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»Du bist ein kluges Mädchen, wie sich wieder einmal erweist«, gab Taff zurück. »Wenn du jetzt auch noch feststellen kannst, wo es hier Seife gibt – ah, da ist sie ja. Ich nehme an, dass unser hochgeschätzter Abwehrchef für seine Zwecke Bewohner anderer ›schwergewichtiger‹ Planeten eingesetzt hat, die an solche Verhältnisse gewöhnt sind. Die dunkle Hautfarbe lässt sich leicht durch Pigmentinjektionen herstellen, auch über längere Zeit hinweg.«
»Das meinte ich auch weniger«, sagte das Mädchen, während es damit begann, sich abzufrottieren. »Ich dachte mehr an die psychische Belastung, die das Dasein in dieser Unterwelt mit sich bringen muss. Sicher, man hat hier optimal gebaut und überall Mengen von Stahl, Glasfaserbeton und Metallplastik verwendet. Das schließt aber nicht aus, dass es bei den Beben hier und da zu Einstürzen kommt. In einer so riesigen Höhlung kann die Statik notwendigerweise nie den hohen Sicherheitsgrad erreichen, der eigentlich nötig wäre.«
»Trotzdem ist es bisher relativ gut gegangen«, meinte Caine und ließ sich abschließend kalt berieseln. »Vor allem liefern die Vulkane den Menschen die Wärme, die sie an der Oberfläche entbehren müssten. Unter dem ewigen Eis zu leben, brächte wieder andere und nicht weniger schwerwiegende Probleme mit sich.«
Sie kleideten sich an und begaben sich in den Gemeinschaftsraum. Dort fanden sie bereits Luca Ladora vor, der dabei war, den Inhalt der diversen Flaschen in der Bar einer Begutachtung zu unterziehen. Taff hob warnend die Hand.
»Zügle deinen Durst bitte etwas, Elektronendompteur! Vergiss nicht, dass wir in diplomatischer Mission hier sind und Terra würdig zu vertreten haben. Das lässt sich nur schwer machen, wenn die Sinne benebelt und die Beine unsicher sind.«
Der Kybernetiker grinste. »Keine Sorge, Freund. Ich trinke ohnehin nie mehr, als in ein Glas hineingeht, das solltest du wissen. Hier ist etwas, das einen sehr beziehungsreichen Namen trägt: VULKANFEUER steht auf dem Etikett, und auch die Farbe stimmt. Mal sehen, wie das schmeckt.«
Er goss ein Kelchglas halbvoll und nahm einen großen Schluck. Im nächsten Moment lief er rot an, würgte und begann krampfhaft zu husten. Mitani klopfte ihm auf den Rücken und feixte schadenfroh.
*
Ordonnanzen holten die sieben Terraner ab und brachten sie in den »Heldensaal«, der im ersten Stock des Gebäudes lag. Als sie den Raum betraten, klang schmetternde Marschmusik aus den Feldmembranen unsichtbarer Lautsprecher. Sie brach ab, als Toburu-Chan ihnen entgegenkam, um sie zu begrüßen und den übrigen Teilnehmern an dem Mahl vorzustellen, soweit diese ihnen noch unbekannt waren.
Der Kreis der Anwesenden bestand nun aus rund zwei Dutzend Personen. Einige der Minister waren wieder anwesend, diesmal zusammen mit ihren Frauen oder sonstigen Gefährtinnen. Diese waren nur unwesentlich kleiner und etwas weniger kompakt als die Männer. Anmut und Grazie schienen auf Vulcanus ausgesprochene Mangelware zu sein.
Alexandros Demosthenes hatte sich gut erholt. Er plauderte gewandt mit den Ministern und Offizieren, machte ihren Damen Komplimente und sagte all jene Dinge, die zwar kaum geglaubt, aber trotzdem gern gehört werden. Die PROKYON-Crew trat für eine Weile in den Hintergrund und bekam so Zeit, sich in dem Saal umzusehen.
Er war nicht allzu groß, und das Fehlen der sonst allgegenwärtigen Stützelemente fiel auf. Sie wurden vermutlich durch Antigravprojektoren ersetzt, die jedoch nicht sichtbar waren. Dafür zogen die riesigen Gobelins und Fresken an Wänden und Decke die Blicke auf sich. Im Gegensatz zu der sonst üblichen Eintönigkeit waren sie in kräftigen Farben gehalten, die den Augen fast weh taten. Alles im Heldensaal wirkte prunkvoll, aber es war ein aufdringlicher, fast barbarisch anmutender Prunk. So empfanden es wenigstens die Terraner, aber ihre Mienen blieben neutral.
