Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2). Richard A. Huthmacher

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Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2) - Richard A. Huthmacher

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auch Anderer Freud, ein Herz, das empfindet der Anderen Schmerz, eine Seele, die liebt, auch Anderen gibt von dieser Lieb, Mut, eine eigene Meinung zu haben, Kraft, zu helfen denen, die darben, Gedanken, die schwimmen auch gegen den Strom – und sei, darob, beschieden ihnen auf ewig Spott nur und Hohn –, Glauben, der Hoffnung gibt, immerfort, Weisheit, über sich selbst zu lachen, Klugheit, nicht sinnlos Streit zu entfachen, Freude am Leben und zu streben nach Erkenntnis, was des Lebens Sinn und was, in der Tat, wirklich´ Gewinn für Deine Seele, Deinen Geist:

      Das wünsch ich Dir.

      Für all Dein Leben.

      Und all den Andern, die man Menschen heißt.

      3. AKT

      BLEIERNE ZEIT

1. SZENE

      REGIEANWEISUNG:

      Clint Mansell: Requiem For A Dream

      (https://www.youtube.com/watch?v=n3mDmpCBdzI)

      REINHARD:

      Liebe Maria,

      am stärksten wurde ich in dieser Zeit durch den Vietnam-Krieg geprägt, durch die unvorstellbaren Gräuel, die allabendlich über die Mattscheibe im Wohnzimmer flimmerten, durch den Protest gegen den amerikanischen Imperialismus, der solch Unsägliches hervorbrachte.

      Waren die GIs in den Fünfzigern noch unsere Befreier gewesen, unsere Freunde, die uns Jungs mit chocolade and chewing gum, später mit cigarets versorgten, deren lässigen Lebensstil wir bewunderten, die uns ab und an im Jeep oder – das allergrößte – in ihren Straßenkreuzern, groß wie kleine Lastwagen, mitnahmen, die uns englisch bzw. amerikanischen Slang beibrachten, die sozusagen unsere großen, geliebten Brüder waren, so verwandelten sich diese Freunde innerhalb kurzer Zeit zu gehassten Feinden. Schlägereien in den Diskos amerikanischer Truppenstandorte gehörten bald zur Tagesordnung; wir deutschen Burschen zogen dabei (fast) immer den kürzeren, hatten gegen die kampferfahrenen GIs nicht die Spur einer Chance und mussten froh sein, wenn wir, im wahrsten Sinn des Wortes, mit einem (oder auch zwei) blauen Augen davon kamen.

      Meine erste Demonstration überhaupt richtete sich gegen den Vietnam-Krieg, gegen jenen zweiten Indochina-Krieg, der bloß im Kontext der Auseinandersetzung zwischen Ost und West, zwischen den einander unversöhnlich gegenüberstehenden Gesellschaftssystemen des Kapitalismus´ und des Kommunismus´ (was auch immer man darunter verstehen mag), jedenfalls nur als Stellvertreter-Krieg (auf dem Rücken Millionen unschuldiger Menschen) zu verstehen ist.

      Der erste Indochina-Krieg (von 1946 bis 1954) wird, im Gegensatz zum zweiten, also zum Vietnam-Krieg, auch als Französischer Indochina-Krieg bezeichnet, weil er zwischen Frankreich und der Việt Minh ausgetragen wurde, d.h. zwischen der alten Kolonialmacht und der Liga für die Unabhängigkeit Vietnams unter Führung jenes legendären Hồ Chí Minh, dessen Namen wir auf Anti-Vietnam-Krieg-Demos so oft skandierten, dass mir der rhythmische Klang des „Ho, Ho, Ho Chi Min“ im Ohr bleiben wird, solange ich lebe.

      Nach dem 2. Weltkrieg war das zuvor von Japan besetzte Indochina – de facto – von den Siegermächten an den früheren Kolonialherrn Frankreich zurückgegeben worden; die Việt Minh versuchte daraufhin, die Kontrolle über das Land (zurück) zu gewinnen und ließ durch ihren Präsidenten Hồ Chí Minh die souveräne Republik Vietnam ausrufen. Ein blutiger Krieg entbrannte, der 1954 in der Schlacht von Điện Biên Phủ seinen traurigen Höhepunkt fand und zu einer vernichtenden Niederlage der Franzosen führte sowie deren Kolonialherrschaft in Südostasien beendete.

