Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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»Dein Gedächtnis scheint auch nicht mehr das Beste zu sein«, konterte Gunnarsson trocken. »Denke nur einmal einige Monate zurück, an unseren Aufenthalt auf Thorga und Mokan, und an die schwarzen Spiegel! Gewiss, sie waren Erzeugnisse einer uralten Zivilisation, aber ließen sich ihre seltsamen Fähigkeiten auf eine für uns fassbare Weise erklären?«
Caine winkte ab, denn sie hatten inzwischen wieder die Kuppelhalle erreicht.
In ihr war alles unverändert, sie lag menschenleer im schattenlosen Schein des gelblichen Lichtes. Die Amazone wurde unruhig und bäumte sich auf, diese Umgebung schien ihr fremd und unheimlich zu sein. Aus ihren Augen sprach unverhüllte Furcht, die auch trotz Mitanis begütigendem Zureden nicht weichen wollte.
»Sie scheint demnach noch nie hier drin gewesen zu sein«, stellte Luca fest. »Offenbar hatte der Lichtvorhang auch eine abschreckende Wirkung auf diese einfachen Gemüter. Taff, sei so nett und halte sie an meiner Stelle fest, ich muss mich mit Lars um den Transmitter kümmern. Oder wollen Sie ihr wieder etwas vorsingen, Alexandros?«
»Mir fehlt die Gitarre und damit die richtige Stimmung«, erwiderte Demosthenes schmunzelnd.
Die beiden Männer begaben sich zum Transmitter und beschäftigten sich intensiv mit seinen Kontrollen.
Jedes derartige Gerät arbeitete auf fünfdimensionaler Basis, das war ihnen längst bekannt. Der dadurch bewirkte Transportvorgang wickelte sich demnach auf dem Umweg über den Hyperraum ab, artverwandt mit dem Überlichtflug der Raumschiffe. Aber etwas Genaues darüber war bis dahin noch keinem terranischen oder anderem menschlichen Techniker innerhalb der 900-Parsec-Raumkugel bekannt.
Fest stand jedoch, dass die fünfdimensionalen Energien, die immer wieder unkontrolliert bis in das Normalkontinuum durchschlugen, die Funktionen der empfindlichen Apparaturen störend beeinflussen konnten. Die wenigen Menschen, die es wagten, sich diesen Erzeugnissen fremder alter Technik anzuvertrauen, mussten deshalb doppelt vorsichtig sein. Nur eine geringfügige fremde Beeinflussung, und schon konnten sie für alle Zeit spurlos zwischen den Dimensionen verschwinden!
Lars und Luca arbeiteten schweigend und konzentriert. Nach etwa zehn Minuten richtete sich der Bordingenieur der PROKYON wieder auf und nickte Caine zu.
»Die Justierungen stimmen, Taff, der Transmitter ist nach wie vor auf das Gerät unterhalb des Palastes der Kriegsgötter fixiert. Ich schalte ihn jetzt ein, Luca überwacht die Kontrollen weiter. Sobald das Transportfeld steht, könnt ihr euch auf den Rückweg begeben.«
Taff nickte, und Gunnarsson begann zu schalten. Unter leisem Zischen und Knistern baute sich das energetische Feld über dem Kasten des Transmitters auf. Es pulsierte sekundenlang unruhig, stabilisierte sich dann und leuchtete ruhig und beständig. Luca Ladora hob den Arm und winkte, ohne von den Kontrollen aufzusehen.
»Alles in Ordnung, der Empfänger in Vulcanus hat sich automatisch aktiviert. Ihr könnt beruhigt hindurchgehen, in einer halben Minute werden wir alle wieder auf Nimboid sein.«
»Okay«, sagte Caine aufatmend. »Ladies first – geht ihr zuerst, Mitani und Dorit. Dass in dem Gewölbe jemand ist, der euch einen unfreundlichen Empfang bereiten könnte, ist mit Sicherheit nicht zu befürchten. Vergesst nicht, sofort Platz zu machen, alles muss so schnell wie möglich gehen. Los – ab mit euch!«
»Nein, ich gehe!«, sagte Lars entschieden. »Man weiß nie, was alles passieren kann, und ich bin ein alter Mann, der den besten Teil seines Lebens hinter sich hat. Unsere beiden Küken dagegen haben noch einiges von ihm zu erwarten, und auch sonst wäre es schade um sie.«
Es war bezeichnend für den besonderen Geist der PROKYON-Crew, dass der Kommandant nun keinen Einspruch erhob, sondern nickte. Der Bordingenieur ging auf das Transportfeld zu und hob bereits den Fuß, um hineinzutreten, als Luca plötzlich gellend aufschrie.
