David Copperfield. Charles Dickens

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David Copperfield - Charles Dickens Klassiker bei Null Papier

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die sie eben­falls aus der Kind­heit mit her­über­ge­nom­men ha­ben.

      Wenn ich also, wie ge­sagt, in die Lee­re mei­ner frü­he­s­ten Ju­gend zu­rück­bli­cke, sind die ers­ten Ge­gen­stän­de, de­ren ich mich er­in­nern kann, und die aus dem Wirr­warr der Din­ge her­vor­ste­chen, mei­ne Mut­ter und Peg­got­ty. Was weiß ich sonst noch? Wol­len mal se­hen.

      Es schei­det sich aus dem Ne­bel un­ser Haus in sei­ner mir in frü­he­s­ter Erin­ne­rung ver­trau­ten Ge­stalt. Im Erd­ge­schoss geht Peg­got­tys Kü­che auf den Hin­ter­hof hin­aus; da sind: in der Mit­te ein Tau­ben­schlag auf ei­ner Stan­ge, aber ohne Tau­ben; eine große Hun­de­hüt­te in ei­ner Ecke, aber kein Hund dar­in, und eine An­zahl Hüh­ner, die mir er­schreck­lich groß vor­kom­men, wie sie mit dro­hen­dem und wil­dem We­sen her­um­stol­zie­ren. Ein Hahn fliegt auf einen Pfos­ten, um zu krä­hen, und scheint sein Auge ganz be­son­ders auf mich zu rich­ten, wie ich ihn durch das Kü­chen­fens­ter be­trach­te; und ich zit­te­re vor Furcht, weil er so bös ist. Von den Gän­sen au­ßer­halb der Sei­ten­tür, die mir mit lan­g­aus­ge­streck­ten Häl­sen nach­lau­fen, wenn ich vor­bei­ge­he, träu­me ich die gan­ze Nacht, wie ein Mann, den wil­de Tie­re um­ge­ben, von Lö­wen träu­men wür­de.

      Dann ist ein lan­ger Gang da – für mich eine end­lo­se Per­spek­ti­ve –, der von Peg­got­tys Kü­che zum Haupt­tor führt. Eine dunkle Vor­rats­kam­mer mün­det auf die­sen Gang; – so recht ein Ort, um des Nachts dar­an scheu vor­bei­zu­lau­fen –, denn ich weiß nicht, was zwi­schen die­sen Ton­nen und Krü­gen und al­ten Tee­kis­ten ste­cken mag –, wenn sich nicht ge­ra­de je­mand mit ei­nem bren­nen­den Licht in der Kam­mer be­fin­det. Eine dump­fi­ge Luft, mit der sich der Ge­ruch von Sei­fe, Mi­xed-Pick­les, Pfef­fer, Ker­zen und Kaf­fee ver­mischt, strömt her­aus. Dann sind die bei­den Wohn­zim­mer da: Das eine, in dem abends mei­ne Mut­ter, ich und Peg­got­ty sit­zen, – denn Peg­got­ty leis­tet uns Ge­sell­schaft, wenn wir al­lein sind, und sie ihre Ar­beit ge­macht hat, – und das Empfangs­zim­mer, wo wir Sonn­tags sit­zen, prunk­voll, aber nicht so trau­lich. Für mich hat die­ses Zim­mer et­was Schwer­mü­ti­ges, denn Peg­got­ty hat mir er­zählt, – ich weiß zwar nicht mehr, wann, aber es muss lan­ge her sein – als mein Va­ter be­gra­ben wur­de, wä­ren die Trau­er­gäs­te drin mit schwar­zen Män­teln um­her­ge­gan­gen. Dort liest je­den Sonn­tag abends mei­ne Mut­ter Peg­got­ty und mir vor, wie La­za­rus von den To­ten auf­er­weckt wur­de. Und ich ängs­ti­ge mich so sehr dar­über, dass sie mich dann aus dem Bet­te her­aus­neh­men und mir aus dem Schlaf­zim­mer­fens­ter den stil­len Kirch­hof zei­gen müs­sen, wo die To­ten im fei­er­li­chen Mond­licht in ih­ren Grä­bern ru­hen.

      Auf der gan­zen Welt, so viel ich weiß, ist nir­gends das Gras nur halb so grün wie auf die­sem Kirch­hof, nir­gends sind die Bäu­me halb so schat­tig, und nichts ist so still wie die Grab­stei­ne. Die Scha­fe wei­den dort, wenn ich früh mor­gens in dem klei­nen Bett in dem Al­ko­ven hin­ter mei­ner Mut­ter Schlaf­zim­mer knie und hin­aus­schaue, und ich sehe das röt­li­che Licht auf die Son­nen­uhr schei­nen und den­ke bei mir: Freut sich die Son­nen­uhr, dass sie die Zeit an­ge­ben kann?

      Dann ist un­ser Bet­stuhl in der Kir­che da. Was für ein hoch­rücki­ger Stuhl! Da­ne­ben ist ein Fens­ter, von dem aus man un­ser Haus se­hen kann. Und oft­mals wäh­rend des Mor­gen­got­tes­diens­tes blickt Peg­got­ty hin­aus, um sich zu ver­ge­wis­sern, ob nicht ein­ge­bro­chen oder et­was in Brand ge­steckt wird. Wenn sie selbst auch ihre Au­gen um­her­wan­dern lässt, so wird sie doch böse, wenn ich das­sel­be tue, und winkt mir zu, wenn ich auf dem Sitz ste­he, dass ich den Geist­li­chen an­bli­cken sol­le. Aber ich kann ihn doch nicht im­mer­fort an­se­hen – ich ken­ne ihn doch so­wie­so auch ohne das wei­ße Ding, das er um­hat, und fürch­te im­mer, er kön­ne plötz­lich wis­sen wol­len, warum ich ihn so an­stau­ne, und viel­leicht gar den Got­tes­dienst un­ter­bre­chen, um mich dar­über zu be­fra­gen, – und was soll­te ich dann tun?

