Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason

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Ein neuer Anfang für die Liebe - Susan Anne Mason

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glaube schon“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Meine jüngere Schwester galt bei der Explosion vor einem Jahr als vermisst. Zwei Tage lang habe ich verzweifelt nach ihr gesucht und sogar befürchtet, sie wäre vielleicht gestorben. Bis mich eine hilfsbereite Frau unterstützt hat und wir sie in einem der Erste-Hilfe-Zelte wiedergefunden haben. Ich kann mir also gut vorstellen, wie es Ihnen gerade geht. Vor allem, da Sie auch noch so weit weg von zu Hause sind.“ Dann schenkte sie ihm ein wackliges Lächeln. „Viel Erfolg auf Ihrer Reise. Ich hoffe, Sie finden Ihre Geschwister in Sicherheit und bei guter Gesundheit.“

      „Vielen Dank noch einmal“, erwiderte Quinn und drückte ihr leicht die Hand, bevor sie in den Gang verschwand.

      Während er zusah, wie sie zurückging, betete Quinn, dass die junge Frau nun nicht in Schwierigkeiten geriet. Mit zitternden Fingern öffnete er den gefalteten Zettel. Dort stand in krakeliger Handschrift: Rebecca Aspinall, Hazelbrae, Peterborough. Cecil und Harrison Aspinall, Dr.-Barnardo-Heim, Toronto.

      Nachdenklich hob Quinn den Kopf und starrte die Straße entlang. Wo um Himmels Willen lag Peterborough? Toronto war eine sehr große Stadt – das hatte er von seinen Freunden auf dem Schiff erfahren, die dorthin wollten. Er faltete das Stück Papier wieder zusammen und steckte es weg. Zunächst würde er herausfinden, wie weit Peterborough von Toronto entfernt lag, und wenn es Sinn ergab, würde er zuerst dorthin reisen. Wenn nicht, wäre Toronto sein nächstes Ziel. Zu schade, dass er das nicht schon gestern herausgefunden hatte – dann hätte er heute Morgen mit Emmaline und Jonathan weiterreisen können.

      Doch das war nicht weiter schlimm. Gott handelte immer rechtzeitig! Daran wollte er festhalten und machte sich auf in Richtung Bahnhof.

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      „Sie sind schon zwei Wochen drüber mit der Miete. Wenn Sie hier bleiben wollen, zahlen Sie. Heute! Und zwar alles.“

      Julia Holloway hielt abrupt auf der ersten Treppenstufe inne. Insgeheim hatte sie gehofft, sich ungehört in ihr Zimmer im zweiten Stock schleichen zu können, doch ihr Vermieter musste bereits auf sie gewartet haben.

      Als sie sich umdrehte, sah sie den Mann und wie er sie in einem schmutzigen Unterhemd, das nicht ganz über seinen Bauch reichte, aus seinem Türrahmen heraus anstarrte. Der scharfe Duft von Sauerkraut und Zwiebeln, vermischt mit seinem stechenden Körpergeruch, brachten Julia beinahe zum Würgen.

      „Werden Sie mir das Geld jetzt geben oder muss ich Ihnen dafür in Ihr Zimmer folgen?“, fragte Mr Ketchum, während er einen der braunen Hosenträger zurechtrückte.

      „Das wird nicht nötig sein“, erwiderte Julia und schluckte die Angst hinunter, als sie in der Handtasche nach den letzten Dollarnoten suchte, die sie noch hatte. Geld, das sie für Lebensmittel zur Seite gelegt hatte. Aber das Essen musste warten. Sie faltete das Bündel in der Mitte und streckte es dem Vermieter hin.

      „Zählen Sie, und zwar richtig“, forderte er sie auf, ohne die Scheine anzunehmen.

      Langsam strich sie darüber und zählte das Geld für ihn, Schein für Schein. „Vier Dollar“, sagte sie und hielt die Luft an, während sie darauf wartete, dass er es annahm.

      Er kniff jedoch die Augen zusammen. „Das ist nicht die ganze Miete.“

      „Ich … ich weiß, aber ich werde erst morgen wieder bezahlt. Dann gebe ich Ihnen den Rest. Versprochen.“ Sosehr Julia das Zittern ihrer Stimme hasste, aufhalten konnte sie es nicht. Mit der Teilzeit-Putzstelle verdiente sie nicht viel, und wenn man sie nun auch noch aus diesem Loch herausschmiss, wüsste sie nicht wohin. Eine bessere Unterbringung konnte sie sich mit dem begrenzten Gehalt nicht leisten.

