Zauberwalzer. Barbara Cartland

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Zauberwalzer - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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Jetzt aber, da sie allein war, hatte sie Angst, sie könnte versagen.

      Der Fürst hatte es sich so einfach vorgestellt: Sie sollte den Zaren kennenlernen, mit ihm tanzen und Konversation treiben. Nun, da sie allein war, gelang es ihr ganz und gar nicht sich vorzustellen, wie ihr das gelingen könnte. Sie wußte ja noch nicht einmal, wie man sie im Haus der Baronin empfangen und ob sie überhaupt an dem Ball würde teilnehmen können.

      Was sollte sie denn heute abend anziehen? Einen Augenblick war sie versucht, dem Kutscher zuzurufen, er solle umkehren und sie in die Sicherheit und Geborgenheit ihrer Jugend zurückfahren.

      Doch dann stieg vor ihrem geistigen Auge das Gesicht ihrer Mutter auf, bleich und ausgezehrt von der Krankheit, und sie hörte wieder ihre Worte: »Ich möchte, daß du ausgehst, mein Kind. Du solltest all das auch erleben, was ich in meiner Jugend hatte - durchtanzte Bälle, schöne Kleider und schöne Männer.«

      »Und wo gibt es die?« hatte sie lachend gefragt.

      Ihr Haus lag hoch oben in den Bergen, und oft vergingen Monate, ohne daß sie jemand anderen als die Bauern der Umgebung zu Gesicht bekamen.

      »Ich sehe ein, hier ist es unmöglich«, hatte Charlotte Schönborn geantwortet und sich müde in die Kissen zurückgelehnt. Aber ein paar Tage später hatte sie erneut davon angefangen.

      »Elisabeth, komm her und mach die Tür zu«, hatte sie gesagt.

      Verwundert hatte Elisabeth gehorcht, und als sie neben die Kranke getreten war, hatte diese ihre Hand genommen.

      »Hör zu, mein Liebling«, hatte sie gesagt, »ich habe erfahren, daß man in Wien einen großen Kongreß einberufen wird.«

      »Das weiß doch jedes Kind«, hatte Elisabeth geantwortet. »Man will einen dauerhaften Frieden schaffen.«

      »Hoffentlich kommt es soweit«, hatte die Mutter geseufzt. »Aber begreifst du denn nicht, was das heißt? Man wird Bälle, Paraden, Kostümfeste und Konzerte veranstalten. Du solltest dabei sein.«

      »Unmöglich. Wie soll das denn gehen?«

      »Es läßt sich alles arrangieren«, hatte die Gräfin geantwortet.

      Sie erzählte Elisabeth genau, was sie machen sollte, schrieb mit letzter Kraft jenen Brief an den Fürsten Metternich und gab ihr schließlich den kostbaren Türkisanhänger.

      »Gib meinen Brief nur dem Fürsten selbst«, hatte sie gesagt. »Vertraue ihn niemand an. Diener und Sekretäre verlieren solche Dinge zu leicht oder wagen es nicht, ihre Herren damit zu behelligen. Wenn er dich nicht empfangen will, laß ihm den Türkis überbringen. Er wird ihn erkennen.«

      Genauso war es gekommen. Mit Schrecken dachte Elisabeth an den Augenblick zurück, als der Fürst sie nicht empfangen wollte und sie in ihrer Verzweiflung den Anhänger auf das Tablett eines hochmütigen Lakaien gelegt hatte. Sie hatte das Gefühl eines Spielers gehabt, der seinen ganzen Besitz auf eine Karte setzt.

      Das Herz war ihr vor Freude gehüpft, als der Diener zurückkehrte, um ihr zu sagen, der Fürst wolle sie doch empfangen. Noch immer spürte sie die Berührung seiner Lippen auf ihren Fingern. Nein, sie konnte ihn nicht enttäuschen. Sie preßte die Hände zusammen, um ihr Zittern zu unterdrücken.

      Jetzt wurde die Kutsche langsamer und bog in die halbkreisförmige Einfahrt eines hübschen Stadtpalais ein. Der Eingang wurde geöffnet.

      Elisabeth zwang sich zum Aussteigen.

      »Ich habe hier einen Brief für die Baronin von Waluzen«, erklärte sie.

      Ein Diener in Livree und Perücke nahm den Brief entgegen, ein anderer führte sie in einen kleinen Warteraum, wo er rasch ein paar Kerzen anzündete.

