Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Der Unbekannte blieb jedoch vorsichtig. Er nutzte jede Deckung aus, so dass er immer nur für Sekundenbruchteile zu sehen war. Dann kam jedoch eine freie Stelle, die er passieren musste, nur noch etwa zwanzig Meter von Taff entfernt. Der Commander nahm seine Lampe in die linke Hand, hielt sie so weit von sich weg, wie es ging, und schaltete sie ein.
»Stehenbleiben!«, rief er scharf. »Stehenbleiben, oder ich schieße!«
Im gleichen Moment weiteten sich jedoch seine Augen in fassungslosem Staunen. Der Gegner, der geblendet zusammenfuhr, war ganz eindeutig – eine Frau!
Sie war deshalb nicht weniger gefährlich, davon zeugte der schussbereite Strahler in ihrer Hand. Taff jedoch bekam bei ihrem Anblick unwillkürlich Hemmungen. Auch in dieser Zeit der vollkommenen Emanzipation des weiblichen Geschlechts blieb in den meisten Männern immer noch der aus Urzeiten stammende Beschützerinstinkt wirksam. Er brachte Caine dazu, seine Waffe durch einen Knopfdruck auf Betäubungseffekt umzuschalten, und das rächte sich sofort.
Obwohl die Fremde geblendet war, nutzte sie diese winzige Verzögerung aus. Sie schoss blindlings, erst dann warf sie sich zur Seite, um dem Lichtkegel der Lampe zu entkommen.
Der Schuss verfehlte Taff und schlug hoch über ihm in die Wand. Loses Gestein löste sich, und der Mann warf sich instinktiv zur Seite, aber es war bereits zu spät. Ein Steinbrocken krachte schwer gegen seinen Hinterkopf, löschte sein Bewusstsein aus und ließ ihn haltlos zusammensinken.
Er merkte nicht mehr, wie die Frau Sekunden später neben ihm erschien. Seine Lampe war erloschen, als sein Finger vom Kontaktknopf glitt, sie holte eine Stablampe aus ihrer Kleidung und leuchtete ihn an. Er war vornüber gefallen, und sie sah das Blut an seinem Schädel, das zwischen dem Haar hindurchsickerte und einen schaurigen Effekt hervorrief.
»Er ist tot!«, murmelte sie befriedigt, erhob sich wieder und verschwand in der Dunkelheit.
7
»Hör auf, Mitani – ich komme ja schon«, sagte Taff Caine und versuchte, die vermeintliche Hand abzustreifen, die ihn wachgerüttelt hatte.
Das Rütteln blieb jedoch, und seine Hand schlug gegen einen harten Gegenstand. Schmerz durchzuckte seine Knöchel und ließ ihn zusammenfahren. Er öffnete die Augen, sah aber nichts als bunte Ringe, die vor ihm zu kreisen schienen. Dann kam die Erinnerung zurück, und er richtete sich hastig auf.
Im nächsten Moment sank er mit einem Wehlaut wieder zurück. Von seinem Hinterkopf ging ein dumpfes Schmerzgefühl aus, Schwindel überkam ihn. Als er vergangen war, begann Taff voller Erbitterung zu fluchen.
»Das habe ich von meiner Gefühlsduselei!«, knurrte er.
Er machte eine Weile lang Atemübungen, und es wurde ihm wieder besser. Diesmal richtete er sich vorsichtig auf, so dass die bunten Ringe ausblieben. Er tastete nach seiner Lampe, schaltete sie ein und fuhr mit der Rechten über seinen Kopf. Sie kam voller Blut zurück, und Taff fluchte erneut.
»Kein Wunder, dass mir so übel ist, ich dürfte eine mittlere Gehirnerschütterung haben. Und die Fremde ist über alle Berge und hat inzwischen die anderen Entführer gewarnt! Taff Bannister Caine – du hast dich hier angestellt wie der erste Mensch ...«
Das Grollen des Vulkans war wieder angeschwollen, neue Erdstöße schüttelten das subplanetare Labyrinth. Caine zog sich von der Wand zurück, aus der sich nun weitere Brocken lösten, aber schon nach wenigen Metern verließen ihn die Kräfte wieder. Schwer atmend erholte er sich etwas und nahm dann seine Waffe an sich, die ihm aus der Hand gefallen war.
