Küstensturm. Heike Meckelmann

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Küstensturm - Heike Meckelmann

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Und bitte bleibt ganz cool, egal, was passiert.« Die Krankenschwester glaubte weder, dass man Geister rufen konnte, noch an den Hokuspokus, den Tilda gerade veranstaltete. Aber sie war schon zu betrunken, um energisch einzuschreiten. Die ganze Veranstaltung ging ihr gehörig gegen den Strich.

      Stina schien ebenso angetrunken zu sein wie sie selbst. Sie saß gleichmütig auf ihrem Stuhl und folgte dem Spektakel ohne einen Anflug von Angst. Stinas Blick wirkte abwesend. Tilda löschte das Licht der Deckenlampe und setzte sich zu ihren Freundinnen.

      »Gebt mir eure Hände«, flüsterte die dunkelhaarige Studentin und reichte den Mädchen die Hände. Die drei schlossen einen Kreis. »Bist du da? Ist irgendjemand hier?«, fragte Tilda mit ernster Miene, während Lotta sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Die Einzige, die angetrunken versuchte, der Vorstellung zu folgen, war Stina. »Ist jemand hier? Geist, wenn du da bist, melde dich«, murmelte Tilda mit lallender Stimme. Ihre Augenlider verengten sich, und sie schüttelte vielsagend den Kopf.

      Es folgte Schweigen. Lotta zog einige Minuten später ihre Hand zurück, lächelte und wollte aufstehen. »Das darfst du nicht. Du sollst den Kreis nicht unterbrechen.« Tilda sah sie wütend an. »Ach, du mit deinem Hokuspokus«, sagte Lotta und stand auf. Sie zog ihre Jogginghose hoch und trollte sich Richtung Badezimmer. Sie drehte sich um und murmelte: »Lass uns endlich schlafen gehen. Der Unfug hier nervt, und ich habe keine Lust mehr. Morgen können wir weiter auf Geisterjagd gehen. Sieh dir Stinchen an. Sie ist grottenmüde, und wir sind alle drei ziemlich betrunken, wenn du mich fragst.« Sie öffnete die Tür zum Badezimmer, als mit lautem Knall das Fenster zuschlug.

      »Da siehst du, was du angerichtet hast«, rief Tilda und wurde bleich.

      Kapitel 6

      Marcel erwachte, und sein Schädel drohte zu platzen. Was war das für ein scheiß Zeug?, fragte er sich und hielt sich den Kopf. Ich muss hier augenblicklich weg. Sein Haar wirkte ungekämmt. Seine Gesichtsfarbe glich einem Berg Asche und ließ ihn erbärmlich aussehen. Er öffnete die Wagentür, stieg aus und schleppte sich zum Toilettenhäuschen, um wenigstens Wasser über sein Gesicht laufen zu lassen.

      Benommen startete er wenig später den Wagen. Er hatte einen üblen Geschmack im Mund und wusste nicht, wo genau er sich befand. Nur, dass er auf einem Rastplatz gelandet war. Marcel warf einen Blick auf die Digitalanzeige des Armaturenbrettes. Es war 16 Uhr. Mann, das Zeug hatte es in sich. Hat mir völlig den Kopf weggepustet. Er ließ den Porsche langsam auf die Fahrbahn rollen. Es dämmerte. Marcel wartete, bis ein Hinweisschild ihm zeigte, wo er gelandet war, und schaltete das Radio ein. Er öffnete das Seitenfenster und sog die eiskalte Nachtluft ein. Dann griff er zur Wasserflasche, die neben ihm in einer Halterung stand. Marcel leerte die Flasche in einem Zug. Ihm war übel, aber er wollte das zu Ende bringen. Nichts würde ihn davon abhalten, Stina zurückzuholen. Heiligenhafen: er war kurz vor der Insel. Ein verächtliches Grinsen zog über sein Gesicht. An Fehmarn hatte er Erinnerungen. Er war viele Sommer zum Surfen auf der Insel gewesen. Und wo gesurft wurde, war auch jede Menge hübscher Mädchen. Er leckte sich die Lippen.

      Jetzt musste er nur herausfinden, wo seine Freundin untergetaucht war.

