihr alles, was sein Mund bisher verschwiegen hatte.

      Das Du hatte sie ihm bereits am zweiten Tag angeboten, als sie ihn zu einer Party in ihre Villa eingeladen hatte. Es sei so üblich zwischen ihr und ihren Bekannten, hatte sie unbekümmert gemeint.

      Aber auch mit Küssen und Zärtlichkeiten war sie nicht gerade kleinlich. So blieb die Frage offen, was Ritas Kuss zu bedeuten hatte.

      Siegfried Werner ging um den Schreibtisch herum und nahm sie in die Arme. Erst nach einer ganzen Weile gab er sie wieder frei.

      »Wir zwei könnten allerlei schaffen«, erklärte sie ein wenig außer Atem. »Ein Glück, dass wir uns begegnet sind, Siegfried. Ich war drauf und dran, die Agentur Jim Wells zu beauftragen. Aber diese Agentur lässt sich natürlich immer seinen Namen bezahlen. Die Amerikaner verstehen nicht nur etwas von Werbung, sondern auch eine Menge vom Geldmachen.«

      »Ich werde eine Menge für dich herausholen, Rita. Es ist ein Auftrag, wie ich ihn mir schon immer gewünscht habe.«

      »Es wird mir viel Spaß bringen, mit dir zusammenzuarbeiten, Siegfried. Kommst du heute Abend zum Essen zu mir?« Sie lächelte bittend. »Jetzt muss ich nämlich mit meinem Einkäufer verhandeln. Er kommt in genau fünf Minuten.«

      Es war verblüffend, dass sie auch in den prickelndsten Situationen an ihre Arbeit und an ihren Terminkalender zu denken vermochte. Siegfried bewunderte sie deswegen.

      »Ich komme nur zu gern, Rita. Das weißt du.« Er stand auf und packte seine Papiere zusammen.

      »Kurz nach acht Uhr, Siegfried. Vergiss es nicht.«

      Siegfried Werner stieg in seinen Wagen ein und fuhr zum Hotel zurück. Mit heißen Wangen begann er Entwürfe zu skizzieren und Werbetexte zu verfassen.

      Er dachte dabei an die schöne Rita, und die Arbeit gelang ihm fast mühelos. Er hatte hundert Einfälle auf einmal. Zwischendurch telefonierte er mit seinem Büro in Maibach und erfuhr von seiner Mitarbeiterin, dass mehrere interessante Anfragen eingegangen seien.

      Ich habe eine Glückssträhne, dachte er. Endlich ist es so weit. Wenn das so weitergeht, muss ich einen guten Werbetexter einstellen, sonst wächst mir die Sache über den Kopf.

      Auch zu Hause in Bachenau rief er an. Er erreichte nur Jochen.

      »Mutti ist mit Onkel Klaus weggefahren. Sie sind bald wieder hier und bringen mir etwas Schönes mit, Vati.«

      »Sag Mutti einen schönen Gruß, Jochi«, antwortete er. »Ich muss noch zwei oder drei Tage hierbleiben.«

      »Ja, Vati, ich sag’s ihr. Bringst du mir etwas mit?«

      »Klar, Jochi.«

      »Prima, Vati. Auf Wiedersehen.«

      »Auf Wiedersehen, mein Kleiner.«

      Die helle Kinderstimme brachte eine Saite in Siegfried Werners Brust zum Klingen, die er eigentlich nicht hören wollte. Er vertiefte sich mit umso größerem Eifer in die Vorarbeiten zur Werbekampagne für Ritas Firma. Nur nicht nachdenken!

      Am Abend fand er ihre elegante Villa zu seiner Verwunderung still und leer. Die schöne Chefin empfing ihn in einem bodenlangen Kleid aus Goldlamé, dessen Ausschnitt reichlich gewagt war.

      »Störe ich?«, erkundigte er sich unsicher.

      »Unsinn.

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