Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason
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Erleichterung erfüllte das Gesicht des Mannes. „Vielen Dank, Miss Holloway. Dann bis morgen.“
Er verbeugte sich und entfernte sich wieder vom Gebäude.
Julia raffte ihren Rock, drehte sich zur Treppe um und widerstand dem Drang zu warten, bis Mr Aspinall gegangen war. Irgendwoher wusste sie, dass er gewiss warten würde, bis sie sicher hereingekommen war, bevor er fortging. Bei dem Gedanken, ihn morgen Nachmittag wiederzusehen, machte sich eine Schwere in ihr breit. Nun würde er ihrem Onkel sicher von all den unangenehmen Umständen berichten. Nicht nur von der harten Arbeit, sondern auch von den heruntergekommenen Lebensbedingungen.
Warum nur hatte sie dem Moment der Schwäche nachgegeben und ihrer Cousine Amelia einen Brief geschrieben? Obgleich sie sie dringlich darum gebeten hatte, ihrem Onkel gegenüber nichts von den schrecklichen Umständen zu erwähnen, musste sie den Inhalt ihres Briefes preisgegeben haben. Warum sonst hätte Onkel Howard seinen Angestellten nach Kanada geschickt, um sie zu finden?
Julia presste die Lippen zusammen und wollte die unschönen Erinnerungen an die letzte Unterhaltung mit ihrem Vormund und dem gebrüllten Ultimatum verdrängen. „Wenn du jetzt mein Haus verlässt, um mit diesem Soldaten davonzurennen, dann wirst du auf dich allein gestellt sein. Losgelöst von jedweder finanziellen Unterstützung meinerseits. Und auch in Brentwood Manor wirst du nicht länger willkommen sein.“
Wenn sie ihm doch bloß nicht so offenkundig die Stirn geboten hätte! Dann hätte sie wenigstens noch ein Zuhause, zu dem sie zurückkehren könnte. Doch ihr Stolz verbot ihr, zurückgekrochen zu kommen. Selbst wenn sie das Geld dazu hätte.
Nein, sie würde selbst einen Weg finden, wie sie aus diesem Chaos herauskam!
Unabhängig davon, was Quinten Aspinall ihr morgen auch erzählte.
Als Julia die Treppe zu ihrem Zimmer emporstieg, machte die anfängliche Erleichterung darüber, an Mr Ketchum vorbeigekommen zu sein, Platz für eine zunehmende Angst, die ihr die Luft raubte und sie beinahe nicht weitergehen ließ.
Es war zu einfach gewesen! Wenn ihr Vermieter tatsächlich nach ihr gefragt hatte, wie Mr Blackmore erwähnt hatte, dann hätte er ihr aufgelauert. So wie letztes Mal. Auf keinen Fall hätte er so schnell aufgegeben!
Und tatsächlich: Julias Instinkt hatte sie nicht betrogen. Als sie im zweiten Stock um die Ecke bog, sah sie Mr Ketchums korpulente Gestalt im Flur, gleich neben ihrer Tür, die Arme vor der breiten Brust verschränkt.
„Guten Abend, Mr Ketchum“, grüßte sie ihn und zwang sich ein Lächeln auf, während sie betete, dass der Mann vernünftig wäre. Wenigstens dieses eine Mal.
