Zeit zählt. Andrew Abbott

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Zeit zählt - Andrew Abbott Positionen – Sozialforschung weiter denken

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sei realer als die anderen, weil von ihr die ontologische Prägung der sozialen Welt ausgehe.98 Die betreffenden Unterscheidungen sind Abbott zufolge sinnlos, real sind – um es zu wiederholen – Okkurrenzen und Ereignisse, die narrativ verkettet sind. Es emergieren lediglich Entitäten (wie prekär und fluid auch immer),99 von denen aber nicht behauptet werden kann, die einen seien wirklicher als die anderen, wie es etwa stillschweigend im Coleman’schen Badewannenmodell unterstellt wird.100 Abbott strebt also nicht eine Soziologie an, die eine Art Mikrofundierung betreibt, also – wie dies etwa bei Randall Collins der Fall ist101 – den basalsten Mikrovorgängen des Sozialen irgendwelche ontologische Priorität zuerkennen will. Ganz im Gegenteil: Abbott möchte auf eine Soziologie hinaus, die es sich zum Ziel setzt, je unterschiedliche Prozesse als verkettete Ereignisfolgen in ihrer Verschränktheit zu analysieren, also herauszubekommen, wie sie verbunden sind, dabei immer davon ausgehend, dass einige dieser verschränkten Prozesse sehr viel länger dauern als andere (die biologischen Prozesse des menschlichen Lebens haben eine andere Temporalität als diejenigen von Familien oder Organisationen), einige weit in andere Ökologien hineinreichen etc. Er will die ontologischen Ebenen des Sozialen also nicht nur enthierarchisieren, sondern auflösen.

      VAuf der Suche nach der nächsten Revision

      Einführungen in das Werk einer Autorin oder, wie in unserem Fall, eines Autors laufen nicht selten Gefahr, die betreffende Forschungsbiografie konsistenter und geradliniger zu beschreiben, als sie es tatsächlich ist. Das haben wir zu Beginn bereits angedeutet. Abbott selbst hätte für ein solches Vorgehen sicher kaum Verständnis. Im Hinblick auf sich selbst schiebt er entsprechenden Avancen konsequent den Riegel vor, indem er immer darauf hinweist, dass die Texte, die er veröffentlicht, in der Regel keine simplen Fortsetzungen bisheriger Arbeiten sind. Was er, wie gesehen, mithilfe des Konzepts des Encoding ganz generell über das Problem der Fortführung vergangener sozialer Strukturen in die Gegenwart sagt, gilt selbstverständlich auch für sein eigenes Werk.

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