Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason

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Ein neuer Anfang für die Liebe - Susan Anne Mason

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Gang entlang zu einem großen Raum mit langen, rechteckigen Fenstern, die nach vorne auf die Straße zeigten.

      „Bitte, setzen Sie sich doch“, bot Mr Hobday ihm mit einer Geste zu einem der Stühle vor dem Schreibtisch an.

      „Danke.“ Quinn nahm Platz. Während er darauf wartete, dass sich auch Mr Hobday setzte, betete er für die richtigen Worte, um den Mann von seinem Anliegen zu überzeugen.

      „Wie ich höre, sind Sie auf der Suche nach Ihren Brüdern, Mr Aspinall“, begann der Direktor und verschränkte die Hände über dem Tisch.

      „Das ist richtig. Es geht um Harrison und Cecil Aspinall. Sie sind 1914 hierhergekommen, als meine Mutter schwer krank geworden ist und sich nicht länger um sie kümmern konnte. Ich habe zu dieser Zeit im Krieg gedient und hatte keine Ahnung, dass meine Mutter sie ins Heim gegeben hat.“ Wie immer musste er die Bitterkeit herunterschlucken, die aufkam, wenn er an diese Handlung seiner Mutter dachte. Wieso hatte sie ihm nicht erzählt, wie schlimm die Umstände waren? Wenn er davon gewusst hätte, hätte er vielleicht helfen können, den Kriegsdienst erst später antreten können.

      „Das ist eine äußerst unangenehme Situation“, begann Mr Hobday mit einem Kopfschütteln. „Nichtsdestotrotz müssen Sie verstehen, dass ihre Mutter die Vormundschaft über ihre Kinder in dem Moment abgegeben hat, als sie sie ins Dr.-Barnardo-Heim gebracht hat. Und nun befinden sich die beiden in individuellen Arbeitsverträgen, durch die sie bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr an ihre Arbeitgeber gebunden sind“, erklärte der Direktor und schob einen Stapel Papiere zur Seite. „Ich sage Ihnen frei heraus, dass die Farmer jede Art von Einmischung Ihrerseits nicht dulden werden. Vermutlich wird man Sie sogar mit einem Gewehr vom Anwesen jagen, sollten Sie den Versuch unternehmen, Ihre Geschwister zu besuchen.“

      Bei diesen Worten ballte Quinn die Hände zu Fäusten. So wie Mr Hobday von seinen Brüdern sprach, klang es, als wären sie Gefangene, die eine Strafe abarbeiteten. In Quinn stieg ein Bild auf, wie Harry und Cecil an eisernen Ketten hingen, die sie an eine Scheunenwand fesselten. Nur mit Mühe gelang es Quinn, weiterhin ruhig zu atmen. Er konnte es sich nicht erlauben, die Fassung zu verlieren und den Mann zu verstimmen. Wenngleich er die Unterkünfte seiner Brüder bereits kannte, war er in Zukunft womöglich auf die Hilfe von Mr Hobday angewiesen. Deshalb zog Quinn es vor, den Direktor lieber auf seiner Seite zu wissen. „Ich verstehe, wie heikel diese Situation für Sie ist. Es bedarf eines besonderen Talentes, die Waage zu halten zwischen der Sorge um das Wohlergehen der Kinder und den Wünschen der Farmer, die ihre Dienste gern in Anspruch nehmen.“

      Die Falten auf Mr Hobdays Stirn glätteten sich. „In der Tat. Manchmal ist es wirklich eine undankbare Aufgabe.“

      „Sagen Sie, Mr Hobday, gibt es irgendeine Art von Kontrollbesuch, nachdem die Kinder einer Farm zugewiesen wurden? Um sicherzustellen, dass … beide Seiten zufrieden sind mit diesem Arrangement.“

      „Ja, die gibt es“, erwiderte er und entspannte sich. Zum ersten Mal sah er Quinn direkt an. „Wir senden Aufseher, die sowohl die Kinder als auch die Farmer befragen. Glauben Sie mir, diese Aufseher nehmen ihre Arbeit sehr ernst!“

      „Ich verstehe. Und wie oft kommt solch ein Kontrollbesuch vor?“

      „Einmal pro Jahr.“

      „Nur so selten? Es könnte also sein, dass ein Kind ein ganzes Jahr leidet, bevor jemand nach ihm sieht?“

      Wieder bildeten sich Falten auf Mr Hobdays Stirn. „Sobald ein Farmer unglücklich ist mit einem der Kinder, hören wir frühzeitig davon. Das versichere ich Ihnen.“

      „Zweifelsohne“, erwiderte Quinn und beugte sich vor. „Aber was, wenn ein Kind unzufrieden ist oder, schlimmer noch, schlecht behandelt wird? Welche Möglichkeiten hat es?“ Quinn kam nicht umhin, an Mrs Chamberlains Schwester zu denken. Welche Möglichkeiten hatte Annie, als sie sich in dieser unerträglichen Situation wiederfand?

