Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

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Be­mer­kung, die stets ein Lä­cheln auf ih­ren Lip­pen her­vor­rief. Sie hat­te einen wit­zi­gen, lie­bens­wür­di­gen, schnell auf­fal­len­den Esprit, den Esprit ei­nes al­les wis­sen­den Gas­sen­jun­gen, der die Din­ge mit Gleich­mut be­trach­tet und mit leich­tem, lus­ti­gem Spott über sie hin­weg­geht.

      Du­roy ver­such­te ver­geb­lich, ihr ir­gend­ein Kom­pli­ment zu sa­gen, und da er nichts fand, be­schäf­tig­te er sich mit ih­rer Toch­ter; er goss ihr Wein ein, hielt ihr die Schüs­sel, be­dien­te sie und er­wies sich als auf­merk­sa­mer Nach­bar. Das Kind war viel erns­ter als sei­ne Mut­ter, dank­te mit ru­hi­ger Wür­de, nick­te mit dem Kopf und sag­te:

      »Sie sind sehr lie­bens­wür­dig…«, und dann lausch­te sie wie­der mit nach­denk­li­chem Ge­sichts­aus­druck der Un­ter­hal­tung der Er­wach­se­nen.

      Das Es­sen war vor­treff­lich und fand all­ge­mei­nen Bei­fall. Herr Wal­ter aß wie ein hung­ri­ger Wolf, sprach fast gar nichts und be­trach­te­te un­ter sei­nem Knei­fer mit schrä­gen Bli­cken die Spei­sen, die ihm ser­viert wur­den. Nor­bert de Va­ren­ne wett­ei­fer­te mit ihm und ließ Sau­ce auf den Hemdein­satz fal­len.

      Fo­res­tier über­wach­te das Gan­ze mit lä­cheln­der Auf­merk­sam­keit, er wech­sel­te von Zeit zu Zeit mit sei­ner Frau Bli­cke des Ein­ver­ständ­nis­ses, als woll­te er sa­gen: »Siehst du, un­ser schwie­ri­ges, ge­mein­sa­mes Werk klappt aus­ge­zeich­net.«

      Die Ge­sich­ter wur­den rot, die Stim­men laut. Alle Au­gen­bli­cke flüs­ter­te der Die­ner den Gäs­ten ins Ohr: »Cor­ton — Château La­ro­se.«

      Du­roy fand den Cor­ton nach sei­nem Ge­schmack und ließ je­des Mal sein Glas fül­len. Eine an­ge­neh­me, er­wär­me­n­de Fröh­lich­keit er­füll­te ihn, eine hei­ße Freu­de, die ihm vom Ma­gen in den Kopf stieg, durch sei­ne Adern rann und ihn ganz durch­drang. Er fühl­te sich von voll­kom­mens­tem Be­ha­gen er­füllt, von ei­nem Be­ha­gen des Le­bens und Den­kens, des Kör­pers und der See­le.

      Und es über­kam ihn ein Ver­lan­gen, zu spre­chen, sich her­vor­zu­tun, ge­hört und ge­schätzt zu wer­den, wie die­se Män­ner, de­ren ge­rings­te Be­mer­kun­gen lau­ten Bei­fall fan­den.

      Die Un­ter­hal­tung ging un­auf­hör­lich, sprang von ei­ner An­sicht zur an­de­ren, hat­te nun alle Er­eig­nis­se des Ta­ges er­schöpft und da­bei tau­send Fra­gen ge­streift. Dann kehr­te sie zu der großen In­ter­pel­la­ti­on des Herrn Mo­rel über die Ko­lo­ni­sa­ti­on in Al­gier zu­rück.

      Herr Wal­ter mach­te zwi­schen zwei Gän­gen ein paar scherz­haf­te Be­mer­kun­gen, denn er war geist­reich und für Wit­ze ver­an­lagt. Fo­res­tier er­zähl­te über sei­nen Ar­ti­kel vom nächs­ten Tage. Jaques Ri­val ver­lang­te eine mi­li­tä­ri­sche Ver­wal­tung mit Über­las­sung von Län­de­rei­en an alle Of­fi­zie­re, die zwan­zig Jah­re im Ko­lo­ni­al­dienst ver­bracht hat­ten.

      »Auf die­se Wei­se«, sag­te er, »wer­den sie eine ener­gi­sche Be­völ­ke­rung schaf­fen, die das Land seit län­ge­rer Zeit kennt und liebt, sei­ne Spra­che be­herrscht und über alle Schwie­rig­kei­ten in ko­lo­nia­len Fra­gen Be­scheid weiß, an de­nen die Neu­lin­ge un­fehl­bar stol­pern müs­sen.«

      Nor­bert de Va­ren­ne un­ter­brach ihn.

