Küstensturm. Heike Meckelmann

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Küstensturm - Heike Meckelmann

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bogen sich bedrohlich in ihre Richtung, und sie hatte das Gefühl, als würden sie nach ihr greifen wollen. Realität und Fiktion verschmolzen. Sie zitterte so stark, dass ihre Zähne klapperten, und befürchtete, der Verfolger könnte es hören. Ihre Füße waren nass und schmerzten. Sie wagte kaum mehr, Luft zu holen. Was will der? Es gibt nichts, was …

      Lotta liefen fortwährend Tränen über die Wangen. Ihre Haut glühte, obwohl sie erbärmlich fror. Ihr Körper zitterte unkontrolliert. Sie musste es bis zur Straße schaffen, um Hilfe zu finden. Hier im Dickicht war sie dem Angreifer schutzlos ausgeliefert. Vorsichtig wandte sie ihren Kopf und sah sich um. Nichts! Es waren keine Schritte mehr zu hören. Vielleicht ist er in die andere Richtung gelaufen? Lotta nahm all ihren Mut zusammen und rannte los. Sie lief um ihr Leben. Die Dunkelheit machte es unmöglich, den Weg zu erkennen, der aus dem Wald herausführte. Sie stolperte immer wieder über dicke Äste, spitze Zweige und Steine bohrten sich in ihre Fußsohlen. Humpelnd hastete sie in die Richtung, in der sie die Straße vermutete. Ich muss hier raus! Lotta streng deinen Kopf an. Weg, ich muss weg!

      Als sie den Waldrand erreichte, hatte sie vollständig die Orientierung verloren. Und – es gab keine Straße!

      Sie weinte verzweifelt, beugte ihren Oberkörper, um zu verschnaufen. Sie hielt sich die Seite, weil Schmerzen ihr den Atem nahmen. Sie musste einen anderen Weg einschlagen. Sie richtete sich auf und rannte los, als sie plötzlich gegen ein Hindernis prallte. Aufschreiend sprang sie einen Schritt zurück, strauchelte und fiel zu Boden. Hastig versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen. Mit schreckgeweiteten Augen erkannte sie den riesigen dunklen Schatten, der sich vor ihr aufgebaut hatte. Ihr Peiniger war ihr gefolgt und hatte sie eingeholt. Lotta ließ entmutigt die Schultern sinken. Sie wusste, dass sie verloren hatte. »Was wollen Sie?«, flüsterte sie und hielt sich den Handrücken vor ihre Augen, weil das einer Taschenlampe Licht in ihren Augen schmerzte. Ich muss ihn beruhigen, dachte sie. »Ich gebe Ihnen, was sie wollen, und meine Freunde kommen gleich. Bitte, lassen Sie mich gehen!« Sie vermied es, von ihren Freundinnen zu sprechen. Dann würde er sofort wissen, dass er mit ihnen leichtes Spiel hatte. Sie konnte nicht erkennen, wer sie verfolgt hatte. Lotta blieb bewegungslos stehen. Sie hoffte, dass er sich wieder verzog. Aber sie wusste, dass es nicht so sein würde. Sie hatte nur eine Chance. Sie öffnete die Lippen zu einem Schrei, als er mit einer Hand ihren Arm packte und die andere auf ihren Mund presste. Sie schmeckte nach Gummi. Er hat Handschuhe an …

      Die dunkle Gestalt hielt inne, Regentropfen krochen seinen Nacken hinunter, als er die zitternde Frau betrachtete. Er neigte den Kopf, sah ihre entsetzt geweiteten Augen. Sie wusste, wenn nicht jemand ihren Schrei gehört hatte, war sie verloren. Sie wand sich unter seinem Arm.

      »Pst, ganz ruhig, ich möchte dir nicht wehtun«, warnte er. Er drückte ihre Schultern hinunter, bis sie auf die Knie sank. »Leg dich hin«, befahl er mit ruhigem Ton. Langsam beugte Lotta ihren Oberkörper Richtung Boden. »Dreh dich um«, befahl er. Gebrochene Äste bohrten sich in ihren Rücken. Sie presste die Lippen zusammen, um keinen Laut von sich zu geben. Übelkeit stieg in ihr auf.

      Der Unbekannte hielt den Strahl der Lampe auf ihr Gesicht gerichtet, sodass seines im Dunkeln blieb. Er wusste genau, was er tat. In aller Ruhe zerrte er ihr die Hose bis zu den Knien herunter und schob anschließend ihr Shirt hoch. Lotta hörte sein erregtes Schnaufen. Sie fühlte die gierigen Blicke auf ihrem Körper. Sie schämte sich. Die Finger des Angreifers fuhren sanft über ihren Venushügel hinauf bis zu den Knospen ihrer Brüste. Er stöhnte. Dann nahm er die Hand zurück, als schreckte er vor irgendetwas zurück. »Nur ansehen, ich will dich nur ansehen.«

      Lotta blieb wie versteinert liegen.

