Die 40 stärksten Mikronährstoffe gegen Viren. Imre Kusztrich
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Eine andere Wirkstoffgruppe trägt die wissenschaftliche Bezeichnung Adaptogene. Genauso gut könnten wir sie Stresshormone nennen, weil diese Verbindungen ähnliche Aufgaben besitzen wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin. Es sind in der Pflanze ebenso wie im menschlichen Organismus biochemische Botenstoffe, mit denen bei besonderen Belastungen Anpassungsreaktionen ausgelöst werden. Bei uns haben diese Gefahren Respekt einflößende Bezeichnungen: Todesangst, Verlustangst, Lärm, psychischer Stress, und sie sind zuständig für den Kampf-oder-Flucht-Reflex, aber die in der Pflanze geleistete Widerstandskraft ist nicht weniger beachtlich.
Während wir mit großem Respekt von den etwa 150 Hormonen sprechen, die im menschlichen Organismus wichtige Funktionen erfüllen, kommt es den meisten von uns nicht in den Sinn, dass auch Pflanzen Hunderte ähnlicher Signalstoffe benötigen und für sich erzeugen. Phytochemikalien lassen Wurzeln, Sprossen und Blätter entstehen, Samen und Früchte reifen und sie steuern Gewächse durch die Rhythmen von Tag und Nacht, von Aktivität und Ruhe, und durch die Gezeiten des Jahres.
Farbstoffe mit magischen Wirkungen
Unsere wissenschaftlichen Bezeichnungen für diese Phytochemikalien werden es nie bis in das Bewusstsein von Millionen Menschen schaffen, deren Körper täglich auf sie angewiesen ist: Phytoalexine, Adaptogene, Mikronährstoffe, Antioxidantien, Spurenelemente, Phytosterole, Terpene, Triterpenoide, Squalen, Carotinoide, Fettsäuren, Phytoöstrogene, Polysaccharide, Amine, Enzyme, Organosulfuren, Allylsulfide, Anthocyane, Anthocyanide, Proanthocyanide, Lipide, Saponine, Pektide, Lycopene, Aminosäuren, Mineralstoffe, Harze, Phenole, Polyphenole, Phenolsäuren, Polyine, Flavonoide, Flavanole, Flavanone, Bioflavonoide, Isoflavone, Isothiocyanate, Alkaloide, Steroide, Glykoside, Phenole, Phytosterole, Saponine, Katechine, Karotinoide, Diterpenoide, Salizine, Lignane, Tannine … um nur einige zu nennen.
Jede Zelle ist zur Herstellung notwendiger Chemikalien fähig, denn es gibt keine zentrale Quelle. Alle kommen in winzigster Konzentration vor und bewältigen doch so wichtige Aufgaben wie die Erneuerung der Zellen innerhalb strenger Regeln. Krebs ist besonders in der Welt immens schnell wachsender Pflanzen wie Mais und Bambus eine permanente Bedrohung.
Transportiert werden sie mittels vier Arten der Mobilität, etwa mit Diffusion durch Zellwände, durch Gefäße hindurch, in Zucker oder durch ihr holziges Stützgewebe, das auch Wasser und Salze befördern kann.
Pflanzen bilden Alkohole, die regulatorische Wirkungen entfalten, und in ihren Zellen entstehen auch Öle und Säuren für ganz bestimmte Aufgaben. Alle diese zahllosen Vitalstoffe werden nach ihrer Herstellung von ihrem Entstehungsort an ihren Einsatzort abkommandiert – diese Kommunikation von einem Baubestandteil zum nächsten funktioniert mit Botenstoffen, alles ohne Gehirn und Nervensysteme. Unser Auge erfreuen Farbsubstanzen, unser Geruchsinn staunt über Düfte – mit ihnen locken höher entwickelte Gewächse Insekten zur Bestäubung an, während sie mit Bitterstoffen Fressfeinde abschrecken.
Eine große Gruppe von Blütenfarbstoffen sind die Flavonoide. Ihre erste Substanz wurde noch als Vitamin P klassifiziert, inzwischen sind mehr als 8.000 unterschiedliche Flavonoide identifiziert.
Eine besondere Rolle spielen Fette und fettähnliche Substanzen, so genannte Lipide. Wir empfinden sie, zum Beispiel in der Avocado, im Olivenöl, in allen Nüssen, Kernen und Samen und in der Kokosnuss als besonders schmackhaft. Eine Klasse fettähnlicher Stoffe ragt heraus, die Steroide. Sie sind für die Pflanze als Ausgangsstoff für Vitamine, Hormone, Säuren und Gifte unersetzlich.
