Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Erst jetzt sah Taff kurz zum Himmel auf und entdeckte in einem Spalt zwischen den Felswänden die früher unsichtbar gewesene Sonne. Er überlegte kurz und nickte dann dem Mädchen zu.
»Der Tag scheint hier doch um einiges länger zu sein, als ich zuvor angenommen habe, Mitani. Das besagt, dass wir uns hier auf einem Planeten befinden, der relativ langsam rotiert. Solches ist meist bei Welten der Fall, die relativ weit von ihrem Gestirn entfernt sind. Ich frage mich ernsthaft, ob wir uns überhaupt noch im Alderamin-System befinden.«
Sein Zweifel war berechtigt, denn alle Planeten dieses Systems waren als absolut lebensfeindlich bekannt. Die Vermutung, dass sich alle Experten so gründlich geirrt haben konnten, stand auf recht schwachen Füßen. Vielleicht war die Reichweite des Transmitters doch größer gewesen, als sie alle angenommen hatten?
Das Mädchen zuckte mit den Schultern und spähte aufmerksam zwischen den Büschen hindurch.
»Vielleicht doch, Taff. Es ist durchaus möglich, dass man hier nur eine begrenzte Zone geschaffen hat, in der für Menschen annehmbare Verhältnisse herrschen. Sie könnte unter einem Energieschirm liegen, der das Entweichen der Atmosphäre verhindert und so die Normalität der Umgebung nur vortäuscht.«
Ihre Überlegungen wurden unterbrochen, denn Luca stieß einen lauten Ruf aus.
»Wir haben sie gefunden, Taff!«
*
Die neun Amazonen befanden sich in einer kleinen Senke, die von allen Seiten von Gebüsch umgeben war. Sie hatten sich offenbar dorthin gerollt, um sich zu verbergen, denn es war ihnen tatsächlich nicht gelungen, sich der Klebestreifen zu entledigen. Ihre Blicke waren noch immer ausgesprochen unfreundlich, aber die in ihnen liegende Resignation war unverkennbar.
»In der Zwischenzeit war also noch niemand hier«, stellte Orvid erleichtert fest. »Was fangen wir nun mit ihnen an, Taff?«
Caine wies auf die Anführerin, deren Fußfessel entfernt worden war, als man sie mit in die Kuppelhalle genommen hatte.
»Ich nehme an, dass sie diejenige ist, von der wir am ehesten irgendwelche Auskünfte bekommen könnten. Entferne den Streifen von ihrem Mund, Luca, dann werde ich meine Fragen stellen.«
Der Kybernetiker nickte und griff in eine Außentasche seiner Kombination. Er brachte ein kleines Gerät zum Vorschein, legte es auf die flache Hand und setzte es den Sonnenstrahlen aus. Seine Energiezelle war zwar beim Durchgang durch den Lichtvorhang am Tunnel ebenfalls entleert worden, lud sich jedoch durch die Einwirkung der Sonnenemissionen wieder auf.
Nach etwa zwanzig Sekunden nahm Luca es zwischen zwei Finger und führte das Gerät langsam über den Mund der Amazone. Die dem Klebestreifen innewohnenden Adhäsionskräfte wurden neutralisiert, er löste sich von selbst und fiel zu Boden. Im nächsten Moment musste Ladora rasch zur Seite springen, denn das Mädchen spuckte augenblicklich nach ihm.
»So etwas habe ich gern!«, rief er entrüstet. »Da tut man ihr etwas Gutes, und das ist dann der Dank dafür.«
Dorit Grenelle lachte. »Deine Ausstrahlung auf das weibliche Geschlecht scheint nachzulassen, Don Juan. Liegt das vielleicht daran, dass du dich neuerdings nur noch auf dein Blumenkind Erethreja konzentrierst?«
Luca öffnete den Mund zu einer passenden Entgegnung, aber Taff kam ihm zuvor.