      *

      Ungefähr zur selben Zeit fuhren die Freundinnen mit laufendem Scheibenwischer den schmalen Feldweg hoch, der vor dem Wald endete. Tilda knipste die kleine Taschenlampe an, die sie in der Schublade der Küchenkommode entdeckt und vorsorglich mitgenommen hatte. »Für alle Fälle«, kicherte sie. Ein schmaler Lichtschein erhellte die Baumkronen, als Tilda den Lichtstrahl in die Höhe lenkte. »Lass das, das sieht unheimlich aus«, wisperte Stina, und ihre Laune kippte von einer Sekunde auf die andere. »Ich glaube, wir sollten uns sputen, wenn wir nicht komplett nass werden wollen«, murmelte Tilda und schloss den obersten Knopf ihres Mantels. Schlecht gelaunt zog sie die Kapuze wieder über den Kopf. Stina nickte und sie setzten sich in Bewegung, so schnell es ihnen im dichten Unterholz möglich war. Im Wald regnete es zwar nicht so heftig wie vorhin auf der Straße, dennoch fielen dicke Tropfen von den Blättern auf ihre Köpfe, was die Sache nicht angenehmer machte. Tilda fuchtelte mit dem Lichtstrahl ihrer Lampe unkonzentriert durch den Wald. »Da vorn … gleich sind wir da.« Erleichtert stapften sie durch das dunkle Gestrüpp. »Wenigstens das Gewitter hat aufgehört«, stellte Stina fest. Hinter ihr knackte es. Erschrocken fuhr sie zusammen und blieb regungslos stehen. Tilda hielt ebenfalls inne und lauschte. »Ist da wer?«, fragte sie in die Dunkelheit. Dann sah sie einen Hasen zwischen den Baumstämmen davonlaufen. Sie schüttelte beruhigend den Kopf, zog Stina am Jackenärmel und sie marschierten weiter. »Los, komm, Angsthase.« Endlich erreichten sie die Hütte. »Sieht aus, als wäre sie schon schlafen gegangen. Alles ist dunkel«, sagte die Sportstudentin und wollte klopfen, während sie zeitgleich die Klinke herunterdrückte. Mit ungutem Gefühl bemerkte sie, dass die Tür nicht verschlossen, sondern nur angelehnt war. »Die ist nicht abgesperrt?« Ihre Augenlider flatterten ängstlich, und sie warf Tilda einen fragenden Blick zu. »Die hat sie für uns aufgelassen, du Dummerchen. Wie hätten wir ohne Schlüssel reinkommen sollen?«

      »Aber nicht einfach so. Das ist doch verrückt!«

      Tilda schob sich an der Freundin vorbei, trat als Erste in die Hütte und schaltete die Deckenbeleuchtung ein. »Irgendetwas stimmt hier nicht. Der Ofen brennt, und Lottas Buch liegt am Boden«, wisperte Stina, während sie sich hinter Tilda verschanzte.

      »Die schläft längst, wetten? Der ist der Thriller aus der Hand gefallen, das hat sie geweckt, und sie ist todmüde auf die Matratze«, grinste Tilda und öffnete die Tür zum Bad. Alles war dunkel. »Ich schau oben nach. Die liegt längst in den Federn.« Die dunkelhaarige Studentin knöpfte ihren Mantel auf, streifte ihn ab und legte ihn über die Stuhllehne. Sie schlüpfte aus ihren Stiefeln, ließ sie achtlos am Boden liegen und stieg die knarrenden Stufen der Dachgeschossleiter hoch. Stina verharrte stocksteif in Jacke und Mütze, als müsste sie die Hütte gleich wieder verlassen. »Komisch, sie ist nicht da!«

      »Vielleicht ist sie in dem Schlafzimmer unten, damit sie ihre Ruhe hat. Ich sehe mal nach«, stotterte Stina, wickelte den Schal vom Hals und war im Begriff, die Zimmertür zu öffnen, als Tilda sie mit gedämpfter Stimme zurückhielt. »Dann lass sie schlafen. Vielleicht möchte sie einfach nur ihre Ruhe haben und war deshalb nicht mit. Wollen wir die zusammen leer machen?« Sie blieb neben der Leiter stehen und deutete auf die halb volle Flasche, die noch immer auf dem Tisch stand. »Ne, ich möchte eigentlich auch zu Bett, ich bin todmüde.« Sie hielt sich demonstrativ die Hand vor den Mund, um zu gähnen. Als sie die Klinke erneut herunterdrücken wollte, um sich zu vergewissern, dass Lotta wirklich im Bett lag, fauchte Tilda: »Untersteh dich. Lass sie in Ruhe«, Stina zog die Hand zurück.

      Eine halbe Stunde später lagen sie unter warmen Decken und schliefen beide tief und fest.

      *

      Der schlanke Mann betrachtete die hilflos am Boden liegende Frau, die sich zitternd die Jogginghose hochzog und das Shirt über die Brust zerrte. Er setzte sich rittlings auf Lottas Schoß. Befriedigt streichelte er mit behandschuhten Händen ihren nackten Bauch, während sein Gewicht ihr den Atem nahm. Wimmernd liefen Tränen über ihr Gesicht, als die Pranke des Angreifers sich bleischwer auf ihren Mund legte. »Pst, nicht weinen. Ich tue dir nicht weh.« Er griff mit seiner anderen Hand in die feuchte Jackentasche. Ihr Peiniger schwitzte und wischte sich Schweißperlen von der Stirn. Langsam zog er ein Tuch heraus. Mit Daumen und Zeigefinger zwang er Lottas Lippen auseinander, die weiter mit schwindender Kraft versuchte, sich aus der Umklammerung zu befreien.

      Er

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