Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason

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Ein neuer Anfang für die Liebe - Susan Anne Mason

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zu den metallenen Klappstühlen, die im Halbkreis um ein Podium aufgestellt waren, und setzte sich neben sie. Das einstündige Treffen verging wie im Flug. Pastor Burke und einige andere Leute sprachen über verschiedene Themen, größtenteils Anliegen, die die ärmeren Bewohner der Stadt betrafen. Etwas schüchtern hatte Julia sich kurz den anderen vorgestellt, ebenso ein paar andere Frauen und ein Mann, die heute auch zum ersten Mal da waren.

      Während einer Erfrischungspause etwas später erstaunte es Julia, wie viele Menschen auf sie zukamen und ihr ihre Hilfe anboten. Sie unterhielt sich gerade mit Barbara, als sie spürte, wie sie jemand am Ellbogen berührte.

      „Entschuldigen Sie, Julia, könnte ich kurz mit Ihnen sprechen?“ Obgleich Quinn lächelte, lag so etwas wie Besorgnis in seinem Blick und beschleunigte Julias Puls.

      „Natürlich“, erwiderte sie, entschuldigte sich und folgte Quinn in eine etwas ruhigere Ecke.

      „Bevor ich gehe, wollte ich nur sicherstellen, dass es Ihnen gut geht bei Mrs Chamberlain und Pastor Burke“, sagte er. Wie immer stand er mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt da, wie er es von seiner Stellung als Diener gewohnt war, und doch strahlte irgendetwas an ihm Unruhe aus.

      „Ich fühle mich ganz wie zu Hause. Die beiden waren überaus nett zu mir“, sagte Julia und lächelte. „Und keine Sorge, ich werde später gemeinsam mit Mrs C und den anderen nach Hause gehen. Sie müssen also nicht auf mich warten.“ Die Tatsache, dass er stets auf ihre Sicherheit bedacht war, beeindruckte Julia. Die meisten ihrer Verehrer damals in England waren nicht ansatzweise so fürsorglich gewesen. Er war ein wahrer Gentleman!

      „Das ist gut, aber ich meinte eigentlich nicht nur heute Abend“, erwiderte er und atmete langsam aus. „Ich habe vor, morgen nach Norden zu reisen und nach meinen Brüdern zu suchen. Und sobald ich sie gefunden habe, werde ich weiterfahren in Richtung meiner Schwester.“

      „Oh, ich verstehe“, erwiderte Julia. Warum fühlte es sich nur an, als öffnete sich ein riesiges Loch in ihrem Magen? „Und wie lange werden Sie wohl weg sein?“

      „Mehrere Tage auf jeden Fall. Sollten Schwierigkeiten auftreten, vielleicht auch länger“, erklärte er und griff nach Julias Hand. „Aber ich werde nicht gehen, wenn Sie sich nicht wohlfühlen mit der momentanen … Lösung“, schob er nach und suchte ihren Blick.

      Bei Quintens grauen Augen und der Wärme, die von seiner Hand ausging, fiel es Julia schwer, einen klaren Kopf zu bewahren. Sie schluckte. „Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Quinn. Sie haben bereits die Miete für mich bezahlt und Pastor Burke scheint zuversichtlich, dass er bald eine bessere Arbeit für mich finden wird“, beruhigte sie ihn und zwang sich zu lächeln, um damit die aufsteigende Unruhe in sich zu überspielen.

      „Aber bitte versprechen Sie mir, dass Sie bis zu meiner Rückkunft bei Mrs C wohnen bleiben.“

      „Warum ist Ihnen das so wichtig?“, fragte sie und starrte ihn misstrauisch an. „Hat mein Onkel Ihnen aufgetragen, mich zu bewachen?“

      Quinn erstarrte. „Das hat nichts mit Ihrem Onkel zu tun.“

      „Sie kennen mich doch kaum. Anders kann ich mir nicht erklären, warum Sie sich für mein Wohlbefinden verantwortlich fühlen sollten“, sagte Julia und hob entschieden den Kopf. Es störte sie noch immer, in Quinns Schuld zu stehen, da sie seine wahren Motive nicht kannte. Und nach dem Fiasko mit Dr. Hawkins traute Julia ihrem eigenen Urteil nicht mehr.

