Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2). Richard A. Huthmacher

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Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2) - Richard A. Huthmacher

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die im Schmerz entstand, mit Schönheit ihren Schmerz verband, dass beide, Muschel wie Perle, dadurch auserkoren und dass nur das, was unter Schmerz geboren, tatsächlich einen Wert erlangt.

      REGIEANWEISUNG:

      Bettina Wegner: Kinder: Sind so kleine Hände (https://www.youtube.com/watch?v=fcdkwdfz0GA)

      Sind so kleine Hände, winzge Finger dran.

      Darf man nie drauf schlagen, die zerbrechen dann.

      Sind so kleine Füße mit so kleinen Zehn.

      Darf man nie drauf treten, könnten sonst nicht gehn.

      Sind so kleine Ohren, scharf, und ihr erlaubt –

      Darf man nie zerbrüllen, werden davon taub.

      Sind so schöne Münder, sprechen alles aus.

      Darf man nie verbieten, kommt sonst nichts mehr raus.

      Sind so klare Augen, die noch alles sehn.

      Darf man nie verbinden, könnten nichts mehr sehn.

      Sind so kleine Seelen, offen ganz und frei.

      Darf man niemals quälen, gehn kaputt dabei.

      Ist so ´n kleines Rückgrat, sieht man fast noch nicht.

      Darf man niemals beugen, weil es sonst zerbricht.

      Grade, klare Menschen wärn ein schönes Ziel.

      Leute ohne Rückgrat hab´ n wir schon zu viel.

      STIMME AUS DEM HINTERGRUND:

      Heutzutage bindet man den Kindern eine Windel vors Maul. Um sie – angeblich – vor Husten und Schnupfen zu schützen.

      Tatsächlich soll ihr Gehirn weniger mit Sauerstoff versorgt werden. Auf dass sie verblöden und willfährig werden.

      Zur Freude der Herrschenden. Die sie dann besser regieren können. In einer Schönen Neuen Welt. Wo nichts zählt außer Macht und Geld.

      MARIA:

      Kind der Sterne

      Von einem Stern gekommen, auf der Erde eher gestrandet als gelandet, obwohl Phantast und Träumer Mensch unter Menschen, ebenso in der Verdammnis wie im selbst gewählten Exil lebend, erdacht von Philosophen, geschaffen von Literaten, Fleisch geworden durch die Liebe weilt er nun unter uns, verborgen, unerkannt, missachtet.

      Es gibt nur eine Zukunft für ihn:

      Zurück zu den Sternen.

      REINHARD:

      Schlaflied

      Schlaf, Kindchen,

      schlaf.

      Sei blöde wie ein Schaf.

      Sei dumm wie eine Kuh.

      Nur so wirst Du des Lebens Leid ertragen.

      Und all die Fragen, die Dir das Leben stellt.

      Und doch nie eine Antwort hält parat auf alles, was Dich plagt, Dein ganzes Leben lang.

      Ach, Kind, mir wird so bang.

      Wenn ich ans Leben denke, das Gott Dir schenkte: Ist´s Segen nun oder Fluch?

      Als gäb´s nicht schon genug der Menschen auf dieser unsrer Welt. Die, uns allen, gar so wenig schenkt.

      An Liebe.

      Schlaf, Kindchen,

      schlaf.

      Dumm sei wie ein Schaf.

      Sei blöd wie eine Kuh.

      Nur so wirst Du Dein Leben, ein Leben lang, ertragen.

      Und nicht verzagen.

      An eben diesem Leben.

      Bitte, bitte, sei nicht klug.

      Der Klugen gibt´s genug.

      Kluge müssen verderben.

      Vor Ihrer Zeit sie werden, müssen sterben.

      Schlaf,

      Kindchen,

      schlaf.

      Bleib, bitte bleib, dein ganzes Leben lang, so blöde wie ein Schaf.

2. AKT

      REGIEANWEISUNG:

      Jimmy Hendrix: Nationalhymne (The Star-Spangled Banner; https://www.youtube.com/watch?v=Xpdw0ouogQo)

      MARIA:

      Liebster,

      der Kriegsheimkehrer Beckmann (aus „Draußen vor der Tür“ von Wolfgang Borchert) ist der Prototyp des Heimkehrers, der sich im „Frieden“ nicht mehr zurechtfindet, der das Unbeschreibliche, das Unsägliche, das er gesehen hat und das ihm widerfahren ist, weder vergessen kann noch zu verdrängen vermag.

      Beckmann sucht seinen Platz in der Nachkriegsgesellschaft, doch dort ist kein Raum für ihn. Er fragt nach Moral und Verantwortung, doch eine Antwort erhält er nicht – weder von Menschen noch vom lieben Gott noch vom Tod. Sein Aufschrei artikuliert die stumme Verzweiflung einer weiteren „verlorenen Generation“, vergleichbar der, die aus dem ersten Weltkrieg heimkehrte, ohne wieder zuhause zu sein (und für die Hemingway in seinem Roman „Paris – ein Fest fürs Leben“ eben diesen Begriff der „lost generation“ prägte und die beispielsweise auch Ernst Toller in seiner Heimkehrer-Tragödie des Ersten Weltkrieg „Der deutsche Hinkemann“ beschreibt).

      Beckmann, humpelnd, mit Gasmaskenbrille, Beckmann, trotz fehlender Kniescheibe der Apokalypse entronnen, ohne wieder auf Erden angekommen zu sein, Beckmann, der an den Landungsbrücken steht, um ins Wasser zu springen, das vielen einen letzten Trost gibt, dieser Kriegsheimkehrer Beckmann erklärt den Tod zum neuen Gott.

      Doch die Elbe weist Beckmann, der humpelt, hungert und friert, weist Beckmann, dessen Frau das Bett mittlerweile mit einem anderen teilt, weist Beckmann, weist diesen verzweifelten Beckmann einfach zurück. Nicht einmal der Tod hat einen Platz für ihn. Weil sein Leben gar zu armselig ist.

      Als Beckmann sich, vom Fluss ausgespien, am Strand der Elbe wiederfindet, gesellt sich (in der kaleidoskopartigen Aneinanderreihungen traumhafter Szenen, aus denen Borcherts Stück besteht) der „Andere“, der Ja-Sager, zu ihm, begleitet ihn, belehrt ihn. Ermutigt ihn, an das Gute im Menschen zu glauben. Doch dazu ist Beckmann nicht mehr imstande und erklärt dem „Anderen“, warum: Weil er nur noch Beckmann heißt. Ohne

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