Die Lichtstein-Saga 3: Fineas. Nadine Erdmann

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Die Lichtstein-Saga 3: Fineas - Nadine Erdmann Die Lichtstein-Saga

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er verstanden hatte. »Ja, geht nur, ich halte hier die Stellung.«

      Liv und Zoe folgten Betty. Das Lager war dämmrig und eng und eigentlich bloß ein schlauchartiger Gang, der vom Ladenlokal zu einer weiteren Tür führte. Regale mit dicken Stoffballen, sortiert nach Farben und Arten der Stoffe, ragten rechts und links bis hoch zur Decke. Betty durchquerte den Gang zielstrebig und öffnete die Tür an dessen Ende.

      »Kommt rein. Stina wartet schon.«

      Hinter der Tür lag die Wohnstube des Ehepaars. Die eine Hälfte diente als Küche mit Holzofen, Spüle, einer Anrichte, Regalen, auf denen sich Geschirr ordentlich stapelte, und einem Esstisch mit vier Stühlen. In der anderen Hälfte lag die Wohnecke mit einem kleinen Sofa, einer Vitrine voller Bücher und einem Kamin, vor dem ein Schaukelstuhl und ein alter Ohrensessel standen. Im Sessel saß ein Mädchen und hatte gelesen, doch als Liv und Zoe die Stube betraten, sprang es sofort auf.

      »Da seid ihr ja. Hallo«, grüßte sie die beiden.

      »Hey Stina.« Zoe trat zu ihr und die beiden umarmten sich kurz. Wie Zoe war Stina eine Novizin in der Garde und die beiden kannten sich vom gemeinsamen Unterricht in Gesetzeskunde und vom Training in Bogenschießen, Schwertkampf und Selbstverteidigung. Zoe hatte Stina als Livs Doppelgängerin vorgeschlagen, als Ignatius ihnen zum ersten Mal von ihrem geplanten Täuschungsmanöver erzählt hatte.

      »Hallo«, grüßte auch Liv und fand es ziemlich schräg, ihrer Doppelgängerin gegenüberzustehen. Stina war etwas größer als sie und im Gegensatz zu Liv musste sie bereits achtzehn sein, denn erst mit der Volljährigkeit durfte man der Garde beitreten. Wie Liv war Stina eher klein für ihr Alter, ihre langen Haare waren genauso straßenköterblond und sie hatte sie wie ausgemacht mit ein paar Lederbändern im Nacken zurückgebunden. Ihre Gesichter waren beide schmal und sie hatten Stupsnasen, ansonsten ähnelten sie sich allerdings nur grob und ihre Augenfarben stimmten gar nicht: Livs waren braun, Stinas blau. Aber diese Unterschiede würden sicher niemandem auffallen, der sie bloß aus weiterer Entfernung sah.

      Stina grinste. »Freut mich, dich kennenzulernen.« Sie zog auch Liv in eine kurze Umarmung, schob sie dann von sich und musterte sie von oben bis unten. »Also ich denke, die Täuschung müsste funktionieren.«

      Liv grinste zurück. »Ja, das denke ich auch. Vielen Dank, dass du dich bereit erklärt hast, uns zu helfen.«

      Aber Stina winkte bloß ab. »Hallo? Das ist doch selbstverständlich. Ich will ganz sicher nicht, dass sich in unserer Heimat irgendwelche Kreaturen der Finsternis breitmachen. Also müssen wir Konstantin aufhalten, und wenn ich dabei helfen kann, indem ich mich als deine Doppelgängerin ausgeben, bin ich auf jeden Fall sofort dabei.«

      Liv lächelte. »Trotzdem danke.«

      »Wir sollten uns beeilen«, drängte Zoe. »Wenn wir zu viel Zeit vertrödeln, wird womöglich noch jemand misstrauisch, wenn man uns gefolgt ist. Also los.«

      Liv zog ihre nasse Lederjacke aus, dann auch Hose und Stiefel, die ähnlich durchnässt waren, und tauschte sie gegen Stinas trockene Kleidungsstücke, während Stina in Livs nasse Klamotten schlüpfte. Betty war derweilen mit den Worten »Ich hole euch die Stoffe fürs Kloster« zurück ins Lager verschwunden.

