Ein neuer Anfang für die Liebe. Susan Anne Mason
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„Mr Aspinall.“
„Ja?“
„Ich bitte Sie, tun Sie nichts, was die Verträge Ihrer Brüder in Gefahr bringt. Ich kann es nicht oft genug betonen! Sollten Ihre Brüder die Verträge vor der Zeit brechen, bedeutet das nicht nur, dass sie das Geld verlieren, das ihnen zustehen würde, sondern auch, dass man rechtliche Schritte gegen sie einlenken müsste.“
Quinn schluckte. „Aber gewiss können sie dafür nicht ins Gefängnis kommen?“
„Doch, in manchen Fällen könnte das als die angemessene Strafe erachtet werden. Aber häufiger als das werden hohe Geldbußen verhängt.“
„Ich verstehe. Vielen Dank, Sir“, erwiderte Quinn, setzte den Hut auf und verließ das Büro. Wie es schien, waren diese Verträge von größerer Bedeutung als zunächst angenommen. Doch er war bereits zu weit gekommen, um sich von seiner Mission abbringen zu lassen – rechtliche Auswirkungen hin oder her!
Sollten seine Brüder sich dazu entscheiden, ihre Stellen aufzugeben und mit ihm nach England zurückzukehren, würden sie es auf jeden Fall riskieren.
Kapitel 4
„Ihre Brüder arbeiten in Elmvale und Caledon?“, fragte Mrs Chamberlain mit gerunzelter Stirn, als sie mit Quinn am Sonntagvormittag aus der Kirche schlenderte. „Von wem haben Sie das denn erfahren? Doch sicher nicht vom Direktor?“
„Nicht direkt zumindest“, erwiderte Quinn, der zur Seite ging, um andere Gemeindemitglieder vorbeizulassen. Er war überrascht, wie gut ihm der Gottesdienst gefallen hatte. Auf gewisse Weise erinnerte ihn die Atmosphäre innerhalb des charmanten Backsteingebäudes an seine Heimat. „Nachdem wir uns eine Weile unterhalten hatten, hat er nachgegeben.“ Dass Quinn zusätzlich einen Blick in die Daten erhascht hatte, erzählte er besser nicht. Er fürchtete, damit womöglich gegen ein Gesetz verstoßen zu haben. Das Beste war, wenn niemand davon wusste.
„Beeindruckend“, sagte Mrs Chamberlain. „Sie müssen sein Vertrauen gewonnen haben. Und soweit ich weiß, ist er auch neu. Sein Vorgänger, Mr Owen, ist nämlich in den Ruhestand gegangen. Vielleicht ist er zuvorkommender als der alte Direktor.“
„Es scheint so“, erwiderte Quinn und versuchte, den Duft der sprießenden Rosen zu genießen, um seine Ungeduld nicht zur Schau zu stellen. Er musste das Gespräch unbedingt wieder zurück auf die Städte lenken. „Ich habe gehofft, Sie wissen vielleicht, wo diese beiden Orte liegen?“
Mrs C nickte. „Caledon ist nördlich von hier, mit dem Zug brauchen Sie wahrscheinlich etwas mehr als eine Stunde. Elmvale ist allerdings fast doppelt so weit weg, denke ich.“
„Oh“, erwiderte er und in Quinns Magen bildete sich ein Knoten. Er musste also am Bahnhof nachfragen, ob es dafür zwei einzelner Reisen bedurfte. Ganz zu schweigen von der Fahrt nach Peterborough, um Becky zu finden! Wie es schien, würde Quinn wohl länger in Kanada bleiben als gedacht. Und bevor er Toronto verlassen konnte, musste er auch noch nach Julia Holloway Ausschau halten.
Während Mrs Chamberlain sich entschuldigte, um mit Pastor Burke zu sprechen, gesellten sich Jonathan und Emmaline zu ihm. Emmaline sah mit ihrer farbenfrohen Kleidung genauso reizend aus wie auf dem Schiff. Heute trug sie ein hellblaues Kostüm mit einem farblich passenden gefederten Hut.
