Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason
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Читать онлайн книгу Ein neuer Anfang für die Liebe - Susan Anne Mason страница 19
Als sie den Blick wieder hob, standen ihr die Tränen in den Augen. „Selbst wenn ich das Geld für eine Passage hätte, weiß ich, dass ich bei meinem Onkel nicht willkommen wäre.“
„Ich weiß, dass Sie im Streit auseinandergegangen sind. Und doch bin ich mir sicher, dass Ihr Onkel Ihnen aus allen Schwierigkeiten herausgeholfen hätte – ganz gleich, wie wütend er einmal auf Sie war.“
„Vielleicht. Aber selbst wenn – ich war zu stolz, um mir einzugestehen, dass er recht hatte“, sagte sie mit einem Seufzen. „Den Gedanken, als Versagerin zurückzukommen, habe ich nicht ertragen. Und ganz sicher hätte ich ihn nicht angebettelt. Also habe ich entschieden zu arbeiten, um mir eine bessere Unterkunft oder eine Rückfahrt leisten zu können.“
Da hob Quinn eine Augenbraue. „Und, wie läuft Ihr Plan?“
„Eher schlecht“, sagte sie und ihre Lippen zuckten. „Wie es scheint, bin ich nicht gut darin, mein Geld zu verwalten. Obwohl es natürlich auch schwer ist, etwas zu verwalten, das man gar nicht hat.“
Noch ein Grund mehr für sie, das Angebot des Earls anzunehmen.
Wild und aufgeregt pochte Quinns Herz. Dann lehnte er sich vor. „Julia. Ihr Onkel hat mir genug Geld mitgegeben, um für die Kosten für Ihre Rückfahrt aufzukommen. Würden Sie bitte darüber nachdenken, mit mir nach England zurückzufahren? Bis ich meine Geschwister gefunden habe, könnten Sie weiterhin bei Mrs Chamberlain wohnen. Und dann könnten wir alle gemeinsam zurückreisen.“ Nur zu gut konnte er es sich vor seinem inneren Auge vorstellen. Wie sie als kleine Reisegruppe auf dem Deck des Schiffs saßen, gemeinsam lachten und sich Geschichten erzählten. Er käme als Held nach England zurück und brächte die verlorene Tochter nach Hause zu ihrer liebenden Familie. Julia wäre in Sicherheit und Quinn bekäme seine Belohnung.
Mit der Serviette tupfte sich Julia die Lippen und legte sie wieder ab. „Ich weiß, dass Sie es nur gut meinen, Quinn, aber das muss ich aus eigener Kraft schaffen. Als Onkel Howard mich enterbt hat, hat er mich damit sehr verletzt. Und ich weiß nicht, ob ich ihm das so einfach vergeben kann“, erklärte sie und blickte zu ihm hoch. „Falls und wenn ja, liegt die Entscheidung, wann ich zurückreise, allein bei mir. Das ist eine Frage von Unabhängigkeit und Stolz. Aber das verstehen Sie sicher.“
Mit diesen Worten nahm sie Quinn schlagartig den Wind aus den Segeln und sein Traum löste sich in Luft auf. Ahnungslos blinzelte er sie an. Ihm fiel nichts mehr ein, womit er Julia hätte umstimmen können.
„Falls es mir aber gelingen sollte, genug Geld zusammenzusparen, bis Sie Kanada verlassen, fahre ich gern mit Ihnen zurück“, schob sie nach und schenkte Quinn ein strahlendes Lächeln, dass es ihm schier die Sprache verschlug.
Wärme breitete sich in seiner Brust aus und ihm wurde plötzlich klar, dass er jeden Drachen besiegen und jedes Hindernis aus dem Weg räumen würde, um Julia in Sicherheit zu wissen, bevor er Kanada verließ. Denn trotz allem konnte Quinn nicht anders, als Julia für den Mut und die Entschlossenheit zu bewundern, mit der sie versuchte, ihren Weg zu gehen. Natürlich verstand er sie, denn schon seit Jahren versuchte er genau das Gleiche.
