Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton

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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie - Harvey Patton

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Fahrbahnen. In dem rechten stand ein Containerzug, der gerade abfahrbereit gemacht wurde. Im linken wartete ein Personenzug, den die gerundeten, stark gepanzerten Wagen wie eine große Raupe erscheinen ließen. Toburu sah Taffs forschende Blicke und nickte ihm zu.

      »Daran werden Sie sich bei uns gewöhnen müssen. Auch die Stollen sind massiv gepanzert und werden im Gefahrenfall durch automatisch einspringende Gravitationsfelder zusätzlich gesichert. Außerdem gibt es Federungsvorrichtungen, so dass plötzliche Bodenbewegungen ausgeglichen werden können. Hier ist es im Allgemeinen ruhig, im Gebiet von Vulcanus geht es entschieden lebhafter zu.«

      Alexandros Demosthenes sah blass aus und atmete schwer. Neben der starken Gravitation machte ihm auch der hohe Luftdruck zu schaffen, der fast das Doppelte der Erdnorm betrug. Der PROKYON-Crew dagegen machte beides kaum etwas aus, die war auf solche Belastungen trainiert.

      Die Soldaten verteilten sich auf die beiden Wagen vor und hinter dem Salonwagen, der für nimboidanische Verhältnisse überraschend gut ausgestattet war. Toburu nahm mit seinen Gästen in einem Abteil Platz, seine Begleiter nebenan. Demosthenes ließ sich aufatmend in die Polster sinken und nahm dankbar die Kapsel mit einem Stimulans entgegen, die ihm Mitani reichte.

      Die starke Turbine des Triebwagens begann zu singen, die Fahrt zur Hauptstadt begann.

      4

      Nach knapp einer Stunde waren sie am Ziel. Der Zug fuhr in einen riesigen Bahnhof ein, in den mehrere weitere Stollen mündeten. Es wimmelte darin von Nimboiden, aber nur ein kleiner Teil von ihnen bestand aus Zugpassagieren.

      Das zeigte sich sofort, als Toburu mit seinen Begleitern ausgestiegen war und sie die große Halle betraten. Plötzlich formierten sich die Männer und Frauen zu zwei großen Gruppen. Die eine grüßte die Ankömmlinge durch Zurufe und Winken, die andere dagegen versuchte, ihr den Weg zu den bereitstehenden Fahrzeugen zu versperren. Schmährufe wie »Feiglinge« und »Terraknechte« wurden laut, die von den anderen mit gellenden Pfiffen beantwortet wurden.

      Die Entwicklung schien zu eskalieren, aber die Soldaten sorgten dafür, dass die Gruppe unbehelligt blieb. Sie schwärmten aus und drängten die Menschen energisch zurück, so dass eine Gasse zu den Wagen entstand. Toburu kniff die Lippen zusammen, seine Augen funkelten grimmig, aber er enthielt sich jeden Kommentars. Er stieg mit seinen Ministern in eines der ebenfalls gepanzerten Fahrzeuge, die PROKYON-Besatzung bekam das zweite zugewiesen. Die Wagen kurvten in schneller Fahrt in einen nur spärlich beleuchteten Tunnel, während die Soldaten zurückblieben und es übernahmen, die Menge wieder zu zerstreuen.

      »Geburtswehen der Demokratie!«, sagte Lars, als die Terraner unter sich waren. »Ob es Toburu auf die Dauer gelingen wird, sich gegen die Konservativen durchzusetzen?«

      Taff zuckte mit den Schultern.

      »Ich denke schon, Alter. Er ist klug genug, seine Gegner nicht mit Gewalt mundtot zu machen, so dass sie in den Untergrund gehen müssen. Er lässt sie offen agieren, und das gibt seinen Leuten die Möglichkeit, sie im Auge zu behalten. Man wird ihm das zwar als Schwäche auslegen, aber so mancher dürfte sich noch wundern, falls es zu einer Revolte kommen sollte.«

      »Außerdem dürfte er seine Anhänger in allen Schlüsselpositionen sitzen haben«, warf Orvid ein. »Eine subplanetare Stadt steht unter ganz besonderen Gesetzen, alles ist vom reibungslosen Funktionieren der Versorgungseinrichtungen abhängig. Sobald es kritisch wird, braucht Toburu nur diesen oder jenen Schalter umlegen zu lassen, um seine Gegner zur Besinnung zu bringen.«

      Ein dumpfes Grollen ertönte, der Wagen schwankte sekundenlang. Draußen flackerte die Beleuchtung für einen Moment, aber dann war wieder alles ruhig. Luca Ladora grinste.