Sie grinste und machte einen Schritt auf Quinn zu, um ihn zu umarmen. „Quinn. Es ist so schön, dich wiederzusehen. Jonathan hat mir erzählt, dass du in der Pension warst, als ich gerade unterwegs war.“
„Auch schön, dich zu sehen“, erwiderte Quinn mit einem Lächeln. „Wie läuft es mit der Suche nach deinem Vater?“
„Sehr gut“, sagte sie und hakte sich bei ihm ein. „Es hat sich herausgestellt, dass mein Vater ein sehr bekanntes Mitglied der Gesellschaft ist und sich gerade auf das Bürgermeisteramt bewirbt.“
„Also hast du ihn schon getroffen?“
„Nur einmal“, sagte sie und ihr Strahlen verfinsterte sich. „Aber das ist nicht so gut gelaufen wie gehofft.“
Jonathan schloss zu ihnen auf. „Ihr Vater war von Emmalines plötzlicher Anwesenheit hier sehr überrumpelt. Er braucht nur etwas Zeit, das Ganze zu verarbeiten. Aber sicher gewöhnt er sich bald an den Gedanken.“
„Ich hoffe, dass euer nächstes Treffen besser verläuft“, sagte Quinn und tätschelte ihr den Arm.
„Und wie steht es um deine Suche?“, fragte Emma und hielt eine Hand an den Hut, als der Wind etwas zunahm.
„Ich komme voran. Aber wie es scheint, muss ich drei verschiedene Städte besuchen. Und bevor ich Toronto verlassen kann, muss ich noch etwas anderes erledigen.“ Sie näherten sich der Straße. Quinn blieb kurz stehen und wandte sich an Jonathan. „Du hast auf dem Schiff einen Soldatenfreund erwähnt, den du hier besuchen wolltest. Hast du ihn schon kontaktiert?“
„Noch nicht, aber genau das habe ich als Nächstes vor. Warum?“
Wenngleich die meisten Kirchgänger inzwischen auseinandergetrieben waren, sprach Quinn nun etwas leiser weiter. „Ich bin auf der Suche nach einem kanadischen Soldaten, der einige Zeit in einem Lazarett in England verbracht hat, bevor er wieder nach Hause konnte. Hast du vielleicht eine Idee, wie ich ihn ausfindig machen könnte?“
Nachdenklich legte Jonathan die Stirn in Falten. „Davon hast du auf dem Schiff gar nichts erzählt.“
Quinn verlagerte das Gewicht von dem einen auf das andere Bein. „Das ist ein Gefallen, den ich meinem Arbeitgeber in England tun möchte. Er sucht seine Nichte, die mit diesem Mann nach Kanada gekommen ist. Seine Lordschaft hat mich gebeten, sehr diskret zu sein – da er sich nicht sicher ist, um welche Art Verbindung es sich bei den beiden handelt.“
„Eine Liebesgeschichte aus dem Krieg?“, hakte Emmaline mit hochgezogener Braue nach.
„Vielleicht“, antwortete Quinn. „Doch soweit ich weiß, ist sie eigentlich als seine Pflegerin mit ihm hierhergekommen. Er sitzt im Rollstuhl.“
„Oh, das tut mir leid“, sagte Emmaline und ihre Gesichtszüge wurden milder. „Klingt ähnlich wie das, was Jons Freund durchmacht.“
Mit ernstem Blick nickte Jonathan. „Reggie hat im Krieg ein Bein verloren. In seinem letzten Brief hat er erwähnt, dass er hier im Militärkrankenhaus einen Arzt hat, der ihm hilft, mit der neuen Situation umzugehen.“
Quinns Gesicht erhellte sich. „Das wäre der perfekte Ort, um mit der Suche zu beginnen. Wo ist dieses Krankenhaus?“
„Das weiß ich nicht, aber sicher kennt es Mrs C.“
„Habe ich da gerade meinen Namen gehört?“, fragte die alte Dame, die in diesem Moment heiter auf sie zukam. Der Pastor folgte direkt hinter ihr.
„Ganz recht“, erwiderte Jonathan lächelnd. „Aber zuerst, Pastor Burke, das ist Quinten Aspinall. Ein Freund, den wir auf der Überfahrt hierher kennengelernt haben.“
„Schön, Ihre Bekanntschaft zu machen, junger Mann“, sagte der Pastor und schüttelte Quinn die Hand. „Es tut immer wieder gut, mit jemandem aus der Heimat zu sprechen.“
„Danke,