Guy de Maupassant – Gesammelte Werke. Guy de Maupassant

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Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant Gesammelte Werke bei Null Papier

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im Stil ei­nes Zei­tungs­ro­ma­nes, er­staun­li­che Ge­scheh­nis­se und schwüls­ti­ge Be­schrei­bun­gen auf­ein­an­der. Er schrieb in un­ge­schick­tem Schü­ler­stil mit Un­ter­of­fi­ziers­aus­drücken. In ei­ner Stun­de war der Auf­satz be­en­det, der ei­nem Wirr­warr von Tor­hei­ten glich, und trug ihn selbst­si­cher auf die Vie Françai­se. Der ers­te Mensch, der ihm hier be­geg­ne­te, war Saint-Po­tin, der ihm mit der Herz­lich­keit ei­nes Mit­schul­di­gen die Hand schüt­tel­te.

      »Ha­ben Sie mei­ne Un­ter­re­dung mit dem Chi­ne­sen und dem In­der ge­le­sen?« frag­te der Re­por­ter. »Ist sie nicht spa­ßig? Ganz Pa­ris hat sich über die Sa­che amü­siert. Und da­bei habe ich nicht ein­mal ihre Na­sen­spit­ze ge­se­hen.«

      Du­roy hat­te noch nichts ge­le­sen; er nahm so­fort die Zei­tung und durch­flog den lan­gen Ar­ti­kel mit dem Ti­tel »In­di­en und Chi­na«, wäh­rend ihm der Re­por­ter die in­ter­essan­tes­ten Stel­len zeig­te.

      Fo­res­tier kam ei­lig, schnau­fend, mit ge­schäf­ti­gem Ge­sichts­aus­druck her­ein:

      »Ah, gut, ich brau­che euch bei­de.«

      Und er gab ih­nen eine Rei­he po­li­ti­scher Er­kun­di­gun­gen auf, die er bis zum Abend ha­ben müss­te.

      Du­roy über­reich­te ihm sei­nen Ar­ti­kel.

      »Hier hast du die Fort­set­zung über Al­gier.«

      »Sehr schön. Gib her, ich wer­de sie dem Chef ge­ben.«

      Das war al­les.

      Saint-Po­tin zog sei­nen neu­en Kol­le­gen mit hin­aus, und als sie im Flur wa­ren, frag­te er ihn:

      »Wa­ren Sie schon an der Kas­se?«

      »Nein, warum?«

      »Wa­rum? Um sich Ihr Ge­halt aus­zah­len zu las­sen. Se­hen Sie, man muss stets einen Mo­nat im Voraus neh­men. Man weiß nie, was kom­men kann.«

      »Aber na­tür­lich … umso bes­ser.«

      »Ich will Sie dem Kas­sie­rer vor­stel­len. Er wird kei­ne Schwie­rig­kei­ten ma­chen. Man zahlt hier gut.«

      Du­roy er­hielt sei­ne zwei­hun­dert Fran­cs so­wie acht­und­zwan­zig Fran­cs für sei­nen gest­ri­gen Ar­ti­kel, so­dass er zu­sam­men mit dem Rest sei­nes Ge­hal­tes von der Nord­bahn drei­hun­dert­und­vier­zig Fran­cs bar in der Ta­sche hat­te. Noch nie hat­te er so viel auf ein­mal in den Hän­den ge­habt, und er glaub­te, er wäre reich für ewi­ge Zei­ten.

      Dann führ­te ihn Saint-Po­tin in die Re­dak­tio­nen von vier oder fünf Kon­kur­renz­blät­tern und plau­der­te dort und schwatz­te, in der Hoff­nung, dass die Nach­rich­ten, die er ein­ho­len soll­te, schon von an­de­ren er­mit­telt wa­ren, und dass es ihm ge­lin­gen wür­de, sie ih­nen mit Hil­fe sei­nes wort­rei­chen und lis­ti­gen Ge­plau­ders ab­zu­lo­cken.

