Limoncellolügen. Gudrun Grägel
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Ich geh außen herum zum Auto. Vor der Zufahrt steht eine dunkle Limousine. Na, wenn die da parkt, kommt keiner mehr durch, denk ich, erledigt sich dann aber von selbst, der Wagen wendet und fährt Richtung Hauptstraße davon.
Halb zwei. Jetzt brauch ich ein Bett. Greta geht’s genauso. Schlüsselübergabe, Küsschen und buona notte, bis morgen früh, 6 Uhr, in der Küche.
Mein Zimmer liegt im ersten Stock des Altbaus, Familientrakt des Hauses. Kurzer Blick vom Balkon: Garten, Pool und unten der See. Ist echt ein kleines Paradies, das Hotel. Hätte Greta schlechter treffen können, denk ich. Bin aber nicht neidisch. Meine Optionen in München sind durchaus reizvoll und mit Vinc hab ich sowieso den Jackpot geknackt. Freu mich, dass er nachkommt.
Ich geh ins Zimmer, die Balkontür lass ich offen, kann keiner rein hier und selbst wenn – viel gibt’s nicht zu holen. Milde Nachtluft folgt mir. Tja, das ist der Unterschied, die Nächte bei uns sind schon kühl, bald herbstlich. Hier wird’s zwar früh dunkel, aber die Nächte sind lau. Okay, auspacken kann ich morgen. Gute-Nacht-Küsschen-WhatsApp für Vinc, obwohl der bestimmt längst schläft, wecken um halb sechs, dann hab ich noch Zeit für nen Espresso. Ich schlüpf ins Bett. Slip und Top sind warm genug, ich steck nur die Füße unter die Decke.
Kapitel 3
Scoppio Sogni – Geplatzte Träume
(Lunedi) Montag – 27. August
Irgendwo im Traum hämmert ein Irrer gegen ein Fenster und schreit. Dauert keine Minute und ich weiß, der Irre ist Greta, real, und sie hämmert nicht ans Fenster, sondern an die Tür. Und schreien tut sie auch. Nach mir. Oh Mann, hab ich verschlafen? Bin noch halb tot. Muss sie so einen Lärm machen?
»Doro! Wach auf!«
»Ja, ist ja gut, schrei nicht so«, grummel ich und schlurfe zur Tür. Hab meine gute Laune noch nicht wirklich gefunden.
»Doro, du musst mit runterkommen.« Greta schluckt und schaut mich mit großen Augen an. Käsweiß. Nicht gut.
»Was ist los?«, frag ich. »Es ist erst fünf.« Kann einen gewissen Vorwurf in der Stimme nicht verhindern.
»Niveo hat den Stuttgarter im Pool gefunden.«
»Den Stuttgarter? Im Pool?«, frag ich blöd, ich merk’s selber. Meine Gehirnzellen funktionieren noch nicht voll, vielleicht hab ich mich verhört. Macht ja keinen Sinn.
»Unseren Gast aus Stuttgart. Tot«, flüstert Greta.
»Was macht der um fünf im Pool?«
Greta zuckt mit den Schultern. »Er wollte früh los, hat sich gestern ein Lunchpaket für heute herrichten lassen.« Sie schlingt die Arme um ihren Körper. »Vielleicht wollte er vorher noch eine Runde schwimmen. Jedenfalls hat er nur Badeshorts an.«
Klingt logisch. Ich bin auch ziemlich verschwitzt. Eine Runde Pool wär angenehm … aber der ist gerade besetzt. Vinc würde den Kopf schütteln über so viel Unsensibilität. Aber das stimmt so nicht, ich bin nicht unsensibel, bin nur mit harten Tatsachen aus dem Schlaf gerissen worden. Während ich in meine Jeans schlüpfe, schweifen meine Gedanken zu Niveo.