»Kommen Sie, verehrte Gäste«, sagte der Shogun nach zehn Minuten Konversation jovial. »Diese nun folgenden Stunden sollen der Freude und Entspannung gehören. Ihnen zu Ehren haben wir dafür gesorgt, dass Sie Gerichte erhalten, die Ihnen vertraut sind, aber es gibt auch einige bevorzugte Spezialitäten unserer Welt. Bitte, nehmen Sie an der Tafel Platz.«
Ein riesiger klobiger Tisch stand in der Mitte des Raumes, mit Intarsien verziert, und auch sie stellten Szenen aus dem Leben oder der Vergangenheit Nimboids dar. Teller und Bestecke bestanden aus Gold oder waren zumindest vergoldet, die Batterien verschiedener Gläser waren aus sorgfältig geschliffenem Kristallglas. Die Oberschicht des Planeten verstand es also auch, ihrem Leben angenehme Seiten abzugewinnen, während die Masse der Nimboiden zu einem ausgesprochen spartanischen Dasein gezwungen war.
Mitani machte leise eine entsprechende Bemerkung, aber Taff hob nur die Schultern. Er saß links von Toburu-Chan, Demosthenes auf der anderen Seite, die Mitglieder der PROKYON-Crew hatten die danebenliegenden Plätze. Der Regierungschef schlug auf einen Gong, der vor ihm stand, und nun flog eine große Tür an der rechten Seite des Heldensaals auf. Große Antigravplatten voller Speisen wurden in den Raum dirigiert, ebenso eine große Anzahl von Flaschen mit Wein und allen möglichen Sorten anderer Alkoholika. Zugleich erschienen auch junge nimboidanische Mädchen, noch spärlicher bekleidet, als es den Temperaturen angemessen war.
»Sieh an!«, murmelte Orvid verblüfft, der links von Taff Caine saß. »Diese Dinger sind selbst nach unseren Begriffen wirklich als hübsch zu bezeichnen. Ich hätte nie gedacht, dass Nimboid auch so etwas zu bieten hat.«
Das Festmahl begann. Toburu hatte nicht zu viel versprochen, es gab tatsächlich terranische Speisen, so vorzüglich zubereitet, dass sie jedem Schlemmerlokal zur Ehre gereicht hätten. Doch auch verschiedene Dinge, die von dem Eisplaneten stammten, sahen durchaus verlockend aus.
»Greifen Sie nur zu!«, sagte der Shogun aufgeräumt. »Das da kann ich Ihnen besonders empfehlen, Freunde: nimboidanische Eisbärschinken, über Vulkanmagma geräuchert, zart und von ausgezeichnetem Geschmack. Und vergessen Sie auch das Trinken nicht, es ist alles vorhanden, was Ihr Herz nur begehrt.«
Was dann folgte, nötigte den Terranern ehrliches Erstaunen ab.
Die Nimboiden, die sich bis dahin ruhig und gesittet gezeigt hatten, streiften plötzlich diese Maske ab. Sie vertilgten Speisen aller Art in solchen Mengen, dass Menschen der Erde mit diesem Quantum leicht drei Tage lang ausgekommen wären. Dazwischen sprachen sie den Getränken in gleichem Ausmaß zu. Ständig wurde nachgereicht und eingeschenkt, die bedienenden Mädchen hatten alle Hände voll zu tun.
Das war jedoch nicht ihre einzige Aufgabe, wie sich nach einiger Zeit herausstellte. Plötzlich schmiegte sich der Körper einer der Nimboidinnen an Taff, während sie damit beschäftigt war, sein Weinglas nachzufüllen.
»Schmeckt es dir, Raumfahrer?«, gurrte sie leise. »Falls nicht, äußere deine Wünsche, ich will sie dir gern erfüllen. Aber auch sonst stehe ich voll und ganz zu deiner Verfügung, du brauchst nur über mich zu gebieten!«
Caine verschluckte sich fast an seinem Bärenschinken, der ihm bis dahin ausgezeichnet gemundet hatte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Demosthenes und den männlichen Mitgliedern der PROKYON-Crew offenbar ähnliche eindeutige Angebote gemacht worden waren. Die Mienen der Männer sprachen Bände, wogegen die ohne weibliche Begleitung erschienenen Nimboiden ungeniert mit den freizügigen Mädchen zu schäkern begannen.
»Vielleicht später, Mädchen«, murmelte Taff und beugte sich über seinen Teller. Erleichtert sah er, dass auch die anderen ähnlich