Königin Luise. Gertrude Aretz

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Königin Luise - Gertrude Aretz

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wahr ... Er ist hart und zäh bis zur Rauheit ... Vielleicht hat dieser junge Mann eine große Zukunft.« Friedrich Wilhelm in seiner Schlichtheit konnte natürlich nicht viel Achtung vor seinem Vater haben. Ja, er haßte und verachtete ihn geradezu und machte auch gar kein Hehl aus seiner Abneigung. Friedrich den Großen hingegen verehrte er über alles. Hatte doch sein großer Oheim einst von ihm gesagt: »Er wird so sein wie ich.« Aber weder Mirabeau noch Friedrich der Große behielten recht. Friedrich Wilhelm hatte weder eine große Zukunft, noch besaß er auch nur annähernd den Verstand und das Genie Friedrichs. Wenigstens aber war er selbst so einsichtsvoll und gab zu, daß er Friedrich nicht gleichkommen könne. Denn, als man ihn bei seiner Thronbesteigung fragte, wie er sich nennen wolle, Friedrich oder Friedrich Wilhelm, soll er gesagt haben: »Friedrich Wilhelm. Friedrich ist mir unerreichbar.«

      Der Alte stand ihm noch lebhaft in Erinnerung. Im Park von Sanssouci hatte er oft mit ihm gesprochen. Friedrich Wilhelm war damals noch ein Kind. Einmal begegnete er Friedrich dem Großen ganz unvermutet. Sofort fragte ihn der König über Geschichte und Mathematik aus. »Ich mußte in französischer Sprache mit ihm reden«, erzählte Friedrich Wilhelm III. später seinem Biographen Eylert. »Dann zog er aus der Tasche La Fontaines Fabeln, von denen ich eine übersetzte. Zufällig war es gerade eine, die ich beim Informator eingeübt hatte und die mir sehr geläufig war. Das sagte ich dem König, als er meine Fertigkeit lobte. Darauf erheiterte sich sein ernstes Gesicht. Er streichelte mir sanft die Wangen und setzt« hinzu: »So ist's recht, lieber Fritz; nur immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie scheinen, was Du nicht bist; sei stets mehr, als Du scheinst.« Diese Ermahnung machte auf den jungen Prinzen einen unauslöschlichen Eindruck. Verstellung und Lüge waren ihm stets zuwider, auch in späteren Jahren.

      Einfach und gerecht war er in allem, aber auch unfähig zu dem Posten, der ihm bevorstand, besonders in einer Zeit, da es nicht nur überall zu gären begann, sondern auch gegen Preußen sich ein Gegner erhob, dem nur ein ebenso genialer Partner die Wage hätte halten können. Darüber waren sich alle Staatsmänner einig. Der österreichische Gesandte Fürst Reuß sprach sich in einem Briefe an den Baron Thugut vom 8. November 1797 über die Persönlichkeit des Kronprinzen in folgenden Worten aus: »Seine Haltung ist immer etwas verlegen; er ist stets sehr zurückhaltend und keine ausgesprochene Persönlichkeit. Die ihn näher kennen, behaupten, er sei unentschlossen. Und diese Behauptung scheint begründet zu sein. Unter den verschiedenen Ursachen, denen man diese Unentschlossenheit zuschreiben kann, scheint mir besonders die am wahrscheinlichsten, daß der Prinz, der sonst einen gesunden Menschenverstand besitzt, jeden Tag mehr den Mangel an Erziehung fühlt und immer fühlen wird ... Als man diese Erziehung nahezu für beendet hielt, ließ man ihn an den Sitzungen der verschiedenen Ministerien teilnehmen. Er langweilte sich aufs schönste und hinterließ nirgends auch nur eine Spur seines Interesses an den Geschäften, die sich dort abwickelten ... Als er den König ins Feld begleitete, war er nur ganz äußerlich dabei und zeigte keinerlei Lust, sich auszuzeichnen ... Seine größte Sorgfalt beschränkt sich seitdem darauf, daß er sein Regiment gut einexerziert. Und das gelingt ihm ... Er hält auf eiserne Disziplin und liebt die Armee, die er noch vergrößern möchte ...« Und aus Prag schrieb der verbannte Freiherr vom Stein viele Jahre später an die Prinzessin Wilhelm: »Ich verehre den König wegen seiner religiösen Schlichtheit, seiner reinen Liebe zum Guten, ich liebe ihn wegen seines wohlwollenden Charakters und beklage ihn, da er in einem eisernen Zeitalter lebt, wo diese Milde, diese Rechtschaffenheit nur seinen Fall beförderten und in welchem nur eins not tut, um sich zu erhalten: ein überwiegendes Feldherrntalent, verbunden mit rücksichtslosem Egoismus, der alles beugt und niedertritt, um auf Leichen zu thronen.«

