Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason
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Als sie erneut vor einer Kreuzung stehen blieben und warteten, bis die Straße frei war, betrachtete Julia Quinns Profil. Sein Kinn und Unterkiefer sahen vornehm aus und seine Stirn war hoch, beinahe aristokratisch. Ehrlich gesagt wirkte Quinn weitaus mehr wie jemand von hohem Stand als sie selbst. „Darf ich fragen, warum Sie so besorgt um mich sind, wo Sie doch eigentlich genug eigene Schwierigkeiten haben mit der Suche nach Ihren Geschwistern?“
Quinn wandte sich ihr zu und sein durchdringender Blick ließ Julias Puls plötzlich in ungewohnte Höhen schnellen.
„Was für ein Mann wäre ich, wenn ich Sie der Gnade dieses schrecklichen Vermieters überlassen hätte? Sobald Sie bei Mrs Chamberlain in Sicherheit sind und ich weiß, dass Pastor Burke Sie bei der Suche nach Arbeit unterstützen wird, kann ich mich wieder auf meine eigenen Angelegenheiten konzentrieren.“
Julia bemühte sich, den Kloß in ihrer Kehle hinunterzuschlucken.
In der Tat, was für ein Mann?
„Ich denke, dass Sie ein echter Gentleman sind. Und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.“
Ihre Worte waren sanft und sie sah, dass sich nun auch Quinns Wangen rötlich färbten. „Es freut mich, Ihnen behilflich sein zu können.“
„Ihre Freundlichkeit werde ich niemals vergessen – und ich verspreche Ihnen, den Gefallen eines Tages zu erwidern!“, sagte Julia mit zittriger Stimme. Abgesehen von Dr. Clayborne hatte sich seit Sams Tod niemand um sie gesorgt. Außer vielleicht Richard Hawkins, der Hausarzt von Sams Familie … Der Gedanke an ihn ließ sie jedoch erzittern und schnell schob sie die Erinnerung wieder von sich. Es brachte nichts, sich erneut dafür zu schämen, wie leicht es ihm gelungen war, Julia hinters Licht zu führen.
Ihr Instinkt sagte ihr außerdem, dass Quinn nichts mit dem trügerischen Dr. Hawkins gemein hatte. Quinn war ein demütiger Mensch, ein Bediensteter ihres Onkels, der Julia mit mehr Respekt und Rücksicht behandelte als jeder andere in der letzten Zeit.
Er lächelte sie erneut an und zwinkerte. „Vorsicht, auch hier werde ich Sie gern beim Wort nehmen, Miss Holloway!“
Kapitel 7
„Wie schön, dass Sie gekommen sind“, sagte Mrs Chamberlain und begrüßte Julia mit einer herzlichen Umarmung, als sie den Flur im Untergeschoss der Holy Trinity Church betrat. „Sicher wird es sich ein bisschen wie Heimat für Sie anfühlen.“
Beim Betreten des großen Saals schlug Julia ein klammer, leicht muffiger Geruch entgegen. Einige Menschen versammelten sich neben einem Tisch, der an der gegenüberliegenden Wand stand.
„Diese Treffen sind immer sehr amüsant“, erzählte Barbara, eine von Mrs Cs dauerhaften Mieterinnen, die sich bei Julia einhakte. „Vor allem nun, wo die Männer wieder aus dem Krieg zurück sind. Über unsere selbst gebackenen Kuchen freuen sie sich immer ganz besonders.“
Jetzt dämmerte es Julia, weshalb die Frauen alle darauf bestanden hatten, den ganzen Nachmittag zu backen.
Mit zwei Körben voll Kuchen und Muffins im Gepäck marschierten Barbara und Mabel zum Tisch und begannen, das mitgebrachte Gebäck darauf zu platzieren.