»Ich muss weiter – Alexandros muss gerettet werden!«
Er versuchte, sich zu erheben, gab aber bald wieder auf. Sein Funkgerät fiel ihm ein, er aktivierte es und rief nach seinen Gefährten. Niemand meldete sich, und der Grund dafür lag auf der Hand.
Schon oben im Palast der Kriegsgötter war die Verständigung nur noch auf der Tonphase möglich gewesen. Die vielen Bauelemente aus Plastik und Glasfiber hatten als Isolatoren gewirkt und eine Bildübertragung illusorisch gemacht. Nun befand er sich noch erheblich tiefer, die Mitglieder seiner Crew konnten ihn einfach nicht hören.
Zurück nach oben?
»Kommt nicht in Frage!«, murmelte Taff verbissen. »Bis ich die anderen gefunden habe und mit ihnen zurückkehren kann, können Stunden vergehen. Mein Auftauchen hat die Entführer gewarnt, sie werden sich nun möglichst schnell absetzen. Ich muss sie verfolgen und zu retten versuchen, was noch zu retten ist.«
Er biss die Zähne zusammen, erhob sich und torkelte los.
Das Beben wurde zwar nicht stärker, hielt aber unvermindert an. Immer wieder wölbte sich der Boden unter ihm auf, er verlor den Halt und fiel. Sein Wille zwang ihn wieder auf die Beine und weiter vorwärts. Er hatte sich die Richtung gemerkt, aus der die Frau gekommen war und hielt sie ein, so gut es ging.
Dann schließlich, viele Minuten später, hatte er das andere Ende der Kaverne erreicht.
Er leuchtete die Wand ab und entdeckte einen Gang, der in schwacher Neigung noch weiter nach unten führte. Weit und breit gab es keine anderen Stollen, dies musste der richtige sein. Er drang in ihn ein und stützte sich, so gut es ging, an der gewölbten, mit bläulich leuchtender Auskleidung bedeckten Wand ab.
Nun wurde das Beben allmählich immer stärker. Es sprach für das Können der ersten Nimboid-Kolonisten, dass diese uralten Anlagen noch immer bestanden. Nur die Luft wurde immer schlechter, weil es keinerlei Zirkulation gab, und auch die Wärme nahm deutlich zu.
Taff erreichte eine kleine Höhlung, in der sich zwei Korridore kreuzten. Über ihm knirschte es bedenklich, die Auskleidung der Decke zeigte breite Risse, durch die Stahlträger schimmerten, und Plastikbrocken regneten herab.
Der einsame Mann zog sich kurz zurück und brachte auch hier den obligaten Pfeil mit dem Strahler an, wie draußen vor dem Stollen. Dann hastete er vorwärts, überwand die gefährliche Zone, und zog sich schwer atmend in den weiterführenden Gang hinein. Im nächsten Moment stürzte er bereits wieder unter einem schweren Bebenstoß.
Erneut – zum wievielten Male wohl? – raffte er sich auf und bewegte sich weiter, so gut oder schlecht es ging.
Als er etwa zweihundert Meter zurückgelegt hatte, wurde es vor ihm merklich heller. Der Tunnel endete dort und führte in einen weiteren Hohlraum, der zu Taffs Verwunderung voll ausgeleuchtet war. Instinktiv fühlte er, dass er hier am Ende seines Irrwegs angelangt war. Er blieb noch einmal stehen, um sich zu erholen und stützte sich gegen die Gangwand, die aber kaum weniger schwankte als er selbst.
Er konnte nur einen kleinen Ausschnitt dieser Kaverne überblicken. Hier schien sich einmal eine Maschinenzentrale befunden zu haben, darauf deuteten die Überreste von metallenen Gehäusen hin. Langsam schob er sich weiter, inzwischen hatte er im Ausfedern der Bebenstöße bereits einige Übung erreicht.
Aus mir wird noch ein perfekter Nimboide, wenn ich noch einige Wochen hierbleibe!, dachte er sarkastisch.
Dann hatte er das Ende des Ganges erreicht. Er presste sich eng gegen die linke Wand, seine Rechte hielt den schussbereiten Handlaser. Systematisch suchten seine Blicke den runden, etwa zweihundert Meter durchmessenden Hohlraum ab. Fast in dessen Mitte, etwas nach rechts versetzt, bemerkte er eine Bewegung, und dann erstarrte er sekundenlang.