Die Lichtstein-Saga 3: Fineas. Nadine Erdmann
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Читать онлайн книгу Die Lichtstein-Saga 3: Fineas - Nadine Erdmann страница 8
Aber er war einfach nicht besonders gut darin, das in Worte zu fassen. Selbst bei Liv hatte er kaum die richtigen gefunden und bei Mia war es sogar noch schwieriger.
»Das, was Ari gesagt hat«, murmelte er deshalb leicht verlegen. »Pass auf dich auf, ja? Und auch auf Ben.« Es war schließlich offensichtlich, von wem seiner Eltern er seine Hitzköpfigkeit geerbt hatte.
Mia lächelte gerührt, zog ihn an sich und gab ihm einen Kuss auf die Schläfe. »Auf jeden Fall.« Dann zog sie auch Liv mit in ihre Umarmung und hielt beide eine ganz Weile lang fest. »Seid füreinander da und haltet euch gegenseitig den Rücken frei«, sagte sie, als sie die zwei wieder losließ. »So werden Ben und ich es auch machen.«
Überall in der Küche wurde jetzt umarmt und gedrückt, zur Vorsicht ermahnt und viel Glück gewünscht.
Auch Ben zog Noah kurz aber fest an sich und strubbelte ihm väterlich durchs Haar. »In spätestens zwei Wochen sehen wir uns hier wieder«, sagte er in einem Tonfall, der keine Zweifel zuließ, und wandte sich dann an Liv. »Bis dahin hab ich vollstes Vertrauen in dich, dass du dafür sorgen wirst, dass dieser Hitzkopf nicht Kopf und Kragen riskiert.« Er schloss auch sie kurz in seine Arme und fügte dann leiser hinzu: »Es ist ein gutes Gefühl, dich an seiner Seite zu wissen.«
Gerührt erwiderte Liv die Umarmung.
»Und wehe ich muss mir wieder Berichte über Harpyienangriffe und Lawinen anhören, wenn ihr zurückkommt!«, drohte Marta, als die fünf sich auch von ihr verabschiedet hatten. »Denkt an mein armes Herz!«
»Na ja«, meinte Zoe, während sie ihre Lederjacke zuknöpfte und die Kapuze überzog. »Ich schätze, das mit der Lawine wird in den Roten Bergen schwer. Da es dort affenheiß ist, könnte es, wenn überhaupt, nur eine Gerölllawine sein und die hatten wir dank ein paar tollpatschiger Gnome eigentlich schon in den Weißen Bergen.« Sie grinste. »Damit können wir die also von unserer To-Do-Liste streichen.«
Gespielt empört stemmte Marta eine Hand in die Hüfte und deutet mit der anderen zur Tür. »Raus!«
Kapitel 4
Der Regen fiel in dichten Schleiern herab, als die fünf ausgestattet mit Handkarren, Körben und Rucksäcken die steile Straße vom Kloster hinunter in die Stadt liefen. Da sie häufiger gemeinsam oder paarweise kleinere Besorgungen in Burgedal erledigten, würden sich mögliche Beobachter nicht wundern, dass sie auch heute – trotz Regen – loszogen, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Um die Tarnung perfekt zu machen, hatte Ari bei ihren vorherigen Streifzügen durch die Stadt sogar Vin im Kloster gelassen. Eigentlich hatten sie so austesten wollen, ob er den kleinen Wolf während der Reise zu den Drachen im Kloster lassen konnte, aber das hatte sich schnell als unmöglich herausgestellt. Blieb Ari zu lange fort, heulte Vin das ganze Kloster zusammen, was ein heimliches Verschwinden der Cays unmöglich machte. Daher hatte Ari Vin beigebracht, sich in einem Rucksack tragen zu lassen, um ihn ungesehen aus dem Kloster zu schleusen.
Die fünf sprachen nicht viel, während sie den Weg zur Stadt hinabliefen. Der Abschied von ihren Eltern, Marta und Ignatius lastete allen auf der Seele. Gleichzeitig waren alle angespannt, weil der Austausch mit ihren Doppelgängern bevorstand und reibungslos funktionieren musste. Wenn etwas schiefging, war ihr Täuschungsmanöver und die ausgeklügelte Planung der letzten Tage dahin.
