Elisabeth Reinharz' Ehe. Es lebe die Kunst!. Clara Viebig

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Elisabeth Reinharz' Ehe. Es lebe die Kunst! - Clara Viebig

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Ihr Blick suchte unruhig.

      „Alles andere“, sie unterbrach sich und lächelte liebenswürdig dem Einjährigen zu, „ist so ermüdend!“ —

      Währenddessen strich Leonore von Gruppe zu Gruppe; sie erzählte die Geschichte ihres Schützlings. „Sie müssen sich wirklich ein bisschen für die Reinharz interessieren, lieber Goedecke!“ bat sie den Mann mit der schwer goldenen Uhrkette. „Die Kleine kommt fremd aus der Provinz, da hat sie bis zum Tode ihres Onkels, eines alten, schrulligen Junggesellen, auf dem Lande gelebt — denken Sie an, und das Talent! Es wäre ein Jammer, wenn es in falsche Hände geriete. Ein harmloses Geschöpfchen, und dazu noch eine Waise!“

      „M. w., ist janz mein Fall, Talente poussieren. Lassen Sie man jut sein, verehrte Inädige, arrangieren wir, arrangieren wir! Ein Wort von mir an Bolten, und er akzeptiert jleich was von ihr. Ich werde auch mal mit dem Vorstand des literarischen Klubs über das Fräulein reden. Sie kann ja da mal was von ihren Sächelchen lesen am nächsten Vortragsabend. Ist dem Publikum neu, sieht scharmant aus.“

      „Ach ja, lieber Goedecke,“ Frau Leonore lächelte erfreut und zugleich ein wenig maliziös, „arrangieren Sie die Sache, Sie haben ja alle in der Tasche. Und Sie,“ sie wandte sich mit verbindlicher Kopfneigung nach der anderen Seite, „was halten Sie von meinem Schützling, Herr Maier?“

      Der Verleger lächelte fein, sein blasses, blondes Gesicht mit den etwas plattgedrückten Zügen sah klug drein. „Erdgeruch!“ sagte er wieder. „Hm — nicht unliterarisch!“

      Mehr war nicht aus ihm herauszulocken; Frau Leonore musste sich entschliessen, weiterzuziehen.

      Nach einiger Zeit jedoch sah man Maier suchend umherblicken und dann im Nebenzimmer verschwinden.

      Er fand Fräulein Reinharz hinter der spanischen Wand. Sie sass auf dem Ecksofa, eingeschlossen zwischen Alinde Rosen und Frau von Lindenhayn; die kleine Widmann hatte sich auf die Seitenlehne gehockt. Der getreue Bolten stand bei seinen Damen wie der Hahn auf dem Hühnerhof.

      Die Begrüssung fiel ziemlich kühl aus. Maier war reserviert, nur der schönen Lindenhayn schüttelte er die Hand. Dann bat er, mit einem Blick auf das junge Mädchen: „Haben Sie die Güte, mich vorzustellen, gnädige Frau!“

      „Herr Verlagsbuchhändler Maier!“ Die Lindenhayn lächelte, ihre dunklen Augen sahen den kleinen blonden Mann ordentlich zärtlich an. „Fräulein Reinharz!“

      Maier machte eine knappe Verbeugung. „Schreiben Sie schon lange, gnädiges Fräulein?“

      „Nein.“ Elisabeth fühlte ihr Herz klopfen. Welches Glück, der Verlagsbuchhändler Maier liess sich ihr vorstellen! Man hatte ihn ihr bei Tisch gezeigt: Grosser Verleger, ganz moderner Verlag, findet alle Talente. Maier — Maier — unter den vielen sie umschwirrenden Namen hatte sie diesen nicht vergessen.

      „Also noch nicht lange. Ist schon viel gedruckt?“ forschte er.

      „Ach nein!“ Sie sah ihn ehrlich mit den dunkelbewimperten grauen Augen an. Ein Seufzer folgte: „Leider nicht!“

      Es zuckte wie Lächeln um seinen Mund. „Wird schon kommen.“

      „Meinen Sie?!“ War das ein Aufleuchten in den grauen Augen, das ganze Gesicht strahlte. Sie fasste, von plötzlichem Impuls getrieben, nach seiner Hand: „Ach, wenn Sie mir helfen würden! Ich möchte so gern vorankommen. Ich muss voran!“ Das letzte stiess sie zwischen den Zähnen hervor, dann pressten sich ihre Lippen aufeinander, ihr Gesicht veränderte sich, ihre weichen Züge wurden straff.

