Briefe von Toni. Frank Bresching

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Briefe von Toni - Frank Bresching

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paar Bomben gleich in Angst und Schrecken versetzen zu lassen? Niemals! Nur die Ruhe bewahren und abwarten, bis die deutsche Luftwaffe die Kampfkraft der Royal Air Force gänzlich vernichtet hatte. Das könne nicht mehr lange dauern.

      Doch Tremmel irrte. Die Kampfkraft der Royal Air Force wurde nicht zerstört. Es folgten weitere Angriffe auf Berlin, die zunächst einmal bis November 1941 andauerten und Mutter zum Handeln zwangen. Sie bereitete sich vor und packte alle wichtigen Papiere und ein paar Kleidungsstücke in einen Koffer, den sie griffbereit neben ihre Schuhe unter die Garderobe stellte. Wenn nun die Alarmsirenen ertönten, die inzwischen überall an höheren Gebäuden angebracht worden waren, verdunkelte sie mit schwarzen Papierrollos und Decken die Fenster, nahm den Koffer und hastete mit mir an der Hand durch das Treppenhaus in den Keller. Im Schutzraum besaß jeder Bewohner einen von Herrn Tremmel zugewiesenen Platz auf einem der abgenutzten Sessel, die in den Keller geschleppt worden waren. Im schummrigen Licht einer einzigen Glühbirne saßen Margarethe neben Ilse und Toni, Mutter zwischen Frau Buchner und mir und Herr Tremmel uns gegenüber. An der Längsseite des Raums hatte der Blockleiter noch Stühle für die Bewohner des Nachbarhauses bereitgestellt, welche durch den großen Zugang in der Kellerwand zu uns kamen. Luise und Alfred Hartmann, ein älteres Ehepaar, das sich immer freute, wenn ich es nett grüßte, sobald wir uns vor den Häusern begegneten. Frau und Herr Schmitt mit ihren beiden Kindern, Kurt und Otto, vier und sechs Jahre alt, und Rudolf Schultze, der seinen linken Arm im ersten Weltkrieg verloren hatte, als sie dem Franzmann vor Verdun eingeheizt hatten. Eine Unachtsamkeit, eine Detonation und wumms, sein Arm sei in tausend Fetzen gerissen worden. Aber letztlich hätte er sich an den Verlust gewöhnt, der eine Arm reiche ihm inzwischen aus, hatte er Mutter vor vielen Jahren erzählt, als sie mich noch zur Schule brachte und wir Herrn Schultze auf dem Weg dorthin trafen. Wir waren spät dran gewesen, weshalb Mutter das Gespräch rasch beendete und sich für ihre Eile entschuldigte, woraufhin Herr Schultze ein wenig mürrisch wirkte. Schließlich war auch er weitergegangen, die Zeitung der Partei, den Völkischen Beobachter, eingeklemmt in seiner verbliebenen Armbeuge.

      »Unsere Nachbarn werden in unserem Haus Schutz finden. In ihrem Gebäude gibt es keinen geeigneten Raum. Und der nächste Bunker ist für sie zu weit entfernt. Das Risiko, zu spät zu kommen, vor verschlossenen Türen zu stehen und schutzlos in einen Bombenangriff zu geraten, ist zu groß für sie«, sagte der Blockleiter bei unserer ersten Zusammenkunft im neuen Luftschutzraum, ausgelöst durch ein weiteres nächtliches Sirenengeheul, das uns vor einem erneuten Angriff gewarnt hatte und mir durch Mark und Bein gegangen war.

      »Deswegen der Durchlass …«, flüsterte Frau Buchner meiner Mutter zu. »Ja, der Krieg lässt die Menschen enger zusammenrücken.«

      Mutter zog eine Braue in die Höhe.

      Frau Buchner beugte sich dichter zu ihr und legte die runzligen Hände auf ihre Beine. »Wissen Sie, was gleich passiert?«

      »Was meinen Sie?«, fragte Mutter irritiert zurück.

      »Gleich kommen die Vorausflieger, das habe ich neulich nachts gesehen. Ich habe am Fenster gestanden und beobachtet, wie diese verfluchten Flugzeuge langsam an Fallschirmen niederschwebende Leuchtbomben abwarfen, die aussahen wie Tannenbäumchen. Weiß, rot und grün leuchtende Zeichen. Unheimlich war das.«

      »Leuchtende Zeichen? Tannenbäumchen? Wozu?«

      »Ich glaube, damit markieren sie die Ziele für die Bomber, die ihnen folgen …«

      Mutter schluckte. Dann hörten wir das Feuer der Flakgeschütze in der Ferne. Die Luft im Raum wurde dicker. Meine Atemwege zogen sich zusammen. Der Geruch nach kaltem Schweiß stieg mir in die Nase. Steif saßen wir da, wie Puppen aus Porzellan. Niemand sagte mehr etwas. Niemand bewegte sich. Auch in jenen Augenblicken nicht, in denen wir das bedrohliche Summen der attackierenden Geschwader und die Explosionen der Bomben vernahmen, die zwar in einiger Entfernung erfolgten, unsere Hauswände dennoch zum Vibrieren brachten. Wir konzentrierten uns auf das Propellergeräusch der Flieger, um herauszuhören, ob sie sich uns näherten, über uns hinweg- oder davonflogen. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Ilse nach Tonis Hand griff und diese umschloss. Wie Frau Buchner die Lider zusammenkniff. Wie Frau Schmitt ihre Kinder gequält anlächelte. Erst als eine heftige Explosion irgendwo in unserem Viertel die Stützpfeiler im Keller zum Schwanken brachte, wurde unser Schweigen von Frau Hartmann unterbrochen, die bestürzt zu beten anfing: »Du lieber Gott, schütze uns, bitte, schütze uns! Bitte! Ich flehe dich an, lieber Gott! Wir wollen noch nicht gehen …!« Die Bitte kam unscharf aus ihrem Mund, hastig, nuschelnd, verstört.

      »Sei still, Liebes, es ist doch nichts passiert«, forderte ihr Mann sie auf. »Du erschreckst die anderen, die Kinder …«

      »Die Kinder … o ja … die Kinder«, murmelte Frau Hartmann verwirrt.

      Sie hörte auf ihren Mann und verstummte. Wir lauschten weiter.

      Fortan einte dieses Band der Hilflosigkeit und der Furcht unsere kleine Gemeinschaft. Jeder hatte Angst verschüttet zu werden, zu ersticken oder zu verbrennen, während sich draußen immer größer werdende Flammenmeere durch die Stadt fraßen, gefolgt von dicker Asche, die sich auf Häuser und Bäume legte. Und so wurden die vielen Stunden, die wir in den nächsten Monaten und Jahren in unserem Luftschutzraum verbringen sollten, zu weiteren schattigen Grautönen in meinem Leben. So grau und trüb wie die abgedunkelten Straßen in den Abendstunden, wie mein Klassenraum, der auch an bewölkten Vormittagen nicht mehr beleuchtet wurde, und wie Mutters Seele, die ihre Helligkeit in jenen Nächten eingebüßt hatte, in denen sie zum Friedhof gefahren war, um an Vaters Grab zu stehen und mit ihm zu sprechen.

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