      Missmutig presste Mr Hobday die Lippen zusammen. „Ich bin mir sicher, dass Sie es verstehen, wenn wir uns nicht immer um die Marotten undankbarer und oftmals ungezogener Kinder kümmern können, Mr Aspinall. Am Anfang fällt es jedem Kind schwer, sich einzugewöhnen. Aber mit der Zeit kommen die meisten gut auf den Farmen zurecht und entwickeln sich zu guten Arbeitskräften.“

      „Die meisten? Und was ist mit den anderen?“

      „Manche laufen weg oder veranstalten so einen Wirbel, dass die Arbeitgeber sich gezwungen sehen, die Kinder zurück ins Heim zu schicken. In solchen Fällen behalten wir die Jungen zunächst eine Zeit lang hier. Um ihr Verhalten anzupassen – eine Umschulung sozusagen –, und vermitteln sie dann an eine passendere Farm.“

      „Führen Sie Aufzeichnungen zu den einzelnen Kindern?“

      „In der Tat“, bejahte Mr Hobday und wandte sich auf seinem Stuhl, sodass er knarzte.

      „Würde es Ihnen etwas ausmachen, für mich nachzusehen, ob einer meiner Brüder solch eine ‚Umschulung‘ durchlebt hat? Damit würden Sie mich ein wenig beruhigen und gleichzeitig nicht mehr preisgeben, als Sie dürfen.“

      Mehrere Sekunden lang hielt Quinn dem gereizten Blick des Direktors stand, bis dieser schließlich nickte. „Also gut“, sagte er, öffnete die unterste Schublade des Schreibtisches und holte ein großes ledernes Buch hervor. Dann setzte er eine Brille auf und begann darin zu lesen. „1914 war das Jahr ihrer Ankunft, sagten Sie?“

      „Das glaube ich zumindest, ja.“

      Mr Hobday ließ den Finger über die mit Tinte beschriebenen Seite gleiten und suchte die Liste ab. Dann hielt er plötzlich inne. Sorgsam nahm er die Brille von der Nase und sah zu Quinn. „Wie es scheint, ist Cecil von seiner ersten Farm weggelaufen. Mehrmals sogar.“

      Sogleich setzte Quinn sich aufrechter und sein Herz raste. Das war der erste konkrete Hinweis auf eines seiner Geschwister. „Ist auch hinterlegt, weshalb?“

      „Anscheinend hat er sich nicht mit der Familie verstanden, bei der er gelebt hat“, erklärte der Direktor und hob entschieden den Kopf.

      In dem Wissen, dass Mr Hobday ihm nicht mehr berichten würde, hielt Quinn die vielen weiteren Fragen zurück, die unweigerlich in ihm aufstiegen. Es musste sehr schlimm gewesen sein für Cecil, wenn er gleich mehrmals davongerannt war! „Und was ist dann mit Cecil geschehen? Ist er wieder hierhergekommen?“ In diesem Augenblick begriff Quinn, dass die Adresse, die er sich vorhin gemerkt hatte, womöglich nicht die richtige war, wenn Cecil die Farm gewechselt hatte.

      Mr Hobday sah noch einmal in das Buch. „Ja, für einen Monat war er hier, bis er anschließend an eine andere Farm vermittelt wurde. Laut dem Bericht vom Kontrollbesuch einige Monate später hat Cecil sich dort besser eingelebt.“

      Wenigstens eine gute Nachricht. Quinn spürte, wie die Anspannung von seinen Schultern abfiel. „Aber Sie werden mir nicht genau sagen, wo er nun lebt und arbeitet?“

      „Nein, die Farm kann ich Ihnen nicht nennen.“ Eine lange Pause. Schließlich seufzte der Direktor laut. „Alles, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass man ihn in den Norden geschickt hat. In einen Ort mit dem Namen Elmvale. Aber seien Sie gewarnt, Mr Aspinall, jede Art der Einmischung wird nicht geduldet. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

      Quinn richtete sich auf. „Absolut, Sir.“ Dann zeigte er mit dem Finger auf das Buch. „Gibt es noch weitere Einträge zu meinen Brüdern?“

      Erneut setzte Mr Hobday die Brille auf und überprüfte die Listen. „Kein weiterer

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