      »Zeit für den Abschied.« Zoe drückte Liv kurz an sich. »Ich finde dich, sobald wir morgen weit genug von Burgedal entfernt sind.«

      Für den ersten Wegabschnitt war Liv am nächsten Tag auf sich gestellt und musste sich zum ersten Mal allein außerhalb der Stadtmauern zurechtfinden. »Wäre cool. Aber keine Sorge, wenn nicht, ist es auch okay«, versicherte sie. Ignatius und Ben hatten ihr den Weg auf der Karte gezeigt und er war leicht einzuprägen gewesen. »Dann sehen wir uns auf dem Eichenhof.«

      »Definitiv.«

      »Danke noch mal – auch wenn du es nicht hören willst«, sagte Liv, als sie sich auch von Stina verabschiedete.

      Die schnitt ihr eine Grimasse und sie umarmten sich kurz. Dann zog Stina sich die nasse Kapuze über den Kopf und verschwand im Lager.

      »Wir sehen uns!« Zoe winkte Liv noch einmal zu und folgte Stina.

      Im Lagerraum drückte Betty ihr ein dickes Bündel aus verschiedenen Stoffbahnen in den Arm, das sie in ein wasserabweisendes Tuch eingeschlagen hatte. »Das ist die Ware fürs Kloster.«

      »Danke dir.«

      Die drei gingen zurück in den Verkaufsraum, der abgesehen von Otto, der noch immer Garnrollen sortierte, leer war. Er sah von seiner Arbeit auf und lächelte ihnen verschwörerisch zu. »Grüßt mir Ignatius. Und passt gut auf euch auf.«

      Betty ging zur Tür und hielt sie den beiden Mädchen auf. »Grüße an alle und seht zu, dass ihr bei dem Regen schnell ins Kloster zurückkommt.«

      Zoe zog ihre Kapuze über. »Machen wir. Und danke für alles!«

      Betty zwinkerte vielsagend. »Ich hoffe, die Stoffe gefallen Helen und Marta.«

      »Mit Sicherheit.« Zoe grinste. Dann stieß sie Stina an. »Los komm, auf zum Krämer!«

      Mit gesenkten Köpfen liefen die beiden in den Regen hinaus.

      Betty blickte ihnen nach. »Viel Glück für eure Reisen!«, rief sie ihnen hinterher. »Möge der Engel euch beschützen!«

       Die Lichtstein-Saga 3: Fineas Kapiteltitelstein

      Noah lag auf seinem Deckenlager in Mattes’ Wohnstube und blickte durchs Fenster hinauf in den Nachthimmel. Es hatte aufgehört zu regnen und durch die Lücken in der Wolkendecke funkelten Sterne. Es war schon spät. Sicher weit nach Mitternacht, aber der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Zu viele Dinge gingen ihm im Kopf herum.

      Sie hatte begonnen. Die Reise zu Fineas, seinem Lichtstein.

      Zumindest beinahe, noch waren sie ja nicht unbemerkt aus Burgedal herausgekommen. Aber der Austausch mit ihren Doppelgängern war ohne Probleme vonstattengegangen. Noah hatte vorgegeben, mit Ari und Kaelan bei Mattes in der Schmiede einige Eisenstangen abzuholen, die als Gewächshilfen in den Klostergärten eingesetzt werden sollten. Während Mattes die Ware auf ihren Handkarren geladen hatte, waren sie in seine Wohnung über der Schmiede verschwunden, wo ein Novize und zwei junge Ritter aus der Garde auf sie gewartet hatten. Sie hatten die Rollen getauscht und die drei waren zurück ins Kloster gelaufen. Da es von dort keine Meldung gegeben hatte, musste die erste – und wichtigste – Stufe ihres Täuschungsmanövers funktioniert haben.

      Kaelan, Ari und Noah hatten mit Mattes abendgegessen und sich dann mit Decken und Kissen ein Nachtlager hergerichtet, wobei Noah und Kaelan Ari das Sofa überließen. Seine Schulter heilte zwar gut, trotzdem würde besonders für ihn die Reise zu den Drachen anstrengend werden.

      Die Reise zu den Drachen.

      Ein Lächeln huschte über Noahs Gesicht, als er das Gefühl von Aufregung und Vorfreude spürte, das ihn jedes Mal packte, wenn er an sein Lichtsteinvolk dachte. Er war wahnsinnig gespannt auf die Drachen. Himmel, wer wäre das nicht?

      Doch es ging nicht allein darum, dass Drachen einfach verdammt coole Wesen waren. Er fühlte sich schon jetzt verbunden mit ihnen, obwohl er sie noch gar nicht kannte. Sie waren so was wie die Außenseiter in

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