      Maier lächelte nicht mehr; jetzt sah er, das rosige Kinn war energisch, und die dunklen Brauen in dem Mädchengesicht waren sicher gezogen. „Geben Sie mir Ihre Adresse, gnädiges Fräulein. — Lützowstrasse?“ Er zog sein Notizbuch heraus. „So. Lützowstrasse acht, drei Treppen.“

      „Vier“, verbesserte sie.

      „Also vier, schön.“ Er reichte ihr die Hand. „Auf Wiedersehen!“ Er ging nach flüchtigem Gruss gegen die übrigen.

      „O diese Verleger!“ Mia Widmann rutschte von ihrer Lehne herunter. „Wo sie etwas Neues wittern, sind sie dahinter her wie der Teufel hinter der armen Seele. Wie hat er es mit der Starzynska gemacht! Solange sie billig zu haben war: enfant gâté; jetzt, wo sie Ansprüche macht, machen kann, lässt er sie links liegen. Denken Sie,“ sie wandte sich an die Lindenhayn, „er hat ihr das Trauerspiel zurückgegeben! Das Packendste, was je geschrieben wurde!“

      „Finden Sie?“ sagte kühl die schöne Frau.

      Die Widmann fuhr auf: „Töne findet sie darin, Töne! Die ganze unterdrückte Frauenseele macht sich Luft. Es ist unerhört von Maier! Er taugt nichts, wie alle Verleger!“

      „Ich finde Maier sehr gut.“

      „Sie verlegen doch aber nicht bei ihm?“

      Frau von Lindenhayn zuckte die Achseln, es konnte ebensogut „nein“ wie „ja“ bedeuten. Sie verriet nicht, dass sie ihm ihr neuestes Buch angeboren hatte.

      „Natürlich ‚nein’,“ sagte Bolten, „sonst hätte ihn unsere Freundin doch nicht gelobt. Ich möchte den Autor sehen, der mit seinem Verleger zufrieden ist. Mit dem Redakteur geht’s ebenso. Ich allein mache eine rühmliche Ausnahme, nicht wahr, meine Damen?“

      „Ja, Sie, Doktorchen, Sie!“ Die drei überschütteten ihn mit Komplimenten.

      Elisabeth wunderte sich, sie hatte bis jetzt noch nicht gewusst, dass Damen einem Herrn die Cour machen. Sie musste dem Doktor eigentlich auch etwas Angenehmes sagen, Frau Mannhardt hatte ihr eingeschärft, besonders liebenswürdig gegen ihn zu sein. Es fiel ihr gar nichts ein. Eine unsichtbare Hand legte sich auf ihren Mund, eine Stimme tief innen sprach: „Du wirst doch nicht? Einschmeicheln — pfui!“ Sie sass wie ein Stock.

      Nun nahte die Dame des Hauses und brachte Goedecke mit.

      „Hier, Liebchen!“ Sie winkte Elisabeth zu sich, und diese sprang froh auf; ihr war so beklommen gewesen auf dem kleinen Sofa hinter der spanischen Wand. „Hier, ich möchte Sie mit Herrn Eugen Goedecke bekannt machen, er ist sehr entzückt von Ihrer Novelle.“ Sie huschte fort.

      „Ich werde Sie im literarischen Klub vorlesen lassen, Fräulein“, sagte Goedecke. „Sie lesen janz nett. Morjen über vierzehn Tage. Ich schreibe Ihnen noch darüber.“

      „Wirklich?!“ Wieder dieses Aufleuchten des Mädchengesichtes. „Was, wo soll ich lesen?“ Sie atmete hastig, wie bei schnellem Lauf. „Wie gütig von Ihnen!“

      „Ieben Sie mir Ihre Adresse.“

      „Lützowstrasse acht, vier Treppen.“ Sie lachte glückselig. „Ich habe sie auch schon dem Herrn Maier gegeben. Dem grossen Verlagsbuchhändler, wissen Sie!“ Sie biss sich auf die Unterlippe und presste die Hände ineinander, als müsse sie so einen lauten Freudenschrei unterdrücken. „Habe ich ein Glück!“

      „Na,“ er sah sie von unten bis oben an, machte ein bedenkliches Gesicht und schüttelte dann gravitätisch den Kopf, „ich möchte Ihnen doch raten, sich da quasi nicht zu illusionieren. Ich kenne Maier. Übrigens, was hat er denn zu bedeuten?“ Er zuckte die Achseln. „Das bisschen Moderne!“

      Sie sah ihn ganz enttäuscht an. „Ich dachte doch ...“

      „Ja,

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