Phytohormone fördern oder hemmen
Während alle diese Verbindungen für die Pflanze keinen Nährwert bedeuten, sondern nur wegen ihrer Wirkungen gebildet werden, gilt das in besonderem Maße für die Hormone der grünen Apotheke. Es sind ihre Botenstoffe, Phytohormone genannt.
Diese Chemikalien entscheiden auf spezielle Weise das Schicksal einer Pflanze. Sie legen das Geschlecht und die Befruchtungszeiträume fest und bestimmen auch die Lebenszeit und sogar den natürlichen Tod der Pflanze.
Wir kennen fünf große Gruppen an Pflanzenhormonen. Jede Klasse hat sowohl fördernde wie hemmende Vertreter, und die meisten arbeiten im Tandem – wobei oft die eine oder andere Richtung stärker vertreten ist.
Wie raffiniert die Pflanze diese Funktionsstoffe einsetzt, und welch geniales Schutzsystem der Evolution dem zu Grunde liegt, zeigt das Beispiel einer Gruppe, die wir nach den wichtigsten weiblichen Sexualhormonen als Phytoöstrogene bezeichnen. In der Pflanzenwelt sind sie ein wichtiger Verteidigungsstoff, vor Allem gegen Pilze. Sie senken auch die Fruchtbarkeit von Fressfeinden – so vermindert die Pflanze deren Population.
Gerade diese Phytoöstrogene, und besonders Isoflavone, in unserer pflanzlichen Nahrung haben für unsere Gesundheit eine große Bedeutung. Denn diese Moleküle passen exakt auf Kontaktpunkte an der Außenhaut der menschlichen Zelle, an denen sonst die körpereigenen Östrogene ihre Informationen übermitteln. Wenn die Pflanzenmoleküle an diesen Rezeptoren andocken, üben sie eine abgeschwächte hormonelle Wirkung aus.
Hormone sind im menschlichen Organismus das Kernmaterial der internen Kommunikation unserer Billionen Zellen. Sie steuern biologische Funktionen innerhalb enger Grenzen. Dem zentralen Nervensystem melden sie kontinuierlich Signale des Körpers: Temperatur, Blutdruck, Hormonspiegel, Blutzucker.
Die bedeutendsten Botenstoffe entstehen in einer von neun Gruppierungen innerer Drüsen.
Leider haben die Nahrungsindustrie, die Kunststoffindustrie, die Kosmetikindustrie und die Landwirtschaft sich diese Erkenntnisse über pflanzliche Hormonverbindungen zu Eigen gemacht. Die von ihnen nachgebauten Xenoöstrogene sind hochwirksame Kopien. In Lebensmittelzusätzen, in vielen der gesetzlich erlaubten Substanzen in Nahrungsmitteln, in Kosmetikartikeln, in Plastikkomponenten und Insektiziden werden sie verwendet. Bei ihrem Einsatz haben sie vergleichbare Effekte wie pflanzliche Phytoöstrogene. Deshalb ist es sehr schwer, in Studien Schäden an den Menschen durch diese Mensch-gemachten chemischen Substanzen nachzuweisen.
Pflanzenwirkungen – vor 10.000 Jahren begriffen
Jeder dritte Organismus existiert in der Welt unter unseren Füßen. Ein Teelöffel voll Erde kann Milliarden Kleinstlebewesen Tausender unterschiedlicher Arten enthalten, Mikroben, Bakterien, Parasiten, Milben. Es ist die von der Evolution geschaffene Produktionsstätte wertvollster chemischer Stoffe. Pflanzen sind an ihrem Standort fest verankert und was ihre Wurzeln aufsaugen, ist die Basis ihres Überlebens.
Alle diese fantastisch anmutenden pflanzlichen Moleküle zur Steuerung spezieller Funktionen werden in dem Begriff sekundäre Pflanzenstoffe zusammengefasst. Das unterscheidet sie von den primären Grundstoffen, deren Hauptaufgabe das Wachstum ist, zum Beispiel, indem sie innerhalb der Pflanzenzelle Licht in Zucker umwandeln und speichern.
Vor etwa zehntausend Jahren erkannten die ersten Hochkulturen ein erstaunliches Phänomen: Die sekundären Pflanzenstoffe entfalten nicht nur in der Pflanze,