      Bei den anschließenden Friedensverhandlungen wurde (auf der Genfer Indochina-Konferenz 1954) die Teilung Vietnams (längs des 17. Breitengrades) in einen nördlichen Teil (unter östlich-kommunistischem Einfluss) und einen südlichen Teil (mit westlich-kapitalistischer Ausrichtung) beschlossen.

      Interessanterweise (wenn auch nur Fußnote der Geschichte) kämpften etwa 35.000 Deutsche (als Fremdenlegionäre) in Indochina auf Seiten der Franzosen – meist ehemalige Wehrmachts- und SS-Angehörige, aber auch entwurzelte Kriegswaisen, die (aufgrund ihres Alters) noch nicht am 2. Weltkrieg teilgenommen hatten; etwa die Hälfte aller gefallenen Legionäre waren Deutsche.

      Jedenfalls entbrannte in dem neu entstandenen Südvietnam alsbald ein heftiger Bürgerkrieg; Việt Minh und Vietkong, die Nationale Front für die Befreiung Südvietnams, 1960 aus dem Việt Minh hervorgegangen, versuchten, die von den US-Amerikanern unterstützte antikommunistische Regierung Südvietnams zu stürzen und das Land wiederzuvereinigen.

      Wollte John F. Kennedy das militärische Engagement der Amerikaner in Indochina noch beenden (was ihn wahrscheinlich das Leben kostete), ließ sich Lyndon B. Johnson, sein Nachfolger im Amt des Präsidenten, im Gegensatz zu Kennedy dezidierter Freund des militärisch-industriellen Komplexes, nach dem – ähnlich den Vorfällen rund um die Westerplatte zu Beginn des 2. Weltkriegs – provozierten, genauer (wie mittlerweile offiziell zugegeben) fingierten „Tonkin-Zwischenfall“ 1964 förmlich ermächtigen, offiziell Truppen nach Vietnam zu entsenden; 1965 begann dann mit der Operation Rolling Thunder der Bombenterror gegen Vietnam, auch gegen die Zivilbevölkerung.

      Wie man diese zusammenbombt, massakriert, hunderttausendfach, millionenfach, hatten die Amerikaner, zwanzig Jahre zuvor, bekanntlich in Deutschlang gelernt und geübt.

      Von nun an wurden die unsäglichen Gräuel namentlich des Bombenkriegs allabendlich – quasi in Echtzeit, wenn auch, zumindest anfangs, noch nicht in Farbe – auf die Mattscheiben unserer bundesrepublikanischen Wohnzimmer übertragen. Zum Abendessen brannten Kinder in Napalm (das im Übrigen im März 1944 bei einem Angriff auf Berlin zum ersten Mal überhaupt eingesetzt worden war).

      Mit Agent Orange wurden ganze Landstriche entlaubt. An TCDD, herstellungsbedingt Bestandteil von Agent Orange und giftigster Vertreter der Dioxine, erkrankten und starben Hundertausende Zivilisten; bis zu zweihunderttausend Soldaten des „US-amerikanischen Menschenmaterials“ (Wehrpflichtige, keine Freiwillige!) erkrankten ebenfalls.

      „ … von 1962 bis 1966 [war Richard von Weizsäcker, der Alt-Bundespräsident] Mitglied der Geschäftsführung des Chemie- und Pharmaunternehmens Boehringer Ingelheim (in Ingelheim am Rhein). Boehringer Ingelheim lieferte im Folgejahr 1967 720 Tonnen Trichlorphenolatlauge an Dow Chemical. ´Mit großer Betroffenheit´ habe er erst Jahre nach seiner Tätigkeit bei Boehringer von Agent Orange erfahren, sagte von Weizsäcker, eine Aussage, die … angezweifelt wurde.“

      Pecunia non olet. Im Gegenteil: Geld adelt (dies ist selbstverständlich keine Anspielung auf von Weizsäcker).

      (Richard Alois Huthmacher: Offensichtliches, Allzuoffensichtliches. Ein Briefroman. Teil 1, 2014: Das Grauen des Vietnamkriegs auf den Mattscheiben in unseren Wohnzimmern.)

      REGIEANWEISUNG:

      Konstantin Wecker: Frieden Im Land

      (https://www.youtube.com/watch?v=pwJo0dc7jJQ)

      Das Land steht stolz im Feiertagsgewand,

       die Zollbeamten sind schön aufgeputzt.

       Sogar die Penner haben Ausgang

       und am Rand sind ein paar Unverbesserliche

      noch verdutzt.

       Die alten Ängste, pittoresk gepflanzt,

      

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