Zeit zählt. Andrew Abbott

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Zeit zählt - Andrew Abbott Positionen – Sozialforschung weiter denken

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person who starts things easily but does not finish them easily«, gibt er freimütig zu Protokoll.140 »Wir fangen immer erst an zu denken«, schreibt er an anderer Stelle.141 Prozessual gesehen handelt es sich bei diesen Anfängen genau genommen um Unterbrechungen des bisherigen Denkens, die dann wieder zu neuen Argumenten führen – wobei Abbott selbst das Problem sieht, dass es ihm nicht gelingt, sein Denken lang genug »einzufrieren«, um längere Stücke wie die avisierte Monografie The Social Process tatsächlich zum Abschluss zu bringen.142 Stattdessen arbeitet er sequenziell, »ständig auf Anfang«, und ist in ständiger Bewegung143 – wobei ihm nicht zuletzt eine spezifische Form der Ignoranz hilft, die er gegenüber der Soziologie kultiviert. Seit den frühen 1980er Jahren verzichtet er immer mal wieder für längere Zeit darauf, soziologische Theorien zu lesen – mit dem Argument, dass diejenigen, die in der Soziologie als Klassiker gelten (Karl Marx, Émile Durkheim, Max Weber, aber auch die Chicago School und Clifford Geertz), bereits die wesentlichen sozialtheoretischen Denkfiguren formuliert hätten.144 Wie er freimütig einräumt, schützt ihn diese Ignoranz davor, allzu viel Zeit darauf zu verwenden, das Altbekannte in seine eigene soziologische Sprache zu übersetzen, anstatt sich unter dem Eindruck dichter Gegenwarten selbst auf die Suche nach neuen Ideen zu machen.145

      VIZeit zählt: Abbott in der Soziologie

      Mit seiner programmatischen Ansage »time matters« für die soziologische Theorie – »Zeit(lichkeit) zählt« – bietet Abbott eine Fülle an Anknüpfungspunkten, um die bestehenden und derzeit auflebenden Debatten um die Zeitlichkeit des Sozialen voranzubringen. Mit seinen Bemühungen, besser zu verstehen, was es bedeutet, von einer Aufeinanderfolge von Sequenzen zu sprechen, und Antworten auf die Frage zu finden, welche Relevanz diese Sequenzialität für die Sozialtheorie hat, greift Abbotts prozesssoziologischer Theorieansatz in ein zwar nicht brachliegendes, aber doch erstaunlich unterentwickeltes semantisches Feld ein. Dass wir Abbotts Programm in diesem Band als eine Kollektion vor allem prozesstheoretischer Interventionen präsentieren, ruft dabei zwei Kernfragen auf: zum einen das Problem der angemessenen Theoretisierung der Zeitlichkeit sozialer Realität, zum anderen die Frage nach der Relevanz von Zeit für ein Verständnis sozialer Wirklichkeit.

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