      »Ja … sie wer­den über al­les Be­scheid wis­sen, nur nicht über die Land­wirt­schaft. Sie wer­den Ara­bisch ver­ste­hen, aber kei­ne Ah­nung da­von ha­ben, wie man Rü­ben pflanzt oder Ge­trei­de sät. Sie wer­den stark im Fech­ten sein und schwach im Dün­gen. Nein, die­ses neue Land muss für je­der­mann of­fen sein. Die Tüch­ti­gen wer­den dann dort ih­ren Weg ma­chen, die an­de­ren ge­hen eben zu­grun­de. Das ist ein so­zia­les Ge­setz.«

      Es folg­te ein kur­z­es Schwei­gen. Man lä­chel­te.

      Ge­or­ge Du­roy öff­ne­te den Mund, und er­staunt über den Klang sei­ner Stim­me, als ob er sich selbst noch nie hat­te re­den hö­ren, sag­te er:

      »Woran es da un­ten am meis­ten fehlt, das ist der gute Bo­den. Die wirk­lich frucht­ba­ren Län­de­rei­en kos­ten da ge­ra­de so viel wie in Frank­reich und wer­den als Ka­pi­tal­an­la­ge von rei­chen Pa­ri­sern auf­ge­kauft. Die wirk­lich ar­men Ko­lo­nis­ten, die aus­wan­dern, um Brot zu ge­win­nen, sind auf die Wüs­te an­ge­wie­sen, wo aus Man­gel an Was­ser gar nichts ge­deiht.«

      Alle blick­ten ihn an; er fühl­te, wie er rot wur­de.

      Herr Wal­ter frag­te: »Ken­nen Sie Al­gier, mein Herr?«

      Er ant­wor­te­te: »Ja­wohl, mein Herr, ich war dort acht­und­zwan­zig Mo­na­te und habe mich in al­len drei Pro­vin­zen auf­ge­hal­ten.«

      Nun frag­te ihn plötz­lich Nor­bert de Va­ren­ne, der den Fall Mo­rel ver­gaß, über die Ein­zel­hei­ten in den Sit­ten der Ein­ge­bo­re­nen, die er von ei­nem Of­fi­zier er­fah­ren hat­te. Es han­del­te sich um Mzab, eine selt­sa­me, klei­ne, ara­bi­sche Re­pu­blik in­mit­ten der Sa­ha­ra, im tro­ckens­ten Tei­le je­nes hei­ßen Erd­tei­les.

      Du­roy war zwei­mal in Mzab ge­we­sen und er­zähl­te nun von den Sit­ten die­ses ei­gen­ar­ti­gen Lan­des, wo Was­ser­trop­fen Gold­wert ha­ben und je­der Be­woh­ner zu al­len öf­fent­li­chen Ar­bei­ten ver­pflich­tet ist und im Han­del und Ge­wer­be eine Ehr­lich­keit herrscht, wie man sie bei zi­vi­li­sier­ten Völ­kern in Eu­ro­pa kaum kennt.

      Er sprach mit ei­nem ge­wis­sen Schwung; der Wein und der Wunsch zu ge­fal­len, trie­ben ihn an. Er er­zähl­te An­ek­do­ten aus dem Sol­da­ten­le­ben, Kriegs­ge­schich­ten und al­ler­lei klei­ne Züge aus dem Le­ben der Ara­ber. Er fand so­gar ein paar far­bi­ge Aus­drücke zur Schil­de­rung der wei­ten, gel­ben Wüs­te­ne­be­ne, die un­ter der ver­zeh­ren­den Son­nenglut in ewi­ger öde liegt. Alle Da­men hiel­ten die Au­gen auf ihn ge­rich­tet.

      Frau Wal­ter mur­mel­te mit ih­rer lang­sa­men Stim­me:

      »Sie könn­ten aus ih­ren Erin­ne­run­gen eine Rei­he rei­zen­der Ar­ti­kel ma­chen.«

      Da­rauf­hin be­trach­te­te auch Herr Wal­ter über sei­nen Knei­fer den jun­gen Mann, wie er es im­mer tat, wenn er ein Ge­sicht wirk­lich ge­nau se­hen woll­te. Die Spei­sen sah er sich un­ter dem Knei­fer hin­weg an.

      Fo­res­tier er­griff die Ge­le­gen­heit:

      »Ver­ehr­ter Chef, ich er­zähl­te Ih­nen be­reits von Herrn Ge­or­ge Du­roy, und bat Sie, ihn für die po­li­ti­schen In­for­ma­tio­nen bei uns an­zu­stel­len. Seit­dem Ma­ram­bot uns ver­las­sen hat, habe ich nie­man­den für drin­gen­de und ver­trau­li­che Er­kun­di­gun­gen zur Ver­fü­gung und für die Zei­tung ist die­ser Man­gel recht be­deu­tend.«

      Papa Wal­ter wur­de plötz­lich ganz ernst und nahm sei­ne Bril­le ab, um Du­roy noch ge­nau­er be­trach­ten zu kön­nen. Dann sag­te er:

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