Limoncellolügen. Gudrun Grägel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Limoncellolügen - Gudrun Grägel страница 16

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Limoncellolügen - Gudrun Grägel

Скачать книгу

Na ja, fast alles.

      Die Luft im Raum vibriert förmlich, ich trau mich kaum noch zu atmen. Francesca scheint das auch zu spüren, sie legt ihre Hand beschwichtigend auf die ihres Mannes. Aber das Gewitter lässt sich nicht mehr aufhalten, es entlädt sich mit voller Wucht.

      »Du willst diesen Habenichts heiraten? Diesen dahergelaufenen Mitgiftjäger?« Vittorios Stimme ist gefährlich leise. »Sind denn alle meine Kinder verrückt?« Ein Seitenblick trifft Adriano, wandert weiter zu Greta.

      Also, das ist echt hart! Gretas Mund ist nur noch ein dünner Strich. Am liebsten würde ich diesem italienischen Obermacho an die Gurgel springen, aber damit würde ich Greta keinen Gefallen tun. Außerdem sollte das Adrianos Part sein. »Du bist unfair! Ich liebe Niveo und er will nicht mein Geld! Was habe ich denn auch? Einen Anteil am Hotel, den ich niemals verwenden kann!«

      Vittorio springt auf, die geballten Hände auf den Tisch gestützt. »Du bist mit Hugo Scalieri verlobt, vergiss das nicht!«, brüllt er, dass ich befürchte, seine Halsschlagader platzt.

      »Das war euer Arrangement! Hugos Vater und du, ihr wollt das! Wir waren damit nie einverstanden. Wir suchen uns unsere Partner selber! Verdammt, papà, wir leben im 21. Jahrhundert!«, schreit Mia zurück.

      Hätte gar nicht gedacht, dass in dem zarten Persönchen so eine Energie steckt. Und so eine Wut. Ich freu mich über diese Gegenwehr, ist ganz schön mutig. Und längst überfällig.

      »Nicht einverstanden! Lächerlich! Du hast dich von diesem Gockel um den Finger wickeln lassen! So sieht’s aus. Liebe …« Vittorio schnaubt verächtlich. »Wir haben Traditionen. Und dazu gehört, dass man zu seinem Wort steht! Du ziehst unsere Familienehre in den Dreck!«

      »Da musst du gerade reden!«, ruft Mia.

      »Jetzt ist es genug. So redet meine Tochter nicht mit mir! Geh auf dein Zimmer! Und du«, er stößt seinen Zeigefinger in Richtung Niveo, »pack deine Sachen und verschwinde aus meinem Hotel! Und lass die Finger von meiner Tochter, sonst …«

      Niveo kann sich nicht mehr beherrschen. Er tritt einen Schritt vor. »Sonst?«, flüstert er drohend.

      Mia, sag doch endlich, dass du schwanger bist, denk ich angespannt, der Babybonus zieht immer bei den Großeltern. Aber Mia denkt anscheinend nicht daran, diesen Punkt ins Spiel zu bringen.

      »Komm, Niveo, wir gehen«, sagt sie leise, mit gesenktem Blick.

      Niveo folgt ihr, hochrot im Gesicht.

      Warum wehrt er sich nicht? Lässt sich einfach so beleidigen? Ist es wegen Julian Weigel? Hat er etwas mit dem Tod des Gastes zu tun? Vielleicht hat er ihn gekannt und sie hatten Streit?, rasen mir die unterschiedlichsten Gedanken durch den Kopf. Jedenfalls kann ich mir keinen Reim darauf machen, warum Mia nichts von der Schwangerschaft gesagt hat.

      Unten schlägt die Klingel an. Das Zeichen für meinen Aufbruch. Muss später Greta ausquetschen …

      Mittlerweile sind ein paar Gäste zurück, wahrscheinlich geflohen vor den Menschenmassen oder vielleicht vor »Elvis«? Will ja keinem was unterstellen, aber solche Eventkünstler sind manchmal mit mehr Selbstbewusstsein als Talent gesegnet.

