Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2). Richard A. Huthmacher

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Non lupus sit homo homini sed deus (Teilband 2) - Richard A. Huthmacher

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      Ein neues Leben

      Es kommt von einer weiten Reise, aus einem unbekannten Land.

      Im Irgendwo von Gott der Schöpfung aufgegeben, entstand ein neues Leben, das seinen Weg dann fand in dieses karge Land, das man die Welt genannt.

      In dieses Jammertal, wo viele Menschen leiden, überall, zu allen Zeiten, gar unermesslich Qual.

      Es schrie, das neue Leben, als seine Mutter es gebar.

      Als es ward ausgestoßen. Ungefragt.

      Darum, ihr Eltern und ihr Menschen, die kreuzen seinen Weg:

      Versteht, dass jedes neue Leben ist kostbar, heilig gar.

      Wie jedes Leben eben gar einzigartig.

      Wie jedes Leben, schlechthin, schlichtweg, gar wunderbar.

      Deshalb erspart Ihm allzu viele Sorgen.

      Ansonsten, kaum das neue Leben ward geboren, erleidet seine Seele einen frühen Tod:

      Falls allzu groß die Not, so existiert der Leib zwar noch als Hülle, doch dieser Hülle Seele ist und bleibet tot.

      REGIEANWEISUNG:

      Die Moldau – II (https://www.outube.com/watch?v=_zuCPYxnqH4: 4.10 min bis 6.18 min)

      REINHARD:

      An einen neuen Erdenbürger

      Licht im Dunkel, Geborgenheit im Chaos, Erkenntnis in Verwirrung, Liebe trotz allenthalben Hass, Freunde unter Feinden, allzeit Wärme in der Kälte des Lebens, schlichtweg den Himmel auf Erden wünsche ich Dir, der Du, ungefragt, geboren.

      Auf dass Du nicht verzagst am schier Unerträglichen, das wir nennen eines Menschen Leben.

      REGIEANWEISUNG:

      Die Moldau – III (https://www.outube.com/watch?v=_zuCPYxnqH4: 6.26 min bis 8.28 min)

      MARIA:

      „´Am Abend des 6. Juni warf eine Frau AI. Pr. ihre zweijährige Tochter Marie und ihren halbjährigen Sohn Reinhold in die Spree. Passanten verhinderten, dass den drei ältesten Kindern das gleiche geschah.´

      Dr. Alice Vollnhals, die Leiterin der Schwangerenfürsorge der Krankenkassen Berlins, kommt in einem Bericht über diesen Fall zu dem Ergebnis: ´Die Verzweiflungstat einer Mutter hat die Öffentlichkeit aufgewühlt; aber wie oft sind Mütter, gute, sanfte Frauen, ebenfalls am Rande eines Abgrunds! Gibt es da keine wirkliche Hilfe? Doch! Geburtenregelung im weitesten Sinn des Wortes, Zerstörung der Unwissenheit in diesen Dingen!´ (´Berliner Tageblatt´ vom 26. Juni 1928.)

      ´Hier starb unter auffallenden Umständen ein siebzehnjähriges Mädchen innerhalb einer Stunde. Eine amtliche Untersuchung ergab einen unerlaubten Eingriff zur Abtreibung der Leibesfrucht. Die Mutter der Verstorbenen wurde unter dem Verdacht der Beihilfe in Haft genommen.´ (´Schwäbische Tagwacht´ vom 21. Mai 1929.)

      ´... dort lernte er die Kassiererin M. F. kennen. Als nun die F. wieder in andern Umständen war, machte er auf deren eigenes Betreiben einen Abtreibungsversuch. Dabei wollte er von dem Sanitätssergeanten A. den Rat erhalten haben, er solle die Abtreibung mit Cyankali bewerkstelligen. Die F. ist dann an dem Gift nach schwerem Todeskampf gestorben.´ (´Süddeutsche Arbeiter-Zeitung´ vom 1. März 1929, Bericht über die Verhandlung des Schwurgerichts Augsburg, Mordprozess G.)

      Der 45. Deutsche Ärztetag in Eisenach schätzt die Zahl der jährlichen Abtreibungen in Deutschland auf eine halbe Million bis 800.000, darunter 10.000 Todesfälle (!) und 50.000 Erkrankungen. ´Man rechnet in Deutschland jährlich mit 50.000 Erkrankungsfällen nach Fehlgeburten.´ (Berichterstatter Lonne im Preußischen Landesgesundheitsamt.)

      ´Ich verstehe nicht, dass die armen, arbeitenden Klassen ein so schreckliches Leben führen müssen, während die Reichen, die Kinder haben könnten, entweder keine oder nur ein paar haben. Ich wollte, ich könnte mich auf die Dächer stellen und den armen Frauen verkünden, was sie tun müssen.´ (Brief einer New-Yorker Arbeiterin an die Fürsorgerin von New York, Margaret Sanger, aus: ´Zwangsmutterschaft´.)

      ´Eine Schwangere, welche ihre Frucht vorsätzlich abtreibt oder im Mutterleib tötet, wird mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. Dieselben Bestimmungen finden auf denjenigen Anwendung, welcher mit Einwilligung der Schwangeren die Mittel zur Abtreibung oder Tötung bei ihr angewendet hat´ (§ 218 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich).“

      (Friedrich Wolf: Cyankali. Drama, 1929.)

      REGIEANWEISUNG:

      Michael Hoppe, Martin Tillman, Tim Wheater:

      A Thousand Whispers

      (https://www.youtube.com/watch?v=BNbb1PlP4AU)

      REINHARD:

      Geboren werden – Gnade oder Strafe?

      Wen wundert, dass Neugeborene schreien, wenn sie dieses Tollhaus betreten, das wir unsere Welt nennen.

      Und weinen, weil sie ihre Geburt nicht nur mit dem Tod, nein, viel schlimmer noch, mit dem Leben, mit dem Leben-Müssen bezahlen.

      Müssen.

      Wo doch schon Aristoteles erkannte, dass Nicht-geboren-Werden das beste Schicksal ist.

      MARIA:

      Geburt – nur eine Möglichkeit. Nicht weniger, nicht mehr

      Es ist ein Wunder, sagt das Gefühl. Es ist der Welten Lauf, sagt der Verstand.

      Es ist eine Herausforderung, sagt die Angst. Es ist eine Möglichkeit, sagt der Mut:

      Die Möglichkeit, dass der Mensch werde. Die Möglichkeit, dass der Mensch Mensch werde.

      Dass der Mensch werden darf. Dass ein Mensch Mensch werden darf.

      Und dass ein Mensch Mensch werden kann.

      Dass der Mensch werden und Mensch werden

      wird.

      Wo bisher doch Millionen und Abermillionen von Möglichkeiten bereits vergeben wurden.

      REGIEANWEISUNG:

      Man hört eine Gebärende schreien. Und schreien. Und schreien.

      Plötzlich ist laut und deutlich auch das Schreien eines Säuglings zu hören.

      REINHARD:

      Nur was unter Schmerz geboren

      Macht es die Muschel krank, dass sie die Perle trägt?

      Nein.

      Denn

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