      »Bist du erschrocken, Dorit-Mädchen? Das war der Salut von Vulcanus für die glorreiche PROKYON-Crew, weiter nichts! Wir werden uns an solche Dinge gewöhnen müssen, schätze ich, die für die Nimboiden zum Alltag gehören. Sie leben aber immerhin schon seit vielen Jahrhunderten hier, ohne dass es wirkliche Katastrophen gegeben hat.«

      Nach wenigen Minuten verließen die Wagen den Tunnel, die Hauptstadt des Planeten war erreicht.

      Vulcanus war selbst für die Crew, die auf ihren zahllosen Einsätzen vieles Ungewöhnliche gesehen hatte, ein beeindruckender Anblick.

      Man hatte hier, tief unter der Oberfläche des Planeten, einen gigantischen Hohlraum geschaffen, dessen Grenzen nicht abzusehen waren. Von seiner gewölbten Decke strahlten Kunstsonnen herab und übergossen alles mit hellem Licht. Breite Straßen zogen sich zwischen langen Reihen von Gebäuden dahin, um dann in Tunnels zu verschwinden, die zu tiefer gelegenen Ebenen führten. Überall ragten gewaltige Pfeiler auf, von denen die Decke gestützt wurde. Außerdem gab es in regelmäßigen Abständen Stationen mit Antigravprojektoren, deren Abstrahlkegel nach oben gerichtet waren.

      »Man ist hier auf alle Eventualitäten vorbereitet, wie es scheint«, meinte Lars mit sachverständigem Blick.

      Mitani schüttelte sich. »Trotzdem möchte ich hier nicht begraben sein, und schon gar nicht wohnen. Die Häuser sind nichts weiter als bessere Bunker, roh und unförmig gebaut. Keine Farben, alles nur grauer Beton, keine Spur von Schönheitssinn.«

      Taff lächelte melancholisch.

      »Wo es nur allein um Zweckmäßigkeit geht, wird die Schönheit stets auf der Strecke bleiben, Mädchen. Nimboid ist ein barbarischer Planet, auf dem auf die Dauer niemand seines Lebens sicher ist, vergiss das nicht.«

      Nach kurzer Fahrt erreichten die Wagen einen freien Platz und schwenkten in einen neuen Tunnel ein, der spiralförmig weiter nach unten führte. Durch Blinklichter gekennzeichnete Abfahrten zeigten an, dass sich dahinter weitere Ebenen dieser kilometertief in das Planeteninnere gestaffelten Stadt befanden. Flüchtig kamen die Gestalten von Uniformierten in Sicht, die diese Abfahrten bewachten. Man hatte also offenbar die Strecke, die hier benutzt wurde, für jeden anderen Verkehr gesperrt.

      Dann endlich, nach fast fünf Minuten Fahrt, verließen die Fahrzeuge den Spiraltunnel. Sie bogen in eine breite Straße ein, aber sie kamen nicht weit. Eine unüberschaubare Menschenmenge wogte auf der Fahrbahn hin und her. Soldaten und Polizisten, die sich bemühten, eine Durchfahrt freizuhalten, standen auf verlorenem Posten.

      »Das riecht verdächtig nach einem riesigen Krawall!«, bemerkte Luca gespannt.

      Taff nickte düster. »Toburus Gegenspieler scheinen schnell geschaltet zu haben, als sie von unserer Ankunft erfuhren. Sie haben ihre Anhänger zusammengetrommelt, aber die Regierung anscheinend auch, wie man an den Transparenten sehen kann.«

      Tatsächlich trug eine Anzahl der Demonstranten Tafeln mit sich, die mit gegensätzlichen Parolen bedeckt waren. WIR GRÜSSEN DEN BOTSCHAFTER, FRIEDEN MIT TERRA oder ALLE MENSCHEN SIND BRÜDER stand auf den einen. Die Aufschriften auf anderen lauteten KÄMPFT FÜR NIMBOID, STÜRZT DIE REGIERUNG DER FEIGLINGE, NIEDER MIT TOBURU-CHAN oder ähnlich.

      »Die Anzahl der terrafeindlichen Parolen lässt darauf schließen, dass Toburus Leute in der Minderzahl sind«, bemerkte Orvid Bashkiri.

      Lars lachte humorlos auf. »Es ist immer leichter, Leute für Proteste auf die Beine zu bringen, als Kundschafter des guten Willens! Sie sind Fanatiker, die losrennen, sobald man ihnen das Zeichen dazu gibt, ohne selbst zu denken. Ich bin gespannt, wie es jetzt weitergehen soll.«

      »Ob es einen Sinn hat, wenn ich zu den Leuten rede?«, erkundigte sich Alexandros Demosthenes unbehaglich.

      Caine

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