Er nickte. „Also gut, abgemacht. Ich nehme Sie beim Wort.“
Hitze stieg in ihre Wangen, doch sie lachte. „Gut, so machen wir’s.“
Mit etwas Geld aus seiner Geldbörse zahlte Quinn für die beiden. „Darf ich Sie noch bis zur Pension begleiten?“
Seine Frage ließ Julias gute Stimmung augenblicklich dahinschwinden. Sie war von der Konversation mit Quinn so gebannt gewesen, dass sie ihr Hauptproblem völlig aus den Augen verloren hatte: sich nach einer anderen Pension umzusehen! „Ich muss unbedingt einen anderen Ort finden, an dem ich unterkommen kann. Die Miete in Mrs Chamberlains Pension kann ich mir auf keinen Fall leisten“, sagte sie entschieden, nahm die Handtasche vom Stuhl und stand auf.
„Und was, wenn ich Ihnen nun erzählen würde“, begann Quinn vorsichtig und ein bisschen zögerlich, „dass die Miete für den nächsten Monat bereits bezahlt ist?“
Ungläubig blieb Julia stehen und starrte ihn an. „Was meinen Sie damit?“
Mit einem verschämten Lächeln zuckte er die Achseln.
Als sie schließlich verstand, stieg Ärger in ihr auf, doch sie kam nicht dazu, ihm eine Standpauke zu halten. Sanft berührte Quinn sie am Ellbogen und beugte sich zu ihr hinunter. „Am besten wir reden auf dem Weg darüber, in Ordnung?“ Damit öffnete er die Tür des Cafés und wartete, dass sie hinaustrat.
Da Julia keine Szene machen wollte, schritt sie wortlos hinaus auf den Bürgersteig. Insgeheim war sie sich aber sicher, dass vor lauter Wut kleine Rauchwolken aus ihren Ohren aufstiegen. „Quinten Aspinall – Sie hatten absolut kein Recht, sich so in mein Leben einzumischen. Entweder ich komme selbst für meinen Unterhalt auf oder ich schlafe eben auf der Straße.“
Ihre Empörung verstärkte sich, als sie sich zu ihm umblickte und den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen sah. „Lachen Sie mich etwa aus?“
„Niemals“, erwiderte er eilig, doch sein Grinsen war so breit, dass es im Widerspruch zu seinen Worten stand. „Es tut mir leid. Es ist nur … Sie sehen hinreißend aus, wenn Sie sich ärgern.“
„Hmpf.“ Julia hob den Kopf und ging weiter. Dabei musste sie sich aber bemühen, nicht auch selbst zu lächeln.
Gleich darauf schloss Quinn wieder zu ihr auf. „Bitte, sagen Sie mir, dass Sie nicht ernsthaft darüber nachdenken, auf der Straße zu schlafen. Alles wäre besser als das.“
„Nicht alles. Glauben Sie mir“, erwiderte sie, als vor ihrem inneren Auge Bilder des lüsternen Mr Ketchum aufstiegen, und sie erschauderte. Lieber nahm sie in Kauf, dass im Schlaf Ratten über sie hinwegkrochen, als in seine Art von Bezahlung einzuwilligen.
„Stimmt. Aber betrachten wir das Ganze doch einmal aus einer anderen Perspektive. Welcher Art von Arbeit würden Sie gerne nachgehen, Julia?“
Sie dachte kurz nach und blieb dann an der nächsten Ecke stehen. „Ich würde gern in der Krankenpflege arbeiten. Oder etwas anderes, das Menschen in Not hilft.“
Das laute Klingeln einer vorbeifahrenden Straßenbahn warnte sie, aus dem Weg zu bleiben. Sobald die Straße wieder frei war, überquerten sie sie. Quinn hielt Julia dabei am Unterarm – eine sehr galante Geste, die Julia nicht nur fürsorglich fand, sondern ihr sogar recht gut gefiel.
„Nachdem ich gesehen habe, wie Sam gelitten hat“, erklärte sie, „wollte ich eine Möglichkeit finden, anderen Männern wie ihm zu helfen. Dr. Clayborne sagt, dass die Selbstmordrate unter Soldaten ausgesprochen hoch ist – ihre körperlichen Wunden können gut behandelt werden, aber für die meisten ihrer seelischen Verletzungen gibt es nur wenig bis gar keine Behandlungsmöglichkeiten.“
„Das ist eine sehr ehrenwerte, wenn auch herausfordernde Lebensaufgabe. Aber ich nehme an, dafür bedarf es einer besonderen Ausbildung?“
„Ja. Und sowohl für die Arbeit als Krankenpflegerin als auch für die als Sozialarbeiterin müsste ich Kurse am College belegen. Und das ist auch schon das nächste Problem, da ich auch dafür kein Geld habe.“ Die Ausweglosigkeit ihrer