      Es ist erst elf, als Adriano mich ablöst, und ich bin so platt, dass ich nur noch ins Bett will. Okay, vorher noch Vinc anrufen … Ich nehm mir eine Flasche Orangenlimo mit hoch – und ein Fläschchen Campari Soda, samt Glas und Eiswürfel. Gerade, als ich mich gemütlich auf dem Balkon einrichte, geht drüben bei Niveo das Licht an. Er ist nicht alleine. Ich höre seine Stimme und die von Mia, kann aber nichts verstehen, obwohl ich mich sehr bemühe. Das ist jetzt blöd! Hier draußen fühl ich mich nicht mehr abhörsicher, immerhin will ich Vinc einige pikante Details erzählen. Nützt nichts, ich pack mein Zigarettenpäckchen, nippe am Campariglas und mach mich auf den Weg nach unten. Hinterm Hotel, bei den Parkplätzen, bin ich ungestört. Ich geh noch ein Stück weiter, hoch zu dem Weg, der zu den Olivenhainen führt. Von dort hab ich das Hotel im Blick – und im Notfall hört man mich schreien. Tja, bin zwar neugierig, aber nicht sehr mutig, vor allem, wenn’s dunkel ist.

      Ich läute Vinc aus dem Schlaf. »Schatz, ich will morgen früh los und war schon im Bett«, brummt er ins Telefon.

      »Tut mir leid, Vinc, aber ich muss dir so viel erzählen.«

      »Oh Gott, das auch noch! Doro, du schaffst mich.« Belustigt? Resigniert? Wahrscheinlich beides, wie ich ihn kenne.

      Gnadenlos weih ich ihn in die Familieninterna ein, inklusive Schwangerschaft und angeblicher Verlobung oder Entlobung.

      »Äh …«

      Es dauert ein wenig, bis diese hochbrisanten Informationen Vinc’ kognitive Schaltzentrale erreicht haben.

      »Ja …«

      Ich seh ihn förmlich vor mir, wie er sich durch seine nackenlangen Haare fährt und wahrscheinlich gerade sehr bereut, nicht auf dem Australientrip bestanden zu haben.

      »Wär viel zu teuer gewesen.«

      »Hä? Was?«

      »Australien. Komm, Schatz, ich weiß doch, was du gerade gedacht hast«, flöte ich durchs Telefon.

      Vinc lacht los. Ich halte das Handy ein Stück vom Ohr weg und warte, bis er sich beruhigt hat.

      »Geht’s wieder?«, frag ich dann sanft.

      »Ja, ich denke schon.« Er japst noch einmal, dann hat er sich wieder unter Kontrolle.

      »Mann, Doro, kannst du dich nicht mal nur um deine Angelegenheiten kümmern?« Das ist jetzt ganz sicher Resignation.

      »Was kann ich denn dafür? Gar nichts. Außer, dass ich hier gerade anwesend bin …«

      »Ja, eben, das ist ja das Problem«, schallt es trocken aus München.

      »Morgen wirst du dir selber ein Bild machen können, und ich frag Greta, was ich sonst noch nicht weiß.«

      »Das wird sie dir nicht auf die Nase binden, schließlich ist das eine Familienangelegenheit«, gibt Vinc mit skeptischem Unterton zu bedenken.

      »Ja schon, aber Greta hat Redebedarf, sie ist hier allein unter Wölfen … oder besser unter der Fuchtel dieses italienischen Obergurus.«

      »Doro, ich versteh dich ja, aber lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster. Ich befürchte, dieser Vittorio hat nicht viel Verständnis für solche Übergriffe.«

      »Er wird mich kaum auffressen, oder?«, widerspreche ich eigensinnig, weiß aber selber, dass ich mir den Zorn vom alten Rinaldi lieber nicht zuziehen will.

      »Auffressen nicht, aber rausschmeißen sicher.«

      Wo Vinc recht hat, hat er recht.

      »Ja und, dann machen wir halt Urlaub. Außerdem braucht er mich, nachdem er Niveo vor die Tür gesetzt hat.«

      »Jeder ist ersetzbar. Das sagst du doch selber immer.«

      »Eins zu null für dich«, geb ich zu und wechsle das Thema. »Ich stell schon mal ein Fläschchen Prosecco kalt und … Schatz, ich freu mich soooo auf dich«, säusle ich und seufze theatralisch, aber ehrlich, ich mein’s auch so.

Скачать книгу