Zauberwalzer. Barbara Cartland
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Katharina wehrte jedoch ab.
»Nein, mein Liebling, wir müssen brav sein. Der Zar erwartet mich. Du weißt, er will immer ganz genau wissen, was wir tun.«
»Wenn du willst, erzähle ich es ihm genau.«
»Er wird es schon wissen, mein Liebling. Einer von Fürst Wolkowskis Männern wird ihm bestimmt von deinem Besuch in meinem Zimmer berichtet haben.«
»Verdammt sei dieser Wolkowski! Ich werde ihm eines Tages noch den Hals umdrehen.«
»Dann wird man dich auch aus Rußland verbannen.«
»Das läßt mir noch mindestens ein halbes Dutzend anderer Länder, wo ich Zuflucht finden kann. Nur muß ich dann dich verlassen - deswegen ist Wolkowski vor mir sicher.«
Richard beugte sich über ihre Schulter und küßte sie auf den Hals.
»Ich gehe ungern, aber der Korridor draußen ist zugig, und dem Agenten des kaiserlichen Geheimdienstes ist sicher kalt.«
Ohne ein weiteres Wort ging er zur Tür, öffnete sie und ließ sie hinter sich zufallen.
Katharina seufzte. Richard war Engländer vom Scheitel bis zur Sohle, und es fiel ihm schwer, fremde Lebensgewohnheiten zu akzeptieren. Sie hatten sich schon öfters darüber gestritten, und häufig hatte es ihrer ganzen Überredungskunst bedurft, um ihn davon abzuhalten, einen Diener anzugreifen, der auf Wolkowskis Geheiß ihre Gespräche belauschte. Für sie war es ein Teil ihres normalen Lebens. In Rußland wurde man überall belauscht. Aber schon ihr gefallener Mann, Fürst Peter Bagration, hatte eine starke Abneigung gegen die allgegenwärtigen Spione empfunden. Hier in Österreich war es genauso. Jedermann wußte, daß Baron Hager dem Kaiser jedes besondere Vorkommnis sofort zu berichten hatte.
Natürlich war sie selbst auch im Dienst des russischen Geheimdienstes gestanden, als sie Fürst Metternich das erste Mal traf. Die Tatsache, daß sie sich sofort unsterblich in ihn verliebt hatte, hatte diesen Auftrag jedoch nur noch angenehmer gemacht. Sowohl Katharina als auch Metternich hatten einander nicht im Unklaren gelassen, auf wessen Seite sie standen.
Wie glücklich sie doch damals gewesen war!
Katharina seufzte erneut, als sie sich an die Tage und vor allem die Nächte erinnerte, die sie zwischen Leidenschaft und politischer Unterhaltung verbracht hatten. Wie rasch waren die Stunden immer vergangen! Wie konnte ein Mann wie Richard Melton es je begreifen, was es hieß, von Metternich geliebt zu werden und ihn zu lieben? Solange sie jung und schön war, würde es sicher noch viele Männer in ihrem Leben geben, doch ein Teil ihres Herzens würde für immer dem Fürsten gehören.
Richard hatte etwas an sich, das sie verrückt nach ihm machte. Ihr Herz schlug rascher, wenn er sich ihr näherte. Für ihn machte sie sich heute abend schön. Sie warf einen raschen Blick in den Spiegel. Ihr kritisches Auge registrierte sofort die winzigen Spuren des Alters, die feinen Linien an den Augenwinkeln, die sich jetzt noch ganz leicht verbergen ließen. Eines Tages jedoch würde ihre Schönheit verblaßt sein. Sie fröstelte, dann zog sie energisch an der Glocke für die Zofen. Sie brauchte jetzt ein warmes Bad; anschließend würde sie sich sorgfältig schminken, bevor sie sich für den Ball ankleiden ließ.
In seinem Zimmer zog sich Richard Melton in Ruhe Jacke und Hose an. Er hatte immer die Schneider in der Bond Street bevorzugt, und auch wenn er fast zu breitschultrig gebaut war, um dem Idealbild eines Dandys zu entsprechen, so zog er doch die bewundernden Blicke vieler Kongreßteilnehmer auf sich.