      *

      Nächster Abend

      »Warum willst du denn nicht mit?«, fragte Tilda und sah Lotta verständnislos an. »Ich habe einfach keine Lust auf eine Liebesschmoranze und ich halte es auch nicht unbedingt für sinnvoll, Stina so eine Schnulze vorzuführen. Ich dachte, wir wollten gemeinsam hier etwas in der Hütte unternehmen.«

      »Was willst du hier denn machen? Mensch ärgere dich nicht spielen? Die Séance hast du ja bereits gekillt.« Tilda

      streifte ihren Mantel über. »Wir können uns doch unterhalten. Da gibt es so viele Themen, über die es sich zu philosophieren lohnt«, versuchte Lotta, das Ruder herumzureißen und Tilda zu locken. »Reden können wir noch die ganze Zeit, die wir hier verbringen. Ich habe jedenfalls Lust auf einen romantischen Film, und du, Stinchen?«

      »Ne, ist schon in Ordnung. Ich möchte auch lieber einen Film anschauen, als ständig ins Grübeln zu geraten oder nochmal diesen Geisterscheiß zu erleben. Mein Handy habt ihr mir schon abgenommen. Ich brauche Abwechslung, sonst drehe ich in dieser Einsamkeit durch. Und reden, da hat Tilda recht, können wir die ganze Zeit über.«

      Lotta Freimann gab sich geschlagen. Gegen die Argumente der Freundinnen hatte sie nichts mehr einzuwenden und überlegte, ob sie nicht doch mitfahren sollte. Wenn sie genau darüber nachdachte, fand sie es aber auch ganz prickelnd, für ein paar Stunden sich selbst überlassen zu sein. Tilda vereinnahmte Menschen um sich herum, und oft war sie ziemlich anstrengend. Sie würde ihr angefangenes Buch weiterlesen und fand, es war genau die richtige Atmosphäre, alleine in der Hütte, im Wald … Lotta lächelte. Dann wieder dachte sie an die Ablenkung in Burg. Hinterher vielleicht noch einen Cocktail trinken …

      Stina hatte ein schlechtes Gewissen und sah sie fragend von der Seite an. Sie drehte sich noch einmal um, während Tilda längst die Hütte verlassen hatte. »Fahrt ihr nur los. Ich bleibe hier und mache mir einen gemütlichen Abend. Wein haben wir ja genug.«

      »Nun komm mit«, bettelte Stina. Lotta war hin und her gerissen. Sie setzte sich auf, als wollte sie aufstehen, um sich dann doch wieder ins Sofa zurückfallen zu lassen. Dann hatte sie sich entschieden. »Alles bestens, mach dir keinen Kopf. Habt einen schönen Abend«, zwinkerte sie Stina zu. »Du passt aber bitte gut auf meinen Wagen auf«, mahnte sie ihre Freundin und reichte ihr den Wagenschlüssel, der vor ihr auf dem Tisch gelegen hatte.

      »Was glaubst du?«

      Dann war sie verschwunden.

      Es fing an zu regnen, und der Wind nahm zu.

      Kapitel 7

      Das Boot schlug bei jeder kurzen, harten Welle gnadenlos auf die Wasseroberfläche auf. Er hatte Mühe, den Küstensaum zu erkennen, weil der Regen sich zu einem undurchdringlichen Vorhang verdichtet hatte, der ihm die Sicht erschwerte. Seine Lippen waren zu schmalen Strichen zusammengepresst, als erneut eine wuchtige Welle das GFK Boot gefährlich von der Seite erfasste und Gischt in sein Gesicht peitschte. Er war dankbar, als die letzte Woge, die ihn an den Strand drängte, sich hinter ihm brach. Mit steif gefrorenen Fingern drückte er den roten Knopf, der den Motor des Außenborders zum Schweigen brachte. Die Küstenlinie lag direkt vor ihm. Das etwa sechs Meter lange Boot schob sich mit der letzten Welle Richtung Strand. Er zog den Motor hoch und wischte sich mit der Hand über das Gesicht, um das Salzwasser aus den Augen zu entfernen. Kaugummi kauend kletterte er aus dem Kunststoffboot. Mit dunkler Regenjacke und Wathose bekleidet, die er im Boot neben einem Anker und mehreren Dosen gefunden hatte, watete er mit unsicheren Schritten durch das knöcheltiefe Wasser. Konzentriert zog er das Schiff an einem Tampen hinter sich her, griff nach dem Anker und warf ihn in die Ostsee. Er musste schließlich irgendwie wieder zurück zum Hafen kommen und wartete, bis sich das Boot in den Wind gelegt hatte. Angespannt zerrte er den Rucksack aus der offenen Schale und schulterte ihn. Mühsam stapfte er an den Strand, um durch den feuchten Sand den Fuß der Steilküste zu erreichen. Er warf einen Blick nach oben und hoffte, dass der Aufstieg nicht zu anstrengend würde. An einer nicht einsehbaren Stelle kletterte er den zum Teil weggebrochenen Hang hinauf, bis er das freie Feld erreichte. Mit schweren Schritten stapfte er an Knicks entlang. Ein missbilligendes Lächeln umspielte den Mund in seinem finster aussehenden Gesicht. Es war sehr viel leichter gewesen, als er für möglich gehalten hatte. Niemand hatte seinen Weg und seine lang ausgegrübelten Pläne bisher durchkreuzt,

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