Darf man sich`s urgut gehen lassen?. Herlmut A. Gansterer

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Darf man sich`s urgut gehen lassen? - Herlmut A. Gansterer

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statt Maier jetzt Huber, Gruber oder Novak vorstellen.

      Eine Höflichkeit höherer Ordnung verlangt zunächst, dass wir uns an die Gesetze halten, da diese eine Übereinkunft der demokratischen Gesellschaft sind.

      Die Gesetze befähigen die einschlägigen Behörden, gewisse Vornamen abzulehnen, die irregeleitete oder dauer-rauschige Eltern in Anfällen geschmackssicherer Heiterkeit für ihre Kinder vorsahen. So lehnte man dem Vernehmen nach „Bastard“ und „Souvenir“ ab, auch „Mickymaus“ fand keine Gnade. Begründet wird dies meist mit vorhersehbaren Nachteilen des Kindes, wenn nicht gar bleibenden psychischen Schäden.

      Dem Ehrgeiz der Eltern aber, ihren Kindern schon durch den Vornamen einen Höhengewinn zu verschaffen, sind praktisch keine Grenzen gesetzt. Die Eltern dürfen dabei auch ihre eigenen Sehnsüchte und Leidenschaften einbringen. Wer das Säuglings-Töchterchen in die Nähe von Leinwandschönheiten rücken will, darf es als Laetitia Moser, Gwyneth Hinterschratebner und Penelope Bauernfeind taufen lassen.

      Männliche Säuglinge, deren Zeuger sich eine reiche Hightech-Karriere des Kindes erträumen, dürfen fortan Steve Joppinger und Bill Gartelhofer heißen, oder Edison Eipeldauer. Ganz leicht werden es auch diese Kinder nicht haben. Doch manchmal kommt der Versuch, einen bodenständigen Familiennamen mit einem weltweit günstig besetzten Vornamen zu verbinden, so sympathisch rüber, dass zumindest kein Schaden entsteht.

      Ein Beispiel ist mir persönlich vertraut. So plante ich in meiner Sturm- und Drangzeit, als ich noch viele Raufhändel vom Zaun brach, den tüchtigen Rechtsanwalt Novak ins Boot zu holen. Dieser war von theaterverliebten Eltern auf Romeo getauft worden. Der Name Romeo Novak ist so ergreifend witzig, dass er jeden Richter, zumindest aber jede Richterin, zu mildesten Urteilen gerührt hätte. Leider verlor ich, bevor ich ihn engagieren konnte, jede Lust an Streitereien.

      Um dieses Kapitel im Wege eines Kreisschlusses zu beenden: Viele Eltern in Österreich, der Schweiz und Deutschland, die Maier gerufen werden, haben zumindest überlegt, ihren Sohn Hermann und die Tochter Hermine zu nennen. Darauf gibt es ja kein Copyright, und das ist gut so.

      JA, sicher. Wen denn sonst? Wenn die Hausbank keinen Dispositionskredit mehr einräumt, weil sie selbst neger ist, bleibt niemand anderer übrig, den man anschnorren könnte. Fremde Menschen schnorrt man nicht an, denn dies hieße betteln. Brüder und Schwestern fallen aus, weil sie Äpfel vom gleichen Stamm sind, also im gleichen Rhythmus mal zu viel, mal zu wenig Geld haben. Und Erbonkel sowie Erbtante anzuschnorren, ist unökonomisch. Dort kriegt man vielleicht 5000 Euro zur Überbrückung, verliert aber ihre Achtung, fällt aus dem Testament und verliert am Ende eine Erbschaft von 1 Million.

      Anregung für den umgekehrten Fall: Wenn Sie von Freunden angeschnorrt werden, geben Sie das Geld nicht als Kredit. Das ist das sicherste Mittel, eine Freundschaft zu verlieren. Denn fortan wird der Freund, sobald er Ihren Namen hört, ein unangenehmes Gefühl von Schuld & Verbindlichkeit haben, was sich im Lauf der Zeit sukzessive zum Hass steigern kann. Übergeben Sie die Kröten lieber als Geschenk, mit den Worten: „Wenn es dir wieder besser geht, schenkst du mir etwas davon zurück.“ Dies nimmt der Sache die Schärfe. So kriegt man das Geld erfahrungsgemäß auch wieder zurück, oder wesentlich schneller, oft mit einer freiwilligen, zusätzlichen Verzinsung in Form einer Zigarre, eines echten Panama-Huts oder einer Vespa GTS 300 Super Touring.

      Diese Frage kommt zwar nicht aus der heitersten Ecke meiner Fragen-Lieferantinnen (Frauen sind im Auffinden merkwürdiger Fragen weit besser als Männer, da in Neugier geschult), ist aber keineswegs so krank wie sie klingt.