      Und gerade diese Eigenschaften besaß Friedrich Wilhelm nicht. Als Kronprinz brauchte er sich zu seinem Glück – abgesehen von den verschiedenen Feldzügen, an denen er teilnahm – nicht um die Politik und die Staatsgeschäfte zu kümmern. Sein Leben mit Luise floß sehr ruhig und gleichmäßig dahin. Wenn sie sich in Potsdam aufhielten, war es noch einförmiger, besonders wenn keine Veranlassung zu irgendwelchen Gesellschaften und Festen war. Seine Pferde, sein Regiment und eine Partie Kegel waren ihm, besonders als jungem Mann, die liebste Zerstreuung. Die Jagd liebte er gar nicht. Er fand sie ebenso roh und grausam wie den Krieg. Hingegen konnte er stundenlang mit der Kronprinzessin in der Umgegend von Paretz ober Potsdam reiten. Auch Luise hatte die größte Freude an diesen Spazierritten, denn sie war eine ausgezeichnete Reiterin. Besonders liebte sie diese Ausflüge zu Pferd, weil dann der Kronprinz an ihrer Seite etwas gesprächiger wurde als gewöhnlich zu Hause. In solchen Augenblicken des Alleinseins war es wohl auch, daß er zu ihr sagte: »Gott sei Dank, daß Du wieder meine Frau bist.« – Und wenn dann Luise fragte: »Bin ich denn das nicht immer?« so antwortete er mit sichtlichem Bedauern: »Leider nein; Du mußt nur zu oft Kronprinzessin sein.«

      Im Grunde war er ein verschlossener, menschenscheuer Charakter, den alles Öffentliche in eine gewisse Verlegenheit versetzte. Und daran waren wohl seine Kinderjahre, seine ganze Erziehung schuld, denn er besaß keine schlechten Anlagen. Er sprach vorzüglich Französisch und konnte, wenn er diese Sprache anwandte, auch viel beredter sein. Deshalb war es auch Luise am liebsten, wenn er sich mit ihr französisch unterhielt und seine Briefe französisch schrieb. Im Deutschen sprach er kurz und abgehackt, im Französischen fließend und leicht.

      Im großen und ganzen war seine Erziehung ziemlich vernachlässigt worden. Sein Vater hatte sich nicht viel um ihn gekümmert. Friedrich Wilhelm II. lagen seine unehelichen Kinder weit mehr am Herzen als seine ehelichen. Um dieselbe Zeit, als der Kronprinz geboren wurde, schenkte auch Madame Ritz einem Sohne vom König das Leben, dem Grafen Alexander von der Mark, und der Vater dieser beiden Kinder war ausschließlich mit dem Bastard beschäftigt, der bereits in seinem neunten Lebensjahr starb und von ihm aufs schmerzlichste betrauert wurde. So sehr trauerte der König um diesen Lieblingssohn, daß er sich den Geist des kleinen Verstorbenen in einer der spiritistischen Sitzungen, welche die Ritz und Bischoffwerder mit Vorliebe für den König veranstalteten, zitieren ließ. Der kleine Geist erschien auch prompt, aber nur, um den König daran zu erinnern, daß dieser Madame Ritz niemals verlassen solle. Und Friedrich Wilhelm II. hat das Versprechen treu gehalten.

      Unter solchen Verhältnissen wuchs der Kronprinz Friedrich Wilhelm auf, an der Seite einer oberflächlichen Mutter, die mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt war. Die Kinder waren meist der Dienerschaft und nicht immer tüchtigen und geschickten Erziehern überlassen. Sie wuchsen auf ohne Liebe und ohne Herzlichkeit. Als der sechzehnjährige Kronprinz in die Hände des klugen Grafen Karl Brühl, des zweiten Sohnes jenes berüchtigten Ministers Augusts des Starken, kam, war es bereits zu spät. Brühl schien in dieser Beziehung keinen Einfluß auf ihn zu haben. Der gutmütige Köckritz, der ihm nach dem Tode Schacks als Adjutant beigegeben wurde und immer sein Freund blieb, war wohl ein äußerst menschlicher Charakter, aber durchaus nicht geeignet, einem so schwachen Menschen, wie Friedrich Wilhelm III., Selbstvertrauen beizubringen, denn Köckritz besaß zu sich selbst auch keins. Noch unbedeutender war der zweite Adjutant von Jagow.

      An der Seite dieses verschlossenen, eigenartigen Gatten baute Luise sich ihr Glück selbst auf, ohne jedoch zu versuchen, seinen Charakter wesentlich zu ändern. Sie war eine mehr passive, weiche Natur, die sich unbedingt dem Manne unterordnete, der ihr vom Gesetz zum Gatten gegeben wurde. Vielleicht wäre eine andere Frau, die weniger auf seine Eigenarten einzugehen verstand, mit Friedrich Wilhelm unglücklich geworden. Luise aber überbrückte alle diese Unebenheiten in ihrer Ehe mit ihrem heiteren Sinn und ihrem großen Feingefühl für alle menschlichen Schwächen. Kleine Rauheiten und Eigenarten ihres Mannes nahm sie mit ihrem biegsamen Wesen immer so auf, daß nie eine Reibung entstehen konnte. Und doch war er nicht immer leicht zu behandeln. Das vertrauliche »Du«, das sie in ihrem Privatleben eingeführt hatten, glättete ebenfalls manche Ungleichheiten. Es war übrigens eine ganz neue Mode, die der preußisch« Hof noch kaum erlebt hatte. Der alte König war aufs höchste darüber erstaunt, als er es hörte. Eines Tages sagte er zu seinem Sohn: »Wie ich höre, nennst du ja die Kronprinzessin du.« – »Geschieht aus guten Gründen«, war die kurze Antwort! Und als der König weiter fragte, sagte der Kronprinz heiter: »Mit dem ›Du‹ weiß man doch immer, woran man ist; dagegen bei dem ›Sie‹ ist immer das Bedenken, ob es mit einem großen S gesprochen wird oder mit

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