      Es ist et­was Schreck­li­ches, zu gäh­nen. Aber ir­gen­det­was muss ich doch ma­chen. Ich bli­cke mei­ne Mut­ter an, aber sie tut, als ob sie mich nicht sähe. Ich schaue einen Jun­gen im Sei­ten­schiff an; er schnei­det mir Ge­sich­ter. Ich sehe auf die Son­nen­strah­len, die durch die off­ne Tür her­ein­fal­len, und da er­bli­cke ich ein ver­irr­tes Schaf, ich mei­ne nicht einen Sün­der, son­dern einen Ham­mel, der Mie­ne macht, in die Kir­che zu tre­ten. Ich füh­le, dass ich nicht län­ger hin­schau­en kann, denn ich könn­te in Ver­su­chung kom­men, et­was laut zu sa­gen, und was wür­de dann aus mir wer­den. Ich bli­cke auf die Ge­dächt­nis­ta­feln an der Wand und ver­su­che, an den ver­stor­be­nen Mr. Bod­gers zu den­ken, und wel­cher Art wohl Mrs. Bod­gers Ge­füh­le ge­we­sen sein mö­gen, als ihr Mann so lan­ge krank lag und die Kunst der Ärz­te ver­ge­bens war. Ich fra­ge mich, ob sie auch Mr. Chil­lip ver­geb­lich ge­ru­fen ha­ben und wenn, ob es ihm recht ist, dar­an jede Wo­che ein­mal er­in­nert zu wer­den. Ich schaue von Mr. Chil­lip in sei­nem Sonn­tags­hals­tuch nach der Kan­zel hin und den­ke, was für ein hüb­scher Spiel­platz das sein müss­te, und was das für eine fei­ne Fes­tung ab­ge­ben wür­de, wenn ein an­de­rer Jun­ge die Trep­pen her­auf­käme zum An­griff, und man könn­te ihm das Samt­kis­sen mit den Trod­deln auf den Kopf schmei­ßen. Und wenn sich nach und nach mei­ne Au­gen schlie­ßen, und ich an­fangs den Geist­li­chen in der Hit­ze noch ein schläf­ri­ges Lied sin­gen höre, ver­neh­me ich bald gar nichts mehr. Dann fal­le ich mit ei­nem Krach vom Sit­ze und wer­de mehr tot als le­ben­dig von Peg­got­ty hin­aus­ge­tra­gen.

      Und dann wie­der sehe ich die Au­ßen­sei­te un­se­res Hau­ses, und die Fens­ter­lä­den des Schlaf­zim­mers ste­hen of­fen, da­mit die wür­zi­ge Luft hin­ein­strö­men kann, und im Hin­ter­grund des Haupt­gar­tens hän­gen in den ho­hen Ul­men die zer­zaus­ten Krä­hen­nes­ter. Jetzt bin ich in dem Gar­ten hin­ter dem Hof mit dem lee­ren Tau­ben­schlag und der Hun­de­hüt­te – ein wah­rer Park für Schmet­ter­lin­ge – mit sei­nem ho­hen Zaun und sei­ner Türe mit Vor­häng­sch­lös­sern, und das Obst hängt dick an den Bäu­men, rei­fer und rei­cher als in ir­gend­ei­nem an­de­ren Gar­ten, und mei­ne Mut­ter pflückt die Früch­te in ein Körb­chen, wäh­rend ich da­bei­ste­he und heim­lich ein paar ab­ge­zwick­te Sta­chel­bee­ren rasch in den Mund ste­cke und mich be­mü­he, un­be­tei­ligt aus­zu­se­hen.

      Ein star­ker Wind er­hebt sich, und im Handum­dre­hen ist der Som­mer weg. Wir spie­len im Win­ter­zwie­licht und tan­zen in der Stu­be her­um. Wenn mei­ne Mut­ter au­ßer Atem ist und im Lehn­stuhl aus­ruht, sehe ich ihr zu, wie sie ihre glän­zen­den Lo­cken um die Fin­ger wi­ckelt und sich das Leib­chen glatt zieht, und nie­mand weiß so gut wie ich, dass sie sich freut, so gut aus­zu­se­hen, und stolz ist, so hübsch zu sein.

      Das sind so ei­ni­ge von mei­nen frü­he­s­ten Ein­drücken. Das und ein Ge­fühl, dass wir bei­de ein biss­chen Angst hat­ten vor Peg­got­ty und uns in den meis­ten Fäl­len ih­ren An­ord­nun­gen füg­ten, ge­hört zu den ers­ten Schlüs­sen, – wenn ich so sa­gen darf, – die ich aus dem zog, was ich sah.

      Peg­got­ty und ich sa­ßen ei­nes Abends al­lein in der Wohn­stu­be vor dem Ka­min. Ich hat­te Peg­got­ty von Kro­ko­di­len vor­ge­le­sen. Ich muss wohl kaum sehr deut­lich ge­le­sen ha­ben, oder die arme See­le muss in tie­fen Ge­dan­ken ge­we­sen sein, denn ich er­in­ne­re mich, als ich fer­tig war, hat­te sie so eine Idee,

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