Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
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Das war jetzt aber sekundär, der Commander hatte andere Sorgen.
»Alexandros!«, brüllte er hastig. »Machen Sie schnell Ihr Feuerzeug an, damit sich die drei orientieren können. Beeilung, hier geht es um ihr Leben!«
Demosthenes handelte sofort. Schon Sekunden später blitzte die Flamme auf. In ihrem ungewissen Schein sahen die Zurückgebliebenen, wie die Köpfe der drei unfreiwilligen Schwimmer sich über der Wasserfläche abzeichneten. Die Strömung drohte sie mit sich zu reißen, aber alle waren gute Wassersportler und behaupteten sich.
Bald hatten sie mit nur geringer Abdrift wieder das Ufer erreicht. Helfende Hände streckten sich ihnen entgegen und zogen sie heraus. Schwer atmend blieben die drei eine Weile liegen. Dann stieß Luca einen grimmigen Fluch aus.
»Wenn ich diese Weiber noch einmal erwische, verknote ich ihnen Arme und Beine so, dass sie ihr Leben lang daran denken werden!«, verkündete er. »Brrr, dieser Styx hier ist vielleicht unverschämt kalt. Taff, ich sage dir ...«
»Licht aus!«, schrie Caine, denn von links kam aus dem Dunkel ein Hagel von Steinen geflogen. Demosthenes löschte das Feuerzeug, und eilig wichen sie zur Wand der Höhlung zurück. Keiner von ihnen wurde getroffen, die Brocken klatschten ins Wasser oder polterten auf den Boden. Sekunden später war das unverkennbare Geräusch hastig durchzogener Ruder zu hören, das sich nach rechts hin entfernte und bald im Gurgeln des Flusses unterging.
»Mahlzeit!«, sagte Lars Gunnarsson lakonisch. »Die neun Hübschen haben uns ganz schön hereingelegt, Freunde, daran gibt es nichts zu rütteln. Die Konditionierung durch die angeblichen Zauberer scheint ziemlich nachhaltig gewesen zu sein.«
»Leider nur zu wahr«, seufzte der Commander. »Ihr allmähliches Auftauen hätte mich stutzig machen müssen, aber es gab eben eine Menge anderer Dinge zu bedenken. Jetzt müssen wir zusehen, wie wir wieder in die Schlucht zurückgelangen, ohne uns Hals und Beine zu brechen. Wie es dann weitergehen soll, steht in den Sternen!«
»Den Rückweg finden wir nie«, prophezeite Mitani, die damit beschäftigt war, Dorits nasse und eiskalte Hände warm zu reiben. »Ich glaube ohnehin, dass wir dem jenseitigen Ausgang des Labyrinths näher sind als der Kuppelhalle. Wir sollten uns zunächst einmal hier umsehen, der Fluss füllt nur einen Teil dieses Gewölbes aus. Vielleicht können wir an seinem Ufer entlanggehen und erreichen so ebenfalls das Freie.«
»Okay, ein Versuch kann nicht schaden«, stimmte ihr Taff zu. »Kommen Sie mit Ihrem Flammenwerfer zu mir, Alexandros, wir begeben uns auf Erkundung. Ihr anderen wartet solange hier.«
»Was sollen wir auch sonst tun?«, murrte Orvid Bashkiri, der seine Stiefel ausgezogen hatte und einen Schwall Wasser daraus entleerte. »Warten und frieren, mehr ist im Augenblick für uns nicht drin. Und das auch noch im Dunkeln – der Teufel soll jene holen, die uns den Streich mit dem Transmitter gespielt haben.«
Taff gab keine Antwort, sondern bewegte sich mit Demosthenes am Flussrand entlang in die Richtung, in der das Fahrzeug mit den Amazonen verschwunden war.
Sie konnten im zuckenden Licht der kleinen Flamme immer nur wenige Meter weit sehen. Einmal stolperte der Minister über einen Felszacken, Caine konnte aber noch rechtzeitig zugreifen, um den Mann vor einem Sturz ins Wasser zu bewahren. Dabei fiel das Feuerzeug zu Boden und erlosch.
Bange Sekunden vergingen, während sie am Boden herumtasteten, um es wiederzufinden. Ohne Licht waren sie in diesem Wirrwarr von Gängen und Kavernen so gut wie verloren, das war ihnen klar.