»Lasst jetzt eure Plänkeleien«, sagte er leise, aber bestimmt. Er hob sein Schwert und richtete es stoßbereit auf die kaum verhüllte Brust der jungen Frau.
»Ich werde dich jetzt einiges fragen«, begann er langsam und scharf akzentuiert. »Antworte mit der Wahrheit entsprechend, wenn du nicht sterben willst.«
Die Amazone schien ihn verstanden zu haben, denn nun nickte sie hastig. Vielleicht war auch das Schwert das ausschlaggebende Argument, denn in ihren Zügen stand unverhüllte Angst.
»Ich antworten«, sagte sie mit leiser Stimme. »Was wissen wollen du?«
Caine begriff, dass er von ihr kaum ausführliche Auskünfte zu erwarten hatte, denn ihr terranischer Sprachschatz war offenbar eng begrenzt. Darum formulierte er seine Fragen entsprechend.
»Wie ist dein Name?«, lautete die erste.
»Ich Name Albiro«, kam es stockend zurück. Taff nickte zufrieden.
»Sehr gut, Mädchen. Wer sind eure Herren, Albiro?«
»Herren sind – Zauberer von Valholl!«
»Wo sind diese Zauberer?«, fragte der Commander weiter.
Die Amazone hob die Schultern. »Albiro nicht wissen. Zauberer dort, Dienerinnen hier und wachen mit Mann. Wachen, bis kommen anderer Befehl.«
»Aussichtslos, Taff«, mischte sich nun Lars ein. »Von ihr wirst du nichts weiter erfahren, glaube mir. Ich vermute, dass man sie absichtlich ohne Informationen gelassen hat, damit sie im Ernstfall nichts verraten kann. Diese Amazonen sind unwissende, willenlose Werkzeuge der Entführer, mehr nicht.«
So schnell gab Caine jedoch nicht auf. »Wie kommen wir von hier aus zu den Zauberern?«, forschte er weiter, aber diesmal fiel die Antwort noch unergiebiger aus.
»Albiro nichts wissen«, kam es stockend zurück, und dann wurde das Gesicht des Mädchens plötzlich seltsam ausdruckslos. Taff begann leise, aber erbittert zu fluchen, denn er wusste dieses Zeichen nur zu gut zu deuten.
»Zweifellos eine posthypnotische Sperre«, erklärte er dann. »Sie hat durch die vorherigen Ereignisse offenbar vorübergehend an Wirkung verloren, sonst hätten wir überhaupt keine Auskunft bekommen.«
»Wir sollten trotzdem die anderen ebenfalls befragen«, schlug Mitani vor. »Die hypnotische Beeinflussung scheint entweder mit unzulänglichem Wissen oder in großer Eile durchgeführt worden zu sein, sonst hätte die Konditionierung auch nicht partiell aufgehoben werden können. Das gibt uns noch eine Chance.«
»Meinetwegen«, sagte Taff, und Luca entfernte bei einem der anderen Mädchen den Klebestreifen.
Jetzt war den Ausfrage-Versuchen jedoch überhaupt kein Erfolg mehr beschieden. Schon bei der Frage nach dem Namen setzte die Sperre ein, und bei den übrigen Amazonen war es nicht anders. Keine gab Antwort, und selbst der vorher unverhüllte Ausdruck des Hasses verschwand aus den Gesichtern.
»Jetzt haben wir nur noch neun perfekte Marionetten vor uns«, stellte Caine resignierend fest. »Albiro scheint von allen noch den stärksten Willen zu besitzen, aber im Endeffekt hat uns das kaum etwas genutzt.«
»Sie waren eben etwas zu direkt, Taff«, sagte Alexandros Demosthenes. »Meine Methode, die Mädchen durch Gesang zu beeinflussen, war bedeutend einfühlsamer. Oft sind es eben Umwege, die das Lamm auf erheblich sicherem Weg zur Tränke führen.«
Luca grinste schief.
»Sie reden fast schon so blumenreich wie der sehr ehrenwerte