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jetzt endlich schlafen, in fünf Stunden will ich los.«

      »Super. Dann wirst du so um neun oder zehn eintreffen. Oder nimmst du die Motorradstrecke? Wenn du schon so ne tolle Maschine hast …«

      »Mal sehen. Das entscheide ich spontan.«

      »Egal. Genieß die Fahrt. Übrigens hab ich ein bisschen recherchiert, hier gibt’s einige interessante Touren für uns. Äh, wart mal …«

      »Was ist los?«, gähnt Vinc mir ins Ohr, ich hab aber grad kein solches für Vinc’sche Zwischentöne.

      »Mia und Niveo sind eben rausgekommen und gehen zum Auto«, flüstere ich, obwohl die mich weder sehen noch hören können.

      »Ja und? Vielleicht wollen sie noch in die Disco«, scherzt Vinc.

      »Sehr witzig. Die fahren weg! Mitten in der Nacht. Eine Tasche haben sie auch dabei, und die haben’s eilig … Das muss ich Greta sagen. Jetzt gleich. Wir sehen uns morgen, okay?«

      »Zisch ab, Doro! Und Küsschen.«

      »Bussi, Schatz, hab dich lieb … muss jetzt aber los!«

      Vinc’ Lachen weht mir ans Ohr, bevor er auflegt. Ich gönn mir zwei Sekunden verliebtes Kribbeln im Bauch – das möcht ich nicht mehr missen. Mann, der Kerl hat mich echt am Haken!

      Okay. Entschlossen vertage ich die Gedanken an Vinc. Mias kleiner roter Fiat biegt vom Parkplatz auf die Straße. Ich renn das kurze Stück zum Hotel und wäre beinahe in ein Auto gerannt, das wie aus dem Nichts aus der Einfahrt des Nachbargrundstücks schießt.

      »Idiot«, ruf ich ihm erschrocken hinterher. »Schalt gefälligst dein Licht ein!«

      Wieder so ein Bonzenschlitten, genau wie gestern. Definitiv kein Tourist. Gibt anscheinend genügend Italiener mit nem Haufen Kohle, aber ohne Manieren. Hmm … ich schau dem Wagen hinterher. Eine Limousine wie gestern? Zufall? Oder ist es das Auto von gestern? Keine Ahnung, hab weder Kennzeichen noch Fahrer gesehen, ich weiß nicht mal, ob es dieselbe Marke ist. Egal, hat sicher eh nichts zu bedeuten, wahrscheinlich seh ich Gespenster. Ich geh ums Hotel – keine Greta an unserem Tisch.

      »Weißt du, wo Greta ist?«, ruf ich Adriano zu, der ein Tablett voller Spritz und kühlen Pils in beschlagenen Gläsern auf die Terrasse balanciert.

      »Greta macht die Theke«, ruft Adriano zurück und serviert die Getränke, charmant lächelnd, als wäre nichts gewesen. The Show must go on, every day, every time … Ist ja in Daddys Restaurant nicht anders.

      Ich finde Greta gebückt hinter der Theke. Sie kehrt ein paar Scherben zusammen.

      »Ist mir aus der Hand gerutscht«, seufzt sie müde, als sie mich bemerkt.

      »Ach komm, Greta, ist doch nur ein Glas, kein Weltuntergang«, tröste ich sie. Gemeinsam beseitigen wir die Spuren, dann nehm ich mir ein Glas Prosecco, setz mich auf einen Barhocker und schau ihr zu, wie sie den Espressoautomaten sauber macht und den Vorratsbehälter der Mühle mit Bohnen bestückt.

      »Mia und Niveo sind grade weggefahren«, platzt es aus mir raus.

      Greta schaut überrascht auf. »Weggefahren? Jetzt, mitten in der Nacht?«

      »Mit Mias Wagen und einer Tasche. Reisetasche, wie’s ausgesehen hat.«

      Greta legt nachdenklich den Putzlappen weg. »Meinst du …?«

      »Was? Dass sie abhauen? Keine Ahnung. Ich kenn die beiden kaum und …« Mias Schwangerschaft liegt mir auf der Zunge. Aber ich verkneif es mir, sie zu erwähnen. Das ist definitiv nicht meine Angelegenheit. Ich bin neugierig, aber keine Klatschtante.

      »Das muss ich Adriano sagen.«

      Der bringt gerade das leere Tablett. »Zwei Pils und zweimal Campari Orange, per favore, mia cara.«

      Süß! Geht doch!, freu ich mich für Greta.

      Der huscht ein kleines Lächeln übers Gesicht, was schnell wieder verschwindet, als sie Adriano von meinen Beobachtungen erzählt.

      »Mia ist erwachsen. Was hast du erwartet? So, wie meine Eltern sie heute behandelt haben.«

      »Na ja, du warst auch nicht gerade eine Unterstützung«, werf ich ihm vor.

      Greta hebt verwundert die Augenbrauen, sagt aber nichts.

      Adriano seufzt traurig. »Ja, ich weiß. Ich hätte zu ihr stehen müssen, aber ich war viel zu überrascht.«

      »Du willst also allen Ernstes behaupten, dass du nichts von Mias und Niveos Verhältnis mitbekommen hast? Dann wundert mich allerdings gar nichts mehr«, sag ich und schau zu Greta. Die hat verstanden, was ich damit auch sagen wollte, bei Adriano bin ich mir allerdings sicher, dass der null kapiert. Weder die Gefühle von Mia und Niveo noch die seiner eigenen Frau!

      Du bist ne harte Nuss, denk ich mir, aber dich knack ich noch. Raue Schale, weicher Kern. Sonst hätte Greta dich nicht genommen!

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