„Machen Sie sich nichts aus den zweien“, beruhigte Mrs C Julia und kicherte ein wenig. „Die beiden haben mehr Interesse daran, hier einen Mann zu finden, als Pastor Burke bei dem Einwandererprogramm zu unterstützen. Nicht, dass hier nicht schon die eine oder andere Liebesgeschichte entstanden wäre … Aber unser Hauptanliegen ist, Menschen wie Ihnen zu helfen, eine längerfristige Anstellung und eine angemessene Wohnung zu finden. Und natürlich wollen wir Ihnen auch eine geistliche Heimat bieten.“
Dankbar lächelte Julia. „Mir ist jede Hilfe willkommen, auch wenn Sie schon jetzt mehr als genug für mich getan haben.“
„Papperlapapp“, entgegnete Mrs C und schüttelte den Kopf. „Niemals hätte ich eine feine junge Dame wie Sie in einem dieser Löcher leben lassen. Über die Jahre habe ich bereits unzählige Briefe an den Bürgermeister geschrieben, um endlich Veränderung in diesem Stadtteil zu bewirken. Doch bisher leider vergeblich.“
Mrs Cs forsche Art brachte Julia zum Lachen. „Gibt es überhaupt irgendetwas, wofür Sie sich nicht einsetzen, Mrs C?“
„Eigentlich setze ich mich nur für das ein, was mir wirklich am Herzen liegt. Und, nun ja – ich liebe diese Stadt und möchte sie gerne in ihrem vollen Potenzial aufblühen sehen. Genau wie all die Frauen, die bei mir unterkommen.“
Eine wohlige Wärme erfüllte Julias Brust. Mit jemandem wie Mrs C an ihrer Seite würde sich ihre Situation bestimmt bald bessern.
„Da ist auch schon Pastor Burke. Und wie es scheint, hängt Quinten ihm bereits am Ohr.“
Bei Quintens Anblick schlug Julias Herz direkt schneller – er sah groß und gut aus, wie er so neben dem kleinen Pastor den Saal durchquerte. Als sein Blick den ihren fand, musste Julia dem Drang widerstehen, sich noch einmal schnell durchs Haar zu fahren und die Frisur zu überprüfen.
Was war nur los mit ihr? Quinten war schließlich der Kammerdiener ihres Onkels. In England wäre es ihr nicht einmal erlaubt gewesen, sich mit ihm zu unterhalten – es sei denn, es ging um eine häusliche Angelegenheit. Aber hier in diesem fremden Land, wo die gesellschaftlichen Strukturen so viel lockerer gehandhabt wurden, verspürte Julia den drängenden Wunsch, in Quintens Nähe zu sein. Bei ihm fühlte sie sich sicher und wertgeschätzt.
„Mrs Chamberlain. Miss Holloway“, begrüßte Quinn sie und verbeugte sich höflich. „Wie schön, Sie wiederzusehen.“
„Ebenfalls, Mr Aspinall.“ War es wirklich erst gestern, dass sie sich so lange mit ihm unterhalten hatte?
„Also bitte!“, sagte Mrs C und lachte. „So formell sind wir hier doch nicht. Oder, Geoffrey?“
Schmunzelnd hob der Pastor eine seiner buschigen Brauen und gab ihr recht. „Auf keinen Fall, Harriet.“
Sogleich zeichnete sich ein leichtes Rosa auf Mrs Cs Wangen ab. „Oh, vergeben Sie mir meine Manieren. Julia, das ist Pastor Burke, der Pastor der Holy Trinity Church.“
„Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, meine Liebe“, erwiderte er mit einem Grinsen und nahm Julias Hand in die seine. „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, aber Quinten hat mir schon kurz von Ihnen erzählt. Es tut mir leid, dass Sie durch so eine schwierige Zeit gehen mussten. Ich bin mir sicher, dass wir Ihnen helfen können!“, versicherte er ihr und zeigte mit der Hand in den Saal. „Wir sind inzwischen sehr gut vernetzt in der Stadt. Und jeder der hier Anwesenden hat einmal in einer vergleichbaren Situation gesteckt. Ich werde mich gleich mal umhören, ob nicht jemandem von einer Arbeitsmöglichkeit für Sie weiß.“
„Vielen Dank, Pastor. Sie haben ja keine Ahnung, was für ein Trost das ist“, sagte Julia und musste schlucken. „Seit … seit dem Tod meines Freundes habe ich mich hier sehr allein gefühlt.“
Verständnisvoll nickte der Pastor. „Und ich erinnere mich noch zu gut, wie überwältigend diese Stadt sein kann, wenn man hier neu ist. Und dann auch noch so weit weg von zu Hause! Genau aus diesem Grund haben Harriet und ich es uns zur Aufgabe gemacht, Menschen wie Ihnen die Ankunft zu erleichtern. Aber