      Quinn atmete hörbar aus. „Das ist vielleicht schwer nachvollziehbar, aber … für mich sind Sie ein Teil der Familie Brentwood. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich der Kammerdiener Ihres Onkels bin und damit verantwortlich für sein Wohlbefinden. Und nicht nur für seines, sondern auch für das all derer, die zu Earl Brentwood gehören. Deshalb kann ich den Gedanken einfach nicht ertragen, Sie noch einmal unter solch schrecklichen Bedingungen leben zu sehen.“

      Quinns aufrichtiger Blick war beinahe zu viel für Julia. „Es wird mir gut gehen, Quinn. Danke.“

      „Also gut“, erwiderte er und die Falten auf seiner Stirn legten sich. „Ich freue mich, Sie bald wiederzusehen“, sagte er und gab ihr einen Kuss auf die Hand.

      Die davon ausgehende Wärme stieg in Julias Arm hoch bis in die Wangen. „Gute Reise, Quinn. Ich bete, dass Sie mit guten Neuigkeiten zurückkommen.“

      „Ja, das tue ich auch. Auf Wiedersehen, Julia.“

      Er sah sie noch einige Sekunden lang an, bevor er ihre Hand wieder freigab und davonging.

      „Bitte bewahre ihn, Herr“, murmelte Julia. „Und lass seine Geschwister bei guter Gesundheit sein.“

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      Die Zugfahrt nach Elmvale am nächsten Tag bot Quinn zu viel Zeit, um seinen Gedanken nachzuhängen. Noch nie war er so hin- und hergerissen gewesen. Einerseits hielt er es für einen Fehler, zuerst nach seinen Brüdern zu sehen und danach zu seiner Schwester Becky zu fahren. Aber Peterborough lag etwa zwei Stunden südlich von Toronto. Und mit der Entscheidung, zuerst in den Norden zu fahren, konnte Quinn gleich beide seiner Brüder auf einer Reise ausfindig machen. Außerdem musste er bedenken, dass Becky beinahe achtzehn war und damit eigentlich erwachsen. Obgleich er sich natürlich sehr um ihr Wohlbefinden sorgte, war Harry mit seinen zwölf Jahren dagegen noch immer ein Kind. Wie er es auch anstellte – er konnte nur beten, dass Gott sie alle beschützte, bis er sie ausfindig gemacht hatte.

      Andererseits hasste Quinn es, Julia zurückgelassen zu haben. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, damit nicht seiner Pflicht nachgekommen zu sein. Doch auch das ergab keinen Sinn, denn bei Mrs Chamberlain war Julia in den besten Händen. Quinn hatte sich von der liebenswürdigen Dame versichern lassen, dass Julias Sicherheit gewährt wäre. Außerdem hatte er auch Emma und Jonathan gebeten, Julia während seiner Abwesenheit zu unterstützen, sollte mal etwas sein. Und sie alle hatten ihm zugesagt, sich um Julia zu kümmern, als wäre sie ein Teil der Familie.

      Allein dieser Gedanke beruhigte Quinn, während der Zug schließlich in Elmvale einrollte. Nun musste er Julia vorerst aus seinen Gedanken verbannen und sich auf seine Brüder konzentrieren.

      Er hatte sich entschieden, zuerst den Ort weiter im Norden anzufahren. Wenn es ihm hier gelang, Cecil zu finden, konnten die beiden zurück bis nach Caledon fahren, wo Harry lebte. Zudem wäre Quinn sicher froh über Cecils Gesellschaft auf dem zweiten Teil seiner Reise. Und wenn alles nach Plan verlief, würden sie letztlich alle drei gemeinsam weiter nach Toronto fahren.

      Im Anschluss könnte Quinn dann zu dem Waisenheim reisen, wo man Becky hin vermittelt hatte. Für diesen letzten Teil seiner Reise wollte er seine Brüder in Pastor Burkes Fürsorge geben.

      Außerdem plante Quinn, auch Julia wiederzusehen. Abhängig davon, wie ihre Situation dann aussah, konnte sie ihn vielleicht auf der Suche nach Becky begleiten. Er nahm an, dass er mit einer Frau an seiner Seite besser aufgenommen werden würde. Denn schließlich konnte ein Mann, der vorgab, Beckys Bruder zu sein, auch als verdächtig angesehen werden.

      Als der Zug mit einem lauten Quietschen zum Stehen kam, schüttelte Quinn den Kopf. Es brachte nichts, so weit in die Zukunft zu blicken. „Ein Schritt nach dem anderen, Junge“, hatte sein Vater immer gesagt.

      Wenige Minuten später setzte Quinn seine Mütze wieder auf, trat aus dem Zug auf das Bahngleis und starrte in die Leere. Abgesehen von der Bahnstation gab es um ihn herum weit und breit nur grüne Landschaft. Mehrere Meilen sah er nichts als Hügel und Bäume. Wie sollte er hier bloß die Farm finden,

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