Mein Speck kommt von eurem Dreck!. Imre Kusztrich

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Mein Speck kommt von eurem Dreck! - Imre Kusztrich

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die erste allerwichtigste. Jedes Lebewesen bildet seine persönliche Symbiose mit Billionen Mikroorganismen. Sie mischen sofort in allen biologischen Prozessen mit. Dutzende weitere Hauptfaktoren spielen ebenfalls eine Rolle, vielleicht sogar Hunderte. Die Forschung erkennt immer mehr. Wohl der entscheidendste, auch negativ, ist unser Essen.

      Der Mensch ist ein komplexer Organismus aus Dutzenden Trillionen Zellen, von denen jede ihre eigene Struktur und Funktion hat. Am Ende spiegelt sich die Flut unserer Darmbakterien nach Schätzungen in der unvorstellbaren Zahl 30 mit 15 Nullen wider, etwa so viele wie unsere Körperzellen (Quelle: „How Many Cells Are in the Human Body? Fast Facts“. Healthline, 2020). Niemand weiß es genauer.

      Wer Pech hat und im Laufe des Lebens die falschen Mikroben anhäuft, bei dem holen sie das Letzte aus den verzehrten Kalorien herausholen. Sie pressen außer den möglichst vielen Nährstoffen auch Giftstoffe durch die Darmwände ins Blut! Sie haben eine entscheidende Rolle bei zerstörerischen Entzündungen. Sie fördern das Anlegen von Fettdepots.

      Mehr Nährstoffe, der ins Blut gelangen, erhöhen eindeutig die Wahrscheinlichkeit, durch Überernährung fettleibig zu werden. Vielleicht ist es nur ein winziger Unterschied im Grammbereich. Für die meisten ist fast nicht vorstellbar, dass so Dramatisches passieren kann. Aber es ist so. Einige Rechenbeispiele: Täglich 2,5 Gramm Gewicht mehr addieren sich in drei Jahren – also in 1.000 Tagen – zu 2,5 Kilogramm. Fünf Gramm täglich schlagen in zehn Jahren mit 18,25 Kilo zu Buche. Zehn Gramm Tag für Tag bringen in 15 Jahren mehr als 54 Kilo auf die Waage, die eigentlich unerklärlich sind.

      Das betrifft nur das Gewicht. Aber falsche Darmmikroben machen auch krank. Bei den Glücklicheren bewirken ganz andere Bakterien das genaue Gegenteil. Im besten Fall erledigen unsere günstigsten Mikroorganismen rund um die Uhr unzählige lebenswichtige Aufgaben. Sie verhindern zum Beispiel entzündliche Prozesse und verbessern unsere Versorgung mit Blut, Sauerstoff, Vitaminen und Spurenelementen. Sie unterstützen im Darm die Krankheitsabwehr. Während sie gewünschte biologische Prozesse initiieren, vernachlässigen sie im Endeffekt ein wenig die Funktion der reinen Energiegewinnung. Alles Maßnahmen gegen ein Dickwerden. Sie verwenden ihr Potenzial auch darauf, jene Hormone wirken zu lassen, die dem Gehirn eine Sättigung verkünden. Nur dann wird der Körper die Verwertung der allerletzten Kalorien unterlassen.

      Ein perfekt funktionierender Stoffwechsel ist die allererste Voraussetzung für die Balance zwischen Nahrungsaufnahme und Energieverbrauch. Alles hängt davon ab, welche Mikroben in diesem Mix nach und nach die Oberhand gewinnen, günstige oder ungünstige. So startet sehr früh die lebenslange Gratwanderung zwischen Normalgewicht und Fettleibigkeit. Im Laufe von Jahrzehnten mischen auch noch Abertausende andere Einflüsse mit. Fast der unwichtigste ist die Nahrungsmenge. Nicht aber ihre Qualität.

      Mit die schlimmsten Effekte kommen von der Nahrungsindustrie. Nicht wieviel sie essen, grenzt dicke Menschen aus. Was uns als Essen verkauft wird, ist der Skandal. Dieselben Unternehmen, deren Produkte dick machen, sind gleichzeitig die größten Nutznießer vom Diätwahn und vom Mobbingkrieg gegen Übergewichtige. Medien verschaffen sich Vorteile all zu oft mit Ausgrenzung und Versprechen, die an Verdummung grenzen: „Pfunde purzeln“ mit „simplen Alltags-Tricks“, denn „wichtig sind vor allem Disziplin und Wille“. Dauerbrenner ist „8 Ernährungstipps: So bekommen Sie einen flachen Bauch“. Fast jeder dieser Beiträge enthält dann auch den Hinweis, dass es gar nicht möglich ist, das Abnehmen auf ein bestimmtes Körperteil zu lenken. Es zählt immer das Ganze.

      Auch die Politik und die Gesundheitssysteme verdienen unseren größten Aufschrei. Alle machen sich mitschuldig. Aus unterschiedlichen Gründen unterlassen sie die Vermittlung existenziell wichtiger Botschaften an Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit.