„Das wird er sein – und zwar, nachdem ich mein Geld bekommen habe“, sagte er und zog die buschigen Brauen zusammen. „Ich habe Sie schon früher wieder hier erwartet. Hoffentlich gehen Sie mir nicht aus dem Weg.“
„Natürlich nicht“, sagte Julia und suchte in ihrer Tasche nach dem Zimmerschlüssel. „Ich musste auf der Arbeit für jemanden einspringen“, erklärte sie, während sie den Schlüssel im Schloss umdrehte und die Tür ein Stück weit aufschob. „Leider hatte ich keine Zeit, nach einem Vorschuss zu fragen.“
„Vorschuss? Sie haben gesagt, heute ist Zahltag.“
Sie schluckte. Hatte sie ihm das wirklich gesagt? Sie konnte sich nicht erinnern, was sie in ihrer Panik genau geantwortet hatte. „Was ich meinte, war, dass ich nach einem Vorschuss fragen würde. Zahltag ist erst nächste Woche. Aber ich verspreche Ihnen, ich –“
„Ich habe genug von Ihren Versprechungen, Schätzchen“, sagte er und kam einen bedrohlichen Schritt näher. „Wenn Sie mich jetzt nicht bezahlen können, haben Sie genau zwei Möglichkeiten. Entweder Sie packen Ihre Siebensachen und verschwinden auf der Stelle. Oder …“
Ihr Hals schnürte sich zu. „Oder was?“
„Oder wir handeln eine andere Art der Bezahlung aus“, sagte er. Dann, den Kopf zu ihr gesenkt und die Lippen nah an ihrem Ohr, hauchte er: „Gewisse Dienste anstelle von Bargeld.“
Sein saurer Mundgeruch ließ in Julia Übelkeit hochsteigen. Und bei dem anzüglichen Blick war ihr auch direkt klar, welche Art von Diensten er erwartete. Unwillkommene Bilder an einen anderen Mann kamen ihr ins Gedächtnis – ein Mann, der ihre Naivität aufs Brutalste missbraucht hatte! Ihre Atmung wurde immer flacher und ihre Hände begannen zu zittern. Verängstigt nahm sie einen Schritt Abstand von ihrem Vermieter und schob einen Fuß in ihr Zimmer. „Die Antwort darauf ist immer noch Nein.“
Doch in seinen Augen machte sich glühender Zorn breit. „Sie würden lieber bei den Ratten unter einer Brücke schlafen?“
Julia fasste Mut. „Ganz genau.“
Stählerne Finger umklammerten ihren Oberarm und bohrten sich ihr ins Fleisch.
Ein unterdrückter Schrei entglitt ihr, bevor Julia sich auf die Lippe biss.
„Sie vergessen wohl, was Sie mir noch schuldig sind“, sagte er und drückte den Arm noch fester. „Ich könnte auch die Polizei rufen, jetzt und hier. Sicher haben die eine nette Zelle für Sie übrig.“
Julias Puls raste. Wo waren wohl Mr Wood und Mr Blackmore gerade? Waren sie bereits auf ihre Zimmer gegangen? Vergeblich versuchte Julia, den Arm freizuschütteln, doch dieser Tyrann zerrte nur umso heftiger daran. Das Einzige, das sie nun tun konnte, war zu beten und zu hoffen, dass einer der anderen Mieter ihr zu Hilfe kam.
Sie holte tief Luft und schrie, so laut sie konnte.
Eingehend sah Quinn die beiden Männer an, die bei seiner Ankunft vor dem Haus gesessen hatten. Mit unfreundlichen Blicken hatten sie ihn beobachtet und kamen nun näher.
„Wagen Sie es nicht, noch einmal herzukommen“, sagte der schlankere der beiden Männer. „Es war offensichtlich, dass Miss Holloway eigentlich nicht mit Ihnen sprechen wollte.“
„Und ich würde mir auch besser das Treffen morgen Nachmittag aus dem Kopf schlagen“, fügte der zweite Mann hinzu, der mindestens zwanzig Jahre jünger war als der erste und die Arme vor der Brust verschränkt hielt. „Sie hat nur zugesagt, um Sie loszuwerden.“
Doch Quinn straffte die Schultern und behielt einen neutralen Gesichtsausdruck, als er sprach. „Ich versichere Ihnen, dass ich keine unehrlichen Absichten habe. Miss Holloways Onkel, der Earl von Brentwood, hat mich hierhergeschickt, um herauszufinden, wie es ihr so weit weg von zu Hause geht.“
Daraufhin lachte der Schlanke nur. „Ja sicher! Der Earl von soundso. Wenn Julia tatsächlich solch reiche Verwandte hätte, warum sollte sie dann hier leben?“, sagte er spöttisch und zeigte mit einer schmutzigen Hand auf das Gebäude hinter sich.
Ja,