Endlich fühlte Taff das kleine Metallgehäuse unter seinen Fingern, das in eine Vertiefung gerutscht war. Er hob es auf, doch es war offenbar nass geworden und wollte nicht funktionieren. Erst nach etwa zwanzig vergeblichen Versuchen leuchtete die Flamme wieder auf, und die beiden Männer gingen weiter.
Vom ständigen Klatschen und Gurgeln des dunklen Wassers begleitet, legten sie etwa hundert Meter zurück. Dann erreichten sie eine Ausbuchtung des Flusses, hinter der die Felswand senkrecht aufzuwachsen schien. Es sah so aus, als wären sie bereits am Ende ihres Weges angelangt.
Caine drehte die Flamme etwas größer, und dann weiteten sich seine Augen vor Überraschung. Das, was er für Felsen gehalten hatte, entpuppte sich als etwas ganz anderes.
»Ein zweites Boot!«, sagte er atemlos. »Alexandros, wir haben ein geradezu unverschämtes Glück – damit hätte ich zu allerletzt gerechnet.«
Demosthenes schmunzelte unwillkürlich. »Also hat das fast schon sprichwörtliche Glück die PROKYON-Crew doch noch nicht ganz verlassen, wie es scheint. Meinen Sie, dass wir mit diesem Gefährt unser Ziel erreichen werden?«
Taff nickte ernst. »Wir werden, verlassen Sie sich darauf, Alexandros. Was die Amazonen können, bringen wir mit Sicherheit auch fertig, mein Wort darauf.«
3
Sie kehrten zu den anderen zurück und unterrichteten sie über ihren unverhofften Fund. Gleich darauf marschierten alle sieben auf das Boot zu, ihre Stimmung hatte sich schlagartig erheblich gebessert. Dann standen sie vor der kleinen Bucht und sahen fast andächtig auf das Gefährt.
Es war schätzungsweise zehn Meter lang und drei Meter breit und ganz aus Holz gefertigt, sehr kunstvoll sogar. Auf ein Gerippe von gebogenen stabilen Hölzern waren ebensolche Bretter mit kupfernen Nägeln befestigt, deren Köpfe rötlich glänzten. Bug und Heck waren in sanftem Schwung hochgezogen und ragten etwa anderthalb Meter über den eigentlichen Bootskörper empor. Oben auf den breiten Bordleisten gab es beiderseits je ein Paar Dollen aus Kupfer, in denen die Holme von vier schweren Rudern ruhten. Auf die gleiche Weise war am Heck ein breites Steuerruder angebracht.
Orvid Bashkiri schüttelte den Kopf. Eines seiner privaten Steckenpferde war die frühe Geschichte der irdischen Menschheit, und er zog sofort eine Parallele.
»Wisst ihr, woran mich dieses Gefährt erinnert?«, fragte er. »An ein altes germanisches Ruderschiff, die Übereinstimmung vieler Einzelheiten ist geradezu frappierend. Der Prototyp soll das sogenannte Nydamschiff gewesen sein, das schätzungsweise im fünften Jahrhundert vor Christus erbaut worden ist.«
Caine grinste. »Wie gut, dass wir dich haben, jetzt sind wir wieder um einiges klüger. Ich hätte das Ding glatt für eine besondere Version der venezianischen Gondeln gehalten, wie sie jetzt im Zuge der Nostalgiewelle wieder die alten Kanäle durchfahren. Im Grunde spielt das aber für uns keine große Rolle, die Hauptsache ist, dass es fährt. Kommen Sie, Alexandros, wir sehen uns einmal an Bord um.«
Die anderen Männer ergriffen die beiden Taue, mit denen das Boot an Felszacken befestigt war, und zogen es näher ans Ufer. Taff schwang sich gewandt über die Reling, Demosthenes folgte ihm. Im nächsten Augenblick stöhnte er unterdrückt auf, denn er war mit den Schienbeinen gegen einige harte Gegenstände geprallt. Caine griff zu und stützte Alexandros, bückte sich dann und hob die Dinge vom Boden auf, um sie näher in Augenschein zu nehmen.
Er hatte auf Waffen gehofft, die besser als die Schwerter und Speere