      Als Reisender, der gern die Riten fremder Völker beobachtet, erlebte ich mehrfach Beisetzungen mit durchaus heiterer Note, etwa rund um einen Verbrennungsplatz in Indien, auch in Mexico City oder auf dem Louis-Armstrong-Friedhof zu New Orleans, wo der Verblichene mit Dixieland-Jazz und alkoholischem Frohsinn zu Grabe getragen wurde. Was übrigens angenehmer und weihevoller war als ein Begräbnis nahe Catania, wo sizilianische Klageweiber um die Wette klagten: Wer lauter heult, hat gewonnen.

      Auch Wienern wird eine gelassene Nähe zum Tod schon zu Lebzeiten nachgesagt, doch wird ein offenes Lachen an der offenen Grube nicht wirklich geschätzt. Dort, wo es zuweilen vorkommt, handelt es sich ausnahmslos um pathologische Hysterie. Man geht in Wien allenfalls davon aus, dass unter dem Trauerschleier mancher Witwe ein feines Lächeln zu sehen wäre. Dass sich die Tiefbewegte haltlos begeistert zeigt, kommt nach Auskunft der Friedhofsverwaltungen kaum vor. Und niemals in den seltenen Fällen, da ein Mann seiner vorangegangenen Frau nachweint.

      Völlig anders ist es beim anschließenden sogenannten „Leichenschmaus“ zu Ehren des Toten. Dort sind Witz und Wonne vorgeschrieben. Kein Nachredner verzichtet auf den Hinweis, der Tote habe es so gewollt. Allerdings ist kein einziger Fall bekannt, wo der Tote danach befragt wurde. So werte ich dies als Ausrede für Backhendlseligkeit und haltlosen Suff und das Erfinden heiterster Anekdoten rund um den Verwichenen. Tatsächlich wünscht jeder vernünftige Sterbende, die hinterbliebenen Verwandten und Freunde sähen fortan im Weiterleben keinen Sinn mehr. Viele Männer haben für indische Witwenverbrennungen immer ein höfliches Interesse bewahrt.

      Die gute Nachricht vorweg: Ich weiß die Lösung. Ihre Genialität, wenn ich so sagen darf, liegt in der Einfachheit. Ich bitte nur um ein wenig Geduld. So wie jeder Weitsprung einen Anlauf verlangt, so braucht auch die Antwort auf diese mollige Frage zuerst ein paar magere Sätze.

      Fangen wir so an: Es gibt keine Probleme. Es gibt nur Herausforderungen. Wie wir sprachlich mit den Dingen umgehen, entscheidet darüber, ob wir gewinnen oder verlieren.

      Viele meinen, gescheiterte Diäten seien ein „Problem“. Manche sprechen sogar von einem „schweren Los“. Dabei haben wir es mit einer kleinen Herausforderung zu tun. Das einzig echte Problem liegt darin, dass wir wie Flagellaten (deutsch: Selbstgeißler) uns selbst eine Schuld zuweisen, wo lediglich Naturgewalten walten.

      Wir sollten zunächst akzeptieren, dass nicht nur Atlantik, Pazifik und Mittelmeer den Gesetzen der Gezeiten gehorchen. Auch wir sind einem steten Wechsel von Ebbe und Flut ausgesetzt. Selbstvorwürfe – Stichwort: Vanillekipferl! – sind unberechtigt. Unsere Willensschwäche spielt keine Rolle gegen die Kalorien-Flut, die uns die Natur rund um Weihnachten automatisch beschert, als Waffe gegen die Energieverluste im Winter.

      Nur wenige wissen, dass unser Körper der Zeit nachhinkt. Er verlangt viel Bewegung, die einst sinnvoll war, um nicht zu verhungern. Man lief hundert Meter bis zur nächsten Heidelbeere und fünf Kilometer bis zum nächsten Braunbär. Heute, da wir die Zierde von Barhockern sind und am Schreibtisch arbeiten und das Essen aus dem Kühlschrank kommt, wird immer noch Bewegung verlangt, ein Witz der Evolution, über den wir selten lachen.

      Logische Folge: Gewichtszuwachs. Viele kämpfen dagegen an. Sie machen eine Diät. Sie bewegen sich. Und haben auch sonst alles richtig gemacht. Warum wird dennoch das Kleid eng? Warum ruft es nach der lieben Änderungsschneiderin? Oder verlangt gar nach neuer Größe? Das ist doch nicht die Natur und nicht Ebbe & Flut allein. Es gibt daneben einen zweiten Schuldigen. Ich verschlüssele ihn hier mit dem Code G-W-A-N-D.

      Darf ich dafür als Zeuge auftreten, obwohl ich als Mann dem ahnungslosen Geschlecht angehöre? So wie meine angeblich ewig formstabilen Biker-Jacken von Dainese, Harley und KTM schrumpfen auch meine Hosen, Sakkos und Gössl-Trachtenjanker. Sie sind weltmeisterlich gewoben, haben aber ein Eigenleben. Sie fassen über Silvester den Vorsatz, kleiner zu werden. Im Frühjahr sind sie enger als im Sommer davor.

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