Komplexitätsmanagement. Michael Reiss
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Die folgende Zusammenstellung von typischen Formen des Domänen-Nexus beginnt mit Beispielen von Fortführungsmustern. So pflanzen sich Verspätungen bei der Abarbeitung von Fahrplänen oder Netzplänen über die Domänen (Stationen oder Vorgänge) fort, sofern keine Puffer vorhanden sind. Big Data bildet das Ergebnis des Zusammenfügens von Datenbeständen aus mehreren Domänen, etwa Clickstreams, Bewegungsprotokollen und Kreditkartennutzung. Ein Multidomänen-Verbund charakterisiert alle verketteten Domänen entlang von Lieferketten (z. B. Regressketten), Instanzenwegen, Befehlsketten und Berichtssystemen. Auch Modelle der strategischen Stimmigkeit zwischen den Domänen Strategie, Geschäftsprozesse, Strukturen, Humanressourcen und Unternehmenskultur basieren auf einem Komplexitätsfit zwischen diesen Domänen (Reiss 2013, S. 161 f.).
Neben der domänenübergreifenden Komplexitätsfortpflanzung existiert auch ein bidirektionaler Kompensationsverbund. Sozusagen einen Kompensationsklassiker stellt hier das Portfolio-Management dar, wenn dort im Marktanteil-Marktwachstum-Portfolio gut kalkulierbare Geschäftsfelder (Cash Kühe) und schlecht kalkulierbare Fragezeichen gemischt werden. Ein weiterer Kompensationsverbund besteht bei der Gestaltung des Informationsgehalts. Je höher der Gehalt einer Information, desto höher auch deren Unsicherheit, etwa das Falsifikationsrisiko. Dieser Komplexitätslast steht die informatorische Fundierung gegenüber, z. B. die Belege für die Gültigkeit der Information, die als Komplexitätspotenzial dienen. Der Informationsgehalt ergibt sich aus den beiden Domänen »Spezifikationsgrad« (z. B. Stringenz, Präzision) und »Extension« (Geltungsbereich). Angesichts der zu einem bestimmten Zeitpunkt begrenzten informatorischen Fundierung sind nur Kombinationen von hoher Spezifikation und geringer Extension oder von geringer Spezifikation und weiter Extension zulässig. Diese Kombinationen ergeben einen konstanten Informationsgehalt: Strategische Pläne kombinieren beispielsweise eine weite Extension (z. B. Langfristigkeit) mit einer geringen Spezifikation (z. B. Grobplanung). Umgekehrt sind operative Pläne durch einen hohen Spezifikationsgrad (Detailplanung) und geringe Reichweite (z. B. Kurzfristigkeit) gekennzeichnet. In einem Planungssystem aus mehreren Planungsebenen (strategische, taktische und operative Planung), in einer Unternehmenshierarchie oder zwischen Normen auf der globalen, regionalen und nationalen Normierungsebene (ISO, EN, DIN) repräsentiert jede Ebene eine Domäne. Zwischen den Planungs- oder Regelungsebenen besteht insofern ein Kompensationsverbund, als die fehlende Stringenz der strategischen Grobplanung durch eine operative Feinplanung (für eine kurze Frist) ausgeglichen wird.
Eine besondere Herausforderung für das ganzheitliche Komplexitätsmanagement stellen unklare Beziehungen zwischen Domänen dar. So beinhalten beispielsweise Multikanal-Vertriebssysteme mehrdeutige Beziehungen zwischen den Kanaldomänen. Dabei unterschätzt das traditionelle Modell der Channel Competition die faktische Komplexität: Tatsächlich sind etwa zwischen Ladenvertrieb und Online-Vertrieb hybride koopkurrente Verbundbeziehungen typisch. Auch der Verbund zwischen Elementenkomplexität und Relationenkomplexität ist selbst komplex, weil mehrdeutig: Strittig ist beispielsweise, wie sich die Anzahl und Vielfalt von Elementen (z. B. Unternehmen in einem Supply Network) in der Anzahl und Vielfalt von Informations-, Waren- und Geldflüssen niederschlägt. Ebenfalls unklar ist, ob sich die Anzahl der Akteure in einem Netzwerk in einer höheren oder niedrigeren Netzwerkdichte niederschlägt, womit die Zahl faktischer zur Zahl möglicher Beziehungen gemeint ist. Analog gehen einige Modelle der Oligopoltheorie davon aus, dass sich auf Oligopolmärkten nur wenige enge Beziehungen mit einer hohen Reaktionsverbundenheit (Preisreagibilität) oder einer hohen Kollusionsneigung herauskristallisieren.
Ganzheitlichkeit aufgrund des Domänen-Verbund muss nicht bedeuten, dass präventive Maßnahmen zur Begrenzung des Domänen-Verbunds automatisch ausgeklammert sind. Risikoseitig will man etwa unterbinden, dass sich Störungen und Risiken in Netzwerken ausbreiten. Um also die Resilienz des Netzwerks sicherzustellen, werden Schnittstellen abgebaut und Barrieren aufgebaut, wodurch diese Komplexitätslasten auf wenige Domänen eingegrenzt werden.
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