Sein Bursche, ein kleiner, krummbeiniger Londoner, half ihm mit der breiten Halsbinde, und als Richard seine Erscheinung im Spiegel überprüfte, erblickte er einen gutaussehenden jungen Mann mit gelangweilter Miene, den nichts mehr beeindrucken kann, weil er schon alles gesehen hat. Er war gerade dabei, sich die Uhr in die Westentasche zu stecken, als laut an die Tür geklopft wurde.
Sein Bursche öffnete.
In der Tür stand ein Flügeladjutant in einer prächtigen Uniform.
»Seine Majestät der Zar bittet Mr. Melton um seine Gesellschaft«, sagte er in gestelztem Englisch.
»Sagen Sie ihm, daß er gleich kommt«, sagte der Bursche und schlug die Tür zu. »Der Zar verlangt nach Ihnen, Chef«, teilte er Richard unnötigerweise mit. »Hier hat man aber auch keinen Augenblick seine Ruhe.«
»Ganz richtig, Harry, aber wir müssen uns nach der Decke strecken.«
»Hören Sie bloß damit auf, Chef. Noch sind wir nicht am Ende mit unserem Latein.«
»Jedenfalls nicht, so lange wir hier sein können. Und so lange sollten wir auch nicht vergessen, wessen Brot wir essen.«
»Das tue ich schon nicht, Chef. Aber diese Typen hier sind nichts für meiner Mutter Sohn. Was die sich gefallen lassen, geht auf keine Kuhhaut. Ich hätte schon längst mein Messer gezogen, wenn man mir so käme.«
»Das glaube ich dir ohne weiteres«, erwiderte Richard trocken. »Falls dir aber etwas an unserer feinen Unterkunft liegt, solltest du dich mit solchen Gefühlsausbrüchen etwas zurückhalten.«
»Alles klar, Chef; ich kann mein loses Maul schon halten«, antwortete Harry fröhlich und fuhr ruhig fort: »Keine Neuigkeiten aus England?«
»Keine besonderen, außer daß mein geliebter Vetter, der Marquis, letzte Woche die Ehre hatte, mit dem Prinzregenten im Buckingham-Palast zu dinieren.«
»Verflucht sei seine Seele! Hoffentlich ist er daran erstickt.«
»Diesem Wunsch möchte ich mich anschließen«, sagte Richard seufzend, »aber bekannterweise vergeht Unkraut nicht so schnell. Zweifellos verbrachte mein verehrter Vetter einen angenehmen Abend.«
»Sie hätten sich selbst an den Prinzregenten wenden sollen, Chef, und ihm die ganze Geschichte auftischen sollen.«
»Das haben wir doch längst besprochen, Harry«, antwortete Richard, und die Resignation in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Du weißt, niemand hätte auf mich gehört. Ich war ganz allein, als ich den unglücklichen Mr. Danby in seinem Blut liegend fand. Sie dagegen waren zu dritt und bereit, jeden Eid zu schwören, daß ich es gewesen sei.«
»Aber Sie hatten doch mit dem Armen nichts am Hut.«
»Ach, das hätten sie auch geschworen. Nein, Harry, es gibt Augenblicke im Leben, da muß man sich in das Unvermeidliche schicken. Zumindest hat der Marquis meine Schulden bezahlt und mir noch fünfhundert Pfund Reisegeld gegeben.«
»Oh, wie großzügig von ihm«, sagte Harry sarkastisch. »Eines Tages kriegt er schon noch, was er verdient.«
Richard hatte seinen Vetter, den Marquis von Glencarron, noch nie ausstehen können, und doch hatte er ihn um Hilfe bitten wollen, damals in jener Nacht. Seine Gläubiger waren immer unverschämter geworden, und so war er dem Marquis bis nach Hause gefolgt. Wie sehr hatte er seine Dummheit verflucht, die ihn sogar dazu gebracht hatte, in den dunklen Garten einzudringen! Ein Blick hatte ihm genügt, ihn sehen zu lassen, was passiert war. Charles Danby lag im Gras, und seine weiße Hemdenbrust verfärbte sich dunkel. Richard bemerkte, daß sein plötzliches Erscheinen die drei Männer störte, und dann fiel ihm ein, daß der Prinzregent seinen Vetter erst vor einem Monat davor gewarnt hatte, sich erneut zu duellieren.