Liv blickte sich geschützt durch ihre Kapuze verstohlen um. Es war ein seltsames Gefühl, davon ausgehen zu müssen, dass man sie beobachtete. Wie ein ständiges ungutes Kribbeln im Nacken. Wo mochten sich Konstantins Beobachter versteckt halten? Liv wagte nicht, sich zu offensichtlich umzusehen. Bloß kein Misstrauen erwecken.
In ihrer Gasse begegnete ihnen kaum jemand. Die tiefhängenden grauen Wolken sorgten dafür, dass es früher als sonst zu dämmern begann, und der Regen trieb die Burgedaler in ihre Häuser. Wie abgesprochen hatten die Sylphen für das Täuschungsmanöver das richtige Wetter besorgt. Die Windgestalten an ihrer Seite zu haben, war definitiv praktisch.
Die fünf erreichten den Marktplatz, auf dem sonst kurz vor der Abendzeit immer reges Treiben herrschte, weil die Händler die letzten Waren des Tages günstiger anboten und viele Einwohner sich das nicht entgehen ließen. Heute waren viele Stände jedoch schon früher geschlossen worden und deutlich weniger Leute als sonst versuchten, noch schnell ein paar Schnäppchen zu machen. Die fünf hielten sich auf dem äußeren Ringweg, der einmal um den Marktplatz herumführte, und stoppten an einer der Gassen, die in den Ostteil der Stadt und zu Mattes’ Schmiede führte.
»Hier trennen sich unsere Wege«, sagte Kaelan leise an Zoe und Liv gewandt. »Viel Glück und seid vorsichtig. Wir sehen uns morgen auf dem Eichenhof.«
Liv nickte und merkte, wie ihre Nervosität noch mal deutlich anstieg.
»Kriegen wir hin«, meinte Zoe dagegen leichthin. »Ich wette, Liv und ich sind sogar eher dort als ihr.« Sie grinste frech.
»Herausforderung angenommen.« Kaelan grinste zurück.
Noah suchte Livs Blick. »Passt gut auf euch auf.« Gern hätte er ihre Hand genommen oder – noch besser – sie zum Abschied geküsst, aber das wäre zu auffällig gewesen. Offiziell trennten sich ihre Wege ja nur kurz, weil jeder in einen anderen Laden ging.
»Das Gleiche gilt für euch.« Liv schenkte ihm ein kleines Lächeln – und jetzt wollte er sie definitiv küssen. Trotzdem hielt er sich heldenhaft zurück.
Ari sah sich unauffällig um. »Wir sollten weitergehen, bevor sich irgendwer wundert.«
Kaelan nickte. »Mistwetter«, sagte er dann lauter als zuvor. »Ich wette, Ari, Noah und ich sind vor euch zurück am Kloster!«
»Wette angenommen!«, gab Zoe sofort zurück. »Los komm, Liv, mit dem Karren haben sie gegen uns keine Chance!« Damit packte sie Liv am Arm und die beiden rannten los.
»Dafür verquatschen wir uns bei unseren Einkäufen nicht mit jedem zweiten, der uns begegnet!«, rief Noah ihnen hinterher.
Liv und Zoe ignorierten ihn geflissentlich und eilten weiter die Ringstraße entlang bis zu der Gasse, die sie zu Bettys Nähstube führte. Ein helles Glöckchenklimpern ertönte, als die beiden durch die Tür traten. Im Laden war es warm und gemütlich. Wegen der frühen Schlechtwetterdämmerung brannten Öllampen und in einem kleinen Ofen prasselte ein Feuer, das eine Teekanne und zwei Tassen warmhielt.
»Hallo Betty, hallo Otto«, grüßte Zoe.
»Hallo ihr zwei.« Betty war um die siebzig, klein und schmal, mit grauen Haaren, die sie zu einem Knoten gebunden am Hinterkopf trug. Sie lächelte ihnen entgegen, genauso wie ihr Mann, der an einem der Regale verschiedene Rollen mit Nähgarn sortierte.
»Ein fürchterliches Wetter haben wir da draußen, nicht wahr?«, meinte er. »Gestern noch so heiß und heute ist es so kalt wie im Herbst. Kommt herein und wärmt euch kurz auf.«
»Vielen Dank.« Zoe streifte ihre Kapuze vom Kopf. Liv tat es ihr gleich.
»Oh, das ist doch selbstverständlich«, winkte Betty ab. »Kommt mit nach hinten ins Lager, da ist es schön warm und da habe ich auch die Stoffe fürs Kloster.« Eifrig schlurfte sie zu einer Tür, die in den hinteren Bereich der Nähstube