Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen страница 18
Sie nahm einen tiefen Zug von der Zigarette und schüttelte den Kopf, aber trotzdem entwich ein „Meinetwegen“ zusammen mit dem Rauch, als sie ihn aussickern ließ.
„Yes!“ Nicolaj stand auf und klatschte begeistert beide Hände fest auf den Tisch, sodass die Papiere tanzten. Einen Augenblick lang sah es aus, als ob er sich auch darüber werfen und sie umarmen wollte, aber das ließ er zum Glück bleiben. Dafür war sie auf jeden Fall nicht in der Stimmung. Gab es etwas zu bejubeln?
„Jetzt fehlt uns bloß noch ein Fall, der unseren neuen Chefredakteur beeindrucken kann“, sagte er stattdessen.
„Den haben wir schon“, meinte Anne ohne den gleichen Enthusiasmus wie ihr Partner.
„Welchen? Ein Mord?“
„Wie man’s nimmt. Ein Mann wurde von seinen eigenen Haustieren getötet, weil er sie rausgelassen hat, daher weiß ich nicht so recht.“
„Warst du vor Ort?“
Anne nickte, die Zigarette zwischen den Lippen festgeklemmt und das eine Auge aufgrund des Rauchs halb geschlossen. Sie drehte ihren Laptop, sodass der Bildschirm zu ihm zeigte.
„Hier kannst du die Fotos sehen, die ich gemacht habe.“
„Pfui Spinne!“ Nicolaj wich ein Stück zurück, als ob die Krabbeltiere daraus herausströmen würden, als sie weiter scrollte und das Bild der verpuppten Leiche den Bildschirm füllte.
Anne nahm einen weiteren Zug von der Zigarette und legte sie in den Aschenbecher. Rieb sich die Augen.
„Ja, das war kein schöner Anblick, und dabei ist hier noch nicht mal der Geruch dabei.“
„Wer hat ihn gefunden?“
„Ich.“
„Du?! Geil!“
Anne erzählte ihm von Freddys Anruf und all den Spinnweben auf dem Feld beim Fajstrup Krat. Dem Sägewerk und ihrer Idee, den merkwürdigen Mann zu besuchen, der beim Bauern warme Eier in einer bestimmten Größe kaufte.
„Du hast Fotos von Natalie bei der Arbeit gemacht – und den Kriminaltechnikern. Wie hast du … war es, weil du den Fund gemacht hast, dass Benito dich nicht sofort rausgeworfen hat?“
„Benito macht Urlaub in seinem Heimatland, er war nicht da. Wusstest du das nicht?“ Der Tonfall verriet, dass sie darüber verstimmt war, ihn nicht getroffen zu haben. Sie hatten lange nicht miteinander gesprochen.
„Er ist nicht in Urlaub, Anne. Er ist suspendiert. Kommt sicher nie mehr zurück. Sieh den Tatsachen ins Auge.“
Aber das war genau der Gedanke, den sie sich zu denken weigerte. Nicolaj war mit dem Benito-Fall beschäftigt, er verfolgte laufend die Entwicklung und war dabei, den Vorfall zu untersuchen und Rolands Vergangenheit zu durchforsten. Selbstverständlich hatte er etwas falsch gemacht. Etwas Illegales. Besonders als Kriminalkommissar, aber wer hätte als richtiger Mensch aus Fleisch und Blut und Gefühlen nicht so gehandelt wie er?
„Weißt du was?“
„Ich weiß, dass er suspendiert ist, aber der Fall wird verhandelt.“
„Etwas, das ich nicht weiß.“
„Sowohl der Staatsanwalt als auch die DUP arbeiten daran, also …“
„DUP?“
„Die Unabhängige Polizeibehörde. Die kümmern sich um Klagefälle, die die Polizei betreffen. Es gibt neue Regeln, die gerade erst in Kraft getreten sind, weil einige über den Klüngel in dem alten Beschwerdeausschuss geklagt haben. Dein lieber Benito hat nämlich ganze zwei Anklagepunkte, die verhandelt werden. Der eine von der Staatsanwaltschaft, der andere von der DUP.“
„Ich dachte, es ginge nur um die Organsache.“
„Das ist eigentlich auch der gleiche Fall. Das heißt, der eine hat zu dem anderen geführt. Benito hat sich mit mehreren Ärzten im Leichenschauhaus der Privatklinik geprügelt. Diesen Fall behandelt die DUP.“
„Er hat was gemacht?! Wieso in aller Welt …“
Anne fiel es schwer, diese Situation vor sich zu sehen. Der ruhige, ausgeglichene Roland Benito in einer Schlägerei.
„Das war eigentlich aus gutem Grund. Er dachte ja, als die Ärzte seine Frau retten wollten, dass sie ihr etwas zuleide tun wollten, daher …“
„Armer Roland“, sagte sie und meinte es so. „Aber das müssen die doch verdammt noch mal in Betracht ziehen. Alles, was er getan hat, war ja, um sie zu retten. Glaubst du wirklich, er wird entlassen?“
Nicolaj zuckte die Schultern.
„Spendierst du mir eine Zigarette? Ich habe meine in der Eile vergessen.“
Anne schmiss ihm ihre Packung hinüber.
„Das sind aber keine Prince.“
„Nein, ich werd’s überleben. In diesen hier ist ja wohl auch Nikotin. Aber erzähl mir mehr von diesen Viechern. Was wollen die damit machen?“
„Freddy will versuchen, sie unterzubringen, ansonsten werden sie getötet.“
„Ja, ich hoffe, das klappt. Eine meiner Freundinnen ist Studentin und arbeitet darüber hinaus für den WWF an einer Kampagne gegen Wilderei und illegalen Handel mit bedrohten Tierarten. Sie geht darin ziemlich auf und hat auf Facebook eine Menge über diesen Schmuggel geschrieben.“
„Weiß sie auch etwas über Reptilien?“
„Bestimmt. Soll ich sie kontaktieren?“
„Ja, gerne! Freddy hat auch über Schmuggler geredet, vielleicht weiß deine Freundin was.“ Sie lächelte ein bisschen listig. „Du hast echt ein paar sehr nützliche Freundinnen, Nicolaj.“
„Ja, und Freunde, die unsere Zukunft sichern“, lächelte er, zog das Telefon zu sich herüber, zündete eine Hvid Kings an und tippte mit dem kleinen Finger schnell eine Nummer ein, während er die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt.
Anne antwortete nicht. Sie war immer noch nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sich einem großen Konzern anzuschließen. Sie schaute zu Nicolaj. Seine Stimme klang ganz anders, als er mit der Freundin sprach, fast zärtlich. Vielleicht verlegen. Sie überlegte, wie gut er diese Studentin wohl kannte. Unvermittelt reichte er ihr das Telefon.
„Sie heißt Patricia. Sie will gerne mit dir sprechen.“
„Mit mir? Ja, aber, warum soll ich …“
Anne hatte zuerst ein gedämpftes Atmen am Ohr, dann eine junge, eifrige Stimme. Sie hörte deutlich, dass es jemand war, der für seine Sache Feuer und Flamme war.
„Ich freue mich total, dass du das Thema aufgreifen willst, Anne“, fing sie an und Anne schielte wütend zu Nicolaj, der auf etwas auf seinem Bildschirm konzentriert war. Sicher eine