»Was wollte eigentlich Niveo um diese Zeit am Pool?«
»Er holt in der Früh den Poolreiniger aus dem Wasser und stellt ihn in den Geräteraum, da unten neben dem Becken. Gehört zu seinem Job. Und heute war er früh dran, weil er um halb sechs in der Küche sein wollte.«
Na, dann wär ich nicht allein gewesen mit meinem Kaffee.
»Okay, los«, sag ich und schieb Greta aus dem Zimmer.
»Habt ihr den Arzt gerufen?«, frag ich, während wir ums Hotel herumeilen.
Greta nickt. »Und die Polizei.«
Dann wird’s gleich laut, denk ich und mir graust es vor den Gästen, die mit Sicherheit nicht fernzuhalten sind.
»Adriano hat sie gebeten, ohne Sirene anzufahren.«
»Gut mitgedacht, hoffentlich halten die sich auch dran«, unke ich skeptisch.
Wir stürmen zum Pool, hinten im Garten. Von der Terrasse durch ein Rasenstück, Olivenbäume und eine Art Hecke aus Zitronenbäumchen abgeteilt. Gedämpfte Stimmen, kurze Blicke zu mir, aber im Grunde nimmt mich keiner richtig wahr. Vittorio und Francesca Rinaldi, Gretas Schwiegereltern, stehen mit verschränkten Armen hinter dem Grüppchen, das am Boden kniet. Gretas Mann Adriano, seine Schwester Mia und Niveo beugen sich über den Körper des jungen Mannes. Gestern Abend saß er noch auf der Terrasse. Ich hocke mich neben Adriano, schlucke, als ich in das blasse, leblose Gesicht schaue.
»Buon giorno, Doro, kein schöner Anfang bei uns.«
»Nee, echt nicht.« Ich leg kurz meine Hand auf seinen Arm und nicke Mia zu, dann wird mein Blick wieder magisch vom Gesicht des Toten angezogen.
»Greta hat mich geholt«, sag ich leise, ohne meine Augen von der wächsernen Bleiche und den geschlossenen Lidern des jungen Mannes lösen zu können. Will damit sagen, dass ich nicht aus Sensationslust hier aufgetaucht bin.
»Ja«, Adriano schielt zu seiner Frau, »Greta hat gemeint, du kennst dich mit so was aus.«
Überrascht schau ich hoch.
»Äh …?« Na toll! Mir fehlen die Worte. Nur weil ich letztes Jahr in diese merkwürdige Geschichte reingestolpert bin. Hätte ich ihr besser nicht erzählt.
»Das Einzige, was ich weiß, ist, dass wir nicht zu viel hier rumtrampeln sollten. Vielleicht gibt’s Spuren.«
»Was für Spuren sollen das sein?«, fragt Mia irritiert.
»Keine Ahnung. Blut oder was weiß ich.«
Alle schauen auf mich. Ich sag nichts mehr, checke die Leiche. Natürlich nur optisch. Sieht ziemlich lädiert aus.
»Habt ihr getestet, ob er noch lebt?«, frag ich und bin schockiert bei dem Gedanken, dass wir hier blöd rumreden und der Mann vielleicht …
»Ja, natürlich«, beruhigt mich Adriano. »Ich habe eine gute Erste-Hilfe-Ausbildung. Ist wichtig im Hotel. Ich habe versucht, ihn wiederzubeleben. Herzdruckmassage, beatmet … Aber es war zu spät. Die Augen … man hat gesehen, dass er tot ist. Ich habe sie geschlossen.«
Er sagt das fast schuldbewusst. Ich drück kurz seine Hand, was soll ich auch sagen? Alles gut? Nix ist gut.
»Und du hast ihn gefunden?«, wende ich mich an Niveo.
Der nickt.
»Und wo? Wie war das genau?«
Niveo runzelt die Stirn. So, als würde mich das nichts angehen, entschließt sich aber doch zu einer Antwort.
»Er trieb im Wasser, mit dem Gesicht nach unten. Ich hab ihn mit dem Blättersieb hergezogen und aus dem Wasser gehievt. War nicht leicht. Aber er war schon tot, ganz sicher.«
»Du