»Nicht, Lars! Sofort zurück. Irgend jemand hat ...«
Seine Stimme versagte, sein Gesicht war kalkweiß, die Augen vor Schreck weit aufgerissen. Gunnarsson warf sich hastig zurück, kam ins Stolpern und fiel. Alexandros Demosthenes sprang eilig hinzu, fing seinen Sturz ab und stellte ihn wieder auf die Beine. Sekundenlang herrschten Schreck und heillose Verwirrung, dann fragte Taff mit anomal ruhiger Stimme:
»Was ist passiert, Luca? Was hat irgend jemand getan?«
Der Kybernetiker schluckte und musste mehrmals zum Sprechen ansetzen. So verstört hatte ihn die Crew noch nie erlebt.
»Man hat die Gegenstation in Vulcanus abgeschaltet!«, sagte er dann mit rauer Stimme. »Ein Glück, dass ich die Kontrollen im Auge behalten habe, ich sah gerade noch im letzten Moment, wie der betreffende Zeiger plötzlich auf Null fiel.«
Für eine Weile lastete drückendes Schweigen über der Kuppelhalle, denn jeder wusste, wie nahe der Bordingenieur dem Tod gewesen war. Das Transmissionsfeld hätte ihn zwar aufgenommen, aber ohne eine empfangsbereite Gegenstelle hätte er nicht mehr materialisieren können. Der Effekt wäre derselbe gewesen wie bei einer ungenauen Justierung – spurloses Verschwinden ohne die Chance einer Wiederkehr!
Caine atmete tief aus und nickte Lars zu. »Gratuliere, Freund, das ist eben noch gut abgegangen. Die Preisfrage ist nur: Was fangen wir jetzt weiter an?«
Das wusste keiner zu sagen, es gab nur ratlose Gesichter. Luca schaltete den nun nutzlosen Transmitter ab und kam auf Taff zu.
»Mira und Polaris – wer mag das getan haben?«, erregte er sich.
»Toburus Leute, oder unsere besonderen Freunde, die Entführer? Das war praktisch vorsätzlicher, kaltblütiger Mord!«
Der Commander zuckte mit den Schultern.
»Dass es Männer des Shogun waren, glaube ich nicht. Falls er bereits Zeit gefunden hat, sich wieder um uns zu kümmern, dürfte er ihnen besondere Instruktionen gegeben haben. Unsere Gegner müssen das Gerät desaktiviert haben, niemand sonst. Irgend jemand von ihnen wird die Pfeile gefunden haben, die ich auf meinem Weg eingebrannt habe, ist ihnen gefolgt und stieß auf den gerade empfangsbereit geschalteten Transmitter. Er konnte sich ausrechnen, dass wir es waren, die ihn benutzen wollten, und er hatte etwas dagegen, wie man sieht.«
Ladora fluchte erbittert.
Im Augenblick achtete niemand auf die gefangene Amazone. Sie nutzte diese Gelegenheit, riss sich los und rannte auf den Ausgangstunnel zu. Bashkiri und die beiden Mädchen wollten ihr folgen, aber Caine winkte ab und hielt sie zurück.
»Lasst sie laufen, sie kommt doch nur bis in die Schlucht. Ihre Waffen haben wir sichergestellt, also können uns ihre Genossinnen kaum etwas anhaben, wenn wir dorthin zurückkehren.«
»Müssen wir das wirklich?«, fragte Dorit Grenelle niedergeschlagen. Taff antwortete nicht sofort, sondern betrachtete nachdenklich die mit Schalttafeln und Kontrollinstrumenten bedeckten Wände der Halle.
»Vorerst jedenfalls nicht«, entschied er dann. »Diese aufwändigen Anlagen um uns herum müssen einen bestimmten Zweck erfüllen, sonst gäbe es sie nicht. Wir werden sie jetzt einer eingehenden Begutachtung unterziehen – vielleicht kommt dabei etwas Positives für uns heraus!«
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