      Anzüglich grinsend betrachtete Mr Ketchum sie und sah von dem Band, das sie ums Haar gebunden hatte, über das schlichte Kleid bis zu den wenig schmeichelhaften Schuhen an ihr herunter. „Ich könnte mir auch etwas anderes vorstellen, wie Sie mich bezahlen könnten“, schlug er vor und machte dabei einen Schritt auf sie zu.

      Mit größter Mühe gelang es Julia, nicht zu fliehen. „Wie ich Ihnen schon mehrmals gesagt habe, Sir, gehöre ich nicht zu dieser Art Frauen.“ Wieder streckte sie ihm das Geldbündel entgegen und zwang ihre Hand, nicht zu zittern.

      Schließlich schnappte er sich das Geld mit einem Knurren aus ihrer Hand. Eilig verbarg sie die Hand in der Schürzentasche und rieb unauffällig daran, als würde sie so den Dreck von seiner Berührung los.

      „Den Rest vom Geld will ich morgen sehen. Sonst finden Sie Ihre Siebensachen auf der Straße wieder“, sagte er und spuckte eine vom Tabak bräunlich verfärbte Flüssigkeit auf den Boden, direkt neben Julias Schuhe. Dann drehte er sich um und stapfte zurück in seine Wohnung.

      Nicht eine Sekunde länger blieb Julia dort stehen. Schnellen Schrittes ging sie die zwei Stockwerke nach oben und den Gang entlang bis zum Ende. Mit zitternden Fingern schloss sie die Tür auf, ließ sich selbst hinein und schob beim Schließen den Riegel von innen vor. Erleichtert lehnte sie den Kopf an das Holz und wartete, bis ihr Herzschlag sich wieder beruhigte. Erst dann holte sie tief Luft und drehte sich um.

      Sogleich erstickte ein Schrei in ihrem Hals. Die Bettwäsche lag zerknautscht auf dem Boden. Das Kissen war aufgerissen worden, sodass die Federn überall herumflogen. Alle Schubladen aus ihrer Kommode waren geöffnet, ihre Kleidung war durchwühlt und durcheinandergeworfen worden.

      Wie konnte er es wagen! Hitze schoss ihr ins Gesicht, als Julia sich vorstellte, wie Mr Ketchum ihre Unterwäsche durchstöbert hatte. Aber wenn er nach Bargeld gesucht hatte, war er zumindest nicht fündig geworden. Aus ebendiesem Grund trug Julia ihr weniges Geld immer bei sich.

      Sie schritt durch den Raum, sammelte die Bettwäsche wieder auf und gab ihr Bestes, die Federn zusammenzukehren. Trotz der grässlichen Umstände, unter denen sie lebte, versuchte sie das Zimmer ordentlich und sauber zu halten. Dass sie nur wenige Habseligkeiten hatte, half ihr dabei. Ihre Reisetasche mit ein paar Wechselkleidern war das Einzige, das sie aus England mitgebracht hatte. Mit den Fingern tastete sie die Goldkette um den Hals ab – die einzige Erinnerung an ihr früheres Leben. Im Inneren des filigranen Anhängers steckte ein Foto ihrer verstorbenen Eltern. Seit ihrem Tod war für Julia nichts mehr wie zuvor.

      Doch wenn sie gewusst hätte, dass eine Flucht nach Kanada in einer noch schlimmeren Tragödie geendet hätte, hätte sie Brentwood Manor und den Schutz ihres Onkels niemals verlassen. Wie hatten sich ihre strahlenden Träume für die Zukunft bloß in solch einen Albtraum verwandeln können?

      Sie ließ den Anhänger durch ihre Finger gleiten, bevor sie die Kette wieder entschlossen im Korsett ihres schlichten Baumwollkleides versteckte.

      Julia ging zum Fenster, schrubbte es etwas frei vom Schmutz, um nach unten auf die Straße zu sehen, und wischte ihre Handfläche an ihrer Schürze ab. Würde sie sich selbst jemals wieder sauber fühlen? Inniglich sehnte sie sich danach, ein heißes Bad mit duftendem Wasser zu nehmen. Ein Luxus ihres früheren Zuhauses, von dem sie in letzter Zeit oft geträumt hatte. Doch das Beste, das sie hier kriegen konnte, war eine Katzenwäsche mit kaltem Wasser aus der Schüssel auf ihrem Nachttisch. Selbst wenn sie manchmal das Bad leer vorfand, das sich alle Bewohner teilten, konnte sie sich in der Wanne nie entspannen. Nicht, mit all diesen skrupellosen Gestalten im Haus.

       Oh, Sam, warum hast du mich nur verlassen? Warum hast du die Hilfe nicht angenommen, die man dir angeboten hat?

      Julia biss sich auf die Lippe, um gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen. Diese Art von Gedanken nützten nichts. Sie halfen nicht dabei, genug Geld zu sparen, um diesem

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