      Als der Abend kam, be­schloss Du­roy, der nichts wei­ter zu tun hat­te, wie­der ein­mal nach den Fo­lies Ber­gè­re zu ge­hen. Er hoff­te, mit Dreis­tig­keit durch­zu­drän­gen und ging zum Kon­trol­leur:

      »Ich hei­ße Ge­or­ges Du­roy und bin Re­dak­teur der Vie Fran­cai­se. Ich war neu­lich mit Herrn Fo­res­tier hier, der ver­spro­chen hat, mir einen frei­en Ein­tritt zu ver­schaf­fen. Ich weiß nicht, ob er es ge­tan hat?«

      Man sah im Ver­zeich­nis nach. Sein Name stand nicht dar­in. Doch sag­te der Kon­trol­leur, ein sehr freund­li­cher Mann:

      »Tre­ten Sie ru­hig ein und wen­den Sie sich mit Ih­rer Bit­te an den Herrn Di­rek­tor, der Ihren Wunsch ge­wiss gern er­fül­len wird.«

      Er trat ein und be­geg­ne­te fast so­fort Ra­hel, dem Mäd­chen, das er neu­lich nach Hau­se be­glei­tet hat­te. Sie kam so­fort auf ihn zu:

      »Gu­ten Tag, mein lie­ber Jun­ge, wie geht es dir?«

      »Aus­ge­zeich­net; und dir?«

      »Nicht schlecht. Den­ke dir, ich habe seit je­nem Abend schon zwei­mal von dir ge­träumt.«

      Du­roy lä­chel­te ge­schmei­chelt.

      »Ah! Ah! Und was soll das be­wei­sen?«

      »Das be­weist, dass du mir ge­fal­len hast, dum­mes Schaf, und dass wir von Neu­em an­fan­gen wol­len, wenn es dir passt.«

      »Heu­te, wenn es dir recht ist?«

      »Oh, ich will sehr gern.«

      »Gut, aber höre …«

      Er zö­ger­te, et­was ver­wirrt durch sein Vor­ha­ben.

      »Dies­mal näm­lich habe ich gar kein Geld. Ich kom­me aus dem Klub, wo ich al­les ver­mö­belt habe.«

      Sie blick­te ihm tief in die Au­gen und fühl­te in­stink­tiv sei­ne Lüge mit der Er­fah­rung ei­ner Dir­ne, die an die Gau­ne­rei­en und das Feil­schen der Män­ner ge­wöhnt ist.

      »Schwind­ler! Du weißt doch … das ist nicht nett von dir.«

      Er lä­chel­te ver­le­gen:

      »Wenn du zehn Fran­cs willst, das ist al­les, was ich habe.«

      Sie mur­mel­te mit der Gleich­gül­tig­keit ei­ner Kur­ti­sa­ne, die sich eine Lau­ne er­laubt:

      »Was du ge­ben willst, mein Lieb­ling, ich will ja nur dich.«

      Sie rich­te­te ihre ver­füh­re­ri­schen Au­gen auf den Schnurr­bart des jun­gen Man­nes, nahm sei­nen Arm und stütz­te. sich ver­liebt dar­auf.

      »Komm, wir trin­ken zu­erst Gre­na­di­ne. Dann bum­meln wir et­was. Ich möch­te mit dir in die Oper ge­hen, um dich zu zei­gen. Und dann wol­len wir bald nach Hau­se ge­hen, nicht wahr?«

      Er blieb lan­ge bei die­sem Mäd­chen. Es war schon Tag, als er fort­ging. So­fort dach­te er dar­an, sich die Vie Françai­se zu kau­fen. Mit zit­tern­den Hän­den schlug er die Zei­tung auf; sei­ne Fort­set­zung stand nicht dar­in. Ver­ge­bens blieb er auf dem Bür­ger­steig ste­hen und über­flog ängst­lich die be­druck­ten Spal­ten, in der Hoff­nung, das Ge­such­te doch noch zu fin­den. Er fühl­te sich voll­stän­dig nie­der­ge­drückt, und in­fol­ge sei­ner Mat­tig­keit nach der Lie­bes­nacht traf ihn die­se Ent­täu­schung umso här­ter.

      Er ging nach Hau­se, leg­te sich an­ge­klei­det auf sein Bett und schlief so­fort ein. — Ein paar Stun­den spä­ter war er auf dem Re­dak­ti­ons­bü­ro und ging zu Herrn Wal­ter:

      »Ich bin sehr er­staunt, Herr Wal­ter, dass mein zwei­ter Ar­ti­kel über Al­gier nicht er­schie­nen ist.«

      Der

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