Festbierleichen. Uwe Ittensohn

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Festbierleichen - Uwe Ittensohn

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griff zu seinem Smartphone und las laut aus dem Online-Auftritt des Mannheimer Abendblattes vor:

      »Betrunken, unter Drogen oder einfach nur ein Rowdy? Die Polizei schweigt zu den Vorgängen am Wasserturm. Gestern gegen 13.00 Uhr lieferten sich zwei Männer auf Fahrrad beziehungsweise E-Scooter eine halsbrecherische Verfolgungsjagd, bei der beide Personen leicht verletzt wurden. Damit wurde die Diskussion um die E-Scooter in Mannheim wieder neu angefacht … Als der Rollerfahrer feststellte, dass er auf dem deutlich langsameren Elektro-Scooter das Nachsehen haben würde, nutzte er ihn kurzerhand als Wurfgeschoss und verletzte damit den flüchtenden Radfahrer. Angeblich war ein Streit der beiden um einen freien Tisch in einem Bistro unter den Arkaden die Ursache für die wilde Hatz, die jedem James-Bond-Film zur Ehre gereicht hätte.«

      Irina lachte laut auf. »Wow, der alte Mann wird kinoreif. André 007 im Auftrag seiner Majestät.«

      »War ich ja auch. Schließlich warst du es, die mir gesagt hat, dass ich ihn unbedingt festhalten muss, bis Frank kommt«, erwiderte André gespielt kleinlaut.

      »Festhalten war dein Auftrag. Und nicht: mit Roller bewerfen«, ergänzte sie lachend. »Und das Ganze vielleicht einen Tick diskreter.«

      »James Bond geht auch nie diskret vor, wenn er ganze Stadtteile in Trümmer legt.«

      »Da hast du wohl recht. Komm schon, James, deine Miss Moneypenny lädt dich als kleine Entschädigung zum Abendessen ein.«

      »Ich kann mir nicht mal alleine die Schuhe zubinden«, setzte sich André zur Wehr und hob die dick verpflasterten Hände.

      »Steh jetzt endlich auf, bevor ich es mir anders überlege. Ich hol dir deine Schuhe.«

      Als sie zurückkam, lachte sie schallend und hob sich einen schwarzen Lederschuh vors Gesicht. »Ich seh dich«, feixte sie und schaute von oben in den Schuh durch die halb abgerissene Sohle hindurch auf ihn. »Wow, du hast dich wirklich bis auf die Socken für mich ins Zeug gelegt. Oder ist das gut gegen Schweißfüße?«

      »Die waren fast neu«, brummte er missmutig.

      »Glaubt man gar nicht, so altmodisch, wie die aussehen.«

      Stöhnend richtete er sich auf und wankte Richtung Schuhschrank. »Wenn man nicht alles selber macht.«

      Irina blickte ihm kopfschüttelnd hinterher und warf die ramponierten Schuhe in die Mülltonne.

      »Aber in ein anständiges Restaurant«, murmelte er in ihre Richtung.

      »Aber selbstverständlich, der Herr. Seit du bei McDonald’s nach dem Ober gerufen hast, bin ich vorsichtig geworden. Schließlich hab ich einen Ruf zu verlieren. Wäre der Kardinal für einen Agenten Ihrer Majestät angemessen?«

      *

      »Du willst heute wohl gar nicht nach Hause, alter Freund. Und das, obwohl Sonntag ist. Hast du etwa Streit mit deiner Karin?«, sagte die Stimme am anderen Ende der Leitung mit gespielter Fürsorglichkeit.

      Wie gebannt starrte Berger aufs Display des Festnetzapparates. »Anonymer Anrufer«, stand dort zu lesen. »Aber woher wissen Sie, dass ich noch arbeite«, stammelte er und spürte, wie es ihn trotz der warmen Temperaturen kalt überlief.

      »Ich sehe alles, was du treibst, mein Freund. Und dass dein Auto das letzte auf dem Hof ist, sehe ich auch. Beeil dich, deine Karin wartet schon.«

      Berger schluckte trocken. Der Gedanke, dass ihm dieser Russe so nahe war, ließ ihn erneut erschaudern. Ängstlich blickte er aus dem Fenster. Wo, um alles in der Welt, saß dieser Typ, dass er ihn so gut beobachten konnte? Er musste morgen unbedingt die Jalousien geschlossen halten, durchzuckte es ihn.