      Solche Erkenntnisse liegen vor. Aber kaum jemand verbreitet sie. Diese sinnvollen Orientierungen wären auch für Normalgewichtige genauso wertvoll. Wer also im Bus auf eine Person in einem korpulenten Körper trifft, sieht vor sich womöglich einen Menschen, der sich mit 1.000 Kalorien durch den langen Tag quält.

      Dieses Buch wurde nicht geschrieben, um schwere Menschen zum Abspecken zu bringen. Aber auch dazu finden Sie lesenswerte Anleitungen. Tatsache bleibt: Illusionen wären fehl am Platz. Höchstes Ziel ist ein endlich zufriedenes und gesundes Leben. Die meisten Betroffenen werden mehr oder weniger mit Übergewicht leben müssen.

      Zugrunde liegt eine vielschichtige, viele Faktoren einschließende Problematik. Fettleibigkeit, Fachbegriff Adipositas oder Obesity, ist ein medizinischer Zustand, bei dem übermäßiges Körperfett sich in einem Ausmaß angesammelt hat, dass negative Auswirkungen auf die Gesundheit wahrscheinlicher werden. Bei diesen Menschen ist der Body Mass-Index 30 oder darüber.

      Fettleibigkeit ist unter Umständen unlösbar. Lösbar ist das Stigma. Die Diskriminierung des Dickseins muss enden!

      Es leben bereits mehr übergewichtige Menschen als hungernde auf den fünf Kontinenten. Sie ernähren sich zunehmend falsch und, was lebenswichtige Mikronährstoffe angeht, absolut unzureichend. Hauptgrund ist das beherrschende Nahrungsmittelsystem. Es ermutigt zum Konsum von hochprozessierten essbaren Substanzen. Sie sind schwer mit Salz, Zucker, gesättigten Fetten und künstlichen Zusätzen beladen. Sie sind preiswert. Sie sind unwiderstehlich schmackhaft. Fast immer sind die wahren Dosierungen der verzehrbaren, aber problematischen Substanzen der Nahrungsmittel nicht eruierbar. Die Nahrungswirtschaft weiß über unser Essen mehr als die Gesundheitsminister. Sie ist der große Sieger. Das wird teuer.

      Noch gelingt es der Übergewichtsindustrie mit einer verheerenden Faustregel die Einstellung der Gesellschaft zu diktieren: Jeder Dicke ist ganz allein selber schuld. Zahllose Studien weisen jedoch in eine ganz andere Richtung. Übergewichtige sind keinesfalls gefräßiger, fauler oder willensschwächer. Sie sind jedoch stärker Opfer als andere. Opfer einer Nahrungsindustrie mit einem einzigen schamlosen Ziel: Soviel Produkte zu verkaufen wie nur irgendwie möglich. Und zwar unter allen Umständen und ohne Rücksicht auf den Zustand einer Gesellschaft.

      Die Weltgesundheitsorganisation World Health Organisation, W.H.O., erklärt 39 Prozent der Erwachsenen für übergewichtig. 13 Prozent erfüllen die Bedingungen für Fettleibigkeit.

      Heute wissen wir, worauf es ankommt. Entscheidend ist, was das Essen entweder zum Gesundbleiben oder zum Krankwerden beiträgt. Unabhängig von irgendeinem Effekt auf das Gewicht. Unabhängig von seinem Energiebeitrag. Dafür gibt es in einem sehr komplexen System schon ganz simple Belege. Ein Beispiel: Menschen, die vier Mal pro Woche Nüsse essen, erkranken seltener an Diabetes, egal wie viele Kilo sie auf die Waage bringen. Auch bestimmte Todesrisiken werden reduziert.

      Warum ist das so? Die verschiedensten Nüsse sind reichhaltige Quellen für wertvollste Mikronährstoffe. Darunter sind die oft besonders vernachlässigten Mineralstoffe Selen, Eisen, Zink, Silizium, das Vitamin C, viele Vitamine der B-Gruppe und jede Menge Antioxidanzien gegen freie Sauerstoffradikale ... und schließlich reichlich gesunde Fettsäuren. Das sind sehr energiereiche Moleküle mit mehr als doppelt so vielen Kalorien je Gramm als Kohlenhydrate und Eiweiße. Aber sie besitzen viele günstig wirkende Eigenschaften.

      Davon profitieren gleichermaßen sehr viele Pflanzen selbst, wie zum Beispiel die Olive von ihrem eigenen Öl, und wie auch unser Körper, sobald wir es verzehren. Aber 50 Jahre lang wurde den Menschen eingetrichtert, dass Fette für den Herztod verantwortlich sind! Gleichzeitig wurden mehr als 50 unterschiedliche äußerst nützliche Fettsäuren entdeckt. Sie fördern das Wachstum und entwickeln die Nervensysteme. Die Gehirngewebe bestehen größtenteils aus ihren Fettmolekülen.

      Und ein negatives Beispiel dafür, wie unwichtig der Energiegehalt von Nahrung ist: Konzentrierte Industriefructose hat pro Gramm die gleichen Kalorien wie jede andere Zuckerart: auch nur vier. Sie ist jedoch einerseits extrem billiger herzustellen als Zucker aus der Zuckerrübe oder aus dem Zuckerrohr, gleichzeitig süßer, so dass sie sparsamer eingesetzt werden kann.

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