      Elisabeth fröstelte. Wenn die Baronin sie nun nicht empfing, wenn sie nun nicht hier bleiben konnte? Wien war voll, jedes Bett, jedes Zimmer war belegt, und unerwartete Gäste mußten oft in ihren Kutschen oder - noch schlimmer - auf einer Bank im Prater übernachten. Vor Erschöpfung begann sie zu zittern. Daß sie etwas gegessen hatte, war nur die halbe Wahrheit gewesen, denn sie war viel zu aufgeregt gewesen, um mehr als ein paar Bissen hinunterzubekommen. Aber jetzt verspürte sie großen Hunger und Durst.

      Da erschien der Diener in der Tür und führte sie durch die große Eingangshalle und einen langen Gang entlang, in dem viele Ahnenbilder hingen. Schließlich öffnete er eine Tür, und sie standen in einem hellerleuchteten Zimmer.

      Es war der merkwürdigste Raum, den Elisabeth je gesehen hatte. Er war vollkommen vollgestopft mit Möbeln, Porzellanvasen, Elfenbeinschnitzereien, Gläsern und Silbergefäßen, so daß man Angst haben mußte anzustoßen. Einen Augenblick dachte sie, sie befinde sich allein im Zimmer, aber dann sah sie am Kamin eine alte Frau sitzen.

      Trotz ihres Alters saß sie kerzengerade in ihrem Sessel. Um Hals und Handgelenke hingen eine Unmenge von funkelnden Juwelen, und an der Hand, die sie Elisabeth entgegenstreckte, glitzerte an jedem Finger mindestens ein Ring.

      »Sie sind also Charlotte Schönborns Tochter«, sagte sie mit einer tiefen, rauhen Stimme, die wie das Krächzen eines exotischen Vogels klang.

      »Ja, Madame« antwortete Elisabeth und machte einen tiefen Knicks.

      »Und genauso hübsch wie die Frau Mama. Ich kann mich gut an sie erinnern und an die Hochzeit mit Ihrem Papa. Ich hätte eigentlich nicht erwartet, daß sie glücklich wird - dazu war er viel zu alt für sie.«

      Elisabeth wußte nicht, was sie darauf erwidern sollte, und sagte deshalb nichts, sondern stand nur vor der Baronin und bemühte sich, nicht zu auffällig die Juwelen anzustarren, die bei jeder Bewegung der alten Frau funkelten: »Sie ähneln ihm nicht im geringsten«, sagte die Baronin mehr zu sich selbst als zu Elisabeth. »Noch dazu blaue Augen - ich frage mich...«

      »Was fragen Sie sich, Madame?« wollte Elisabeth wissen.

      »Oh, ich habe wohl laut gedacht«, schreckte die Baronin hoch. »Eine entsetzliche Angewohnheit. Ich bin zu viel allein. Nun, jetzt sind Sie ja da - wenn ich richtig verstehe, sollen Sie bei mir wohnen?«

      »Wenn Sie die Güte haben, mich aufzunehmen, Madame.«

      Über diese Bemerkung schien sich die Baronin zu amüsieren.

      »Fürst Metternich wünscht es«, sagte sie, »und was er sich wünscht, das bekommt er auch. Ganz Wien gehorcht ihm. Aber das werden auch Sie sehr bald herausfinden. Jetzt sollten Sie sich aber etwas ausruhen, denn wir werden heute abend zum Maskenball gehen.«

      »Sie auch, Madame?«

      »Aber natürlich! Haben Sie geglaubt, Sie könnten mich ganz einfach hier lassen? Vielleicht bin ich etwas alt, aber ich bin noch nicht so alt, daß ich lieber ins Bett gehe als auf einen Ball. Ich werde noch sehr viel Zeit zum Ausruhen haben, wenn ich erst einmal im Grab liege. Ab jetzt, mein Kind, und schlafen Sie nach Möglichkeit ein bißchen.«

      »Aber was soll ich bloß anziehen?« fragte Elisabeth.

      Anstatt zu antworten, blinzelte die Baronin durch ein diamantenbesetztes Lorgnon auf den Brief, der in ihrem Schoß lag. »Der Fürst meint, ich soll Sie angemessen anziehen. Das kann doch nur einem Mann einfallen. Wo soll ich denn um diese Zeit ein Ballkleid herzaubern?«

      »Ich habe zwei Ballkleider dabei, Madame«, sagte

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