      »Was wollen Sie von mir?«, stieß er mit zittriger Stimme hervor.

      »Ich will wissen, ob du dich an unsere kleine Abmachung hältst. Oder ob du lieber morgen die Reste deiner Tochter im Wald verscharren willst, wie du es mit diesem Kater getan hast. Er war übrigens sehr weinerlich, als ich ihm die Beinchen abgeschnitten habe. Fast so wie du bei deinem Finger. Ich bin gespannt, wie es bei deinem Töchterchen sein wird. Man sagt, Frauen seien nicht so wehleidig.« Der Anrufer lachte schmutzig.

      Berger schluckte. Nur mit Mühe konnte er den Brechreiz, der sich in ihm breitmachte, unterdrücken.

      »Ich… ich werde es machen«, stammelte er.

      »Gut so, mein Freund. Ich mag Leute, die zu ihren Zusagen stehen.«

      Berger nickte, als säße ihm der Russe gegenüber und könnte es sehen.

      »Dann wie vereinbart am 9. Juli um 2.00 Uhr. Das Tor muss offen sein, wenn wir kommen. Und du bist alleine. Hast du verstanden! Alleine! Und wenn ich die Bullen auch nur vermute, besuch ich dich zu Hause. Und niemand wird dir helfen können. Selbst wenn du dir irgendwie Polizeischutz erbetteln solltest, wird er irgendwann enden. Und dann werde ich oder ein Kollege da sein. Versprochen.«

      In Bergers Speiseröhre stieg Magensäure auf, die sich ätzend Richtung Kehle schob. Er war sich sicher, dass der Russe ernst machen würde, zu deutlich waren die Zeichen, um an dessen Brutalität zu zweifeln.

      »Aber der Nachtwächter …«, presste er mit dem Mut der Verzweiflung heraus.

      Der Anrufer lachte. »Hast du etwa Angst vor diesem Frührentner, der sich nachts in eurem Pförtnerhäuschen zu Tode langweilt und die halbe Zeit schläft, wenn er nicht gerade seine Runden laufen muss?«

      Wieder wurde Berger bewusst, wie gut der Fremde die Abläufe in der Brauerei kannte. Er musste das Werksgelände gründlich beobachtet haben.

      »Ja, also nicht direkt, aber er könnte dazwischenfunken«, bemühte sich Berger, wenigstens einigermaßen so zu wirken, als sei er Herr der Lage.

      Wieder lachte der Russe.

      »Dann musst du ihn eben ins Reich der Träume schicken. Oder soll ich ihn für dich umlegen?«

      »Nein, ich kümmere mich um ihn«, beeilte sich Berger zu sagen. Er hatte sich bereits den Dienstplan organisiert und war sich sicher, dass es der von dem Anrufer erwähnte Mann war, der in der Nacht vom 8. auf den 9. Juli Dienst schob. Er kannte ihn schon jahrelang. Auf keinen Fall wollte er riskieren, dass er bei dieser Sache zu Tode kam.

      »Ich werde ihn mit K.O.-Tropfen …«, begann Berger.

      Der Russe lachte. »Was für ein todsicherer Plan«, kommentierte er hämisch. »Weißt du auch, wo du sie herkriegst?«

      »Ja, also eher nein.«

      »Was für ein Schwachkopf du doch bist, Berger. Geh in der Neckarstadt in die Grosny-Bar und frag nach Dimitri, der wird dir was geben. Aber sei brav, Dimitri ist nicht so gutmütig wie ich.«

      »Danke«, sagte Berger naiv und bereute es sogleich.

      »Gern geschehen, mein Freund«, antwortete der Russe.

      Mahlzeit

      Montag, 8. Juli 2019, 11.55 Uhr

      »Mahlzeit!«, dröhnte Hubert Bollinger, Chef eines kleinen Bauunternehmens aus Frankenthal, als er die Baustelle im Mannheimer Jungbusch verließ,

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