Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7. Inger Gammelgaard Madsen
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Читать онлайн книгу Schlangengift - Roland Benito-Krimi 7 - Inger Gammelgaard Madsen страница 17
Traust du dich, die frei herumlaufen zu lassen?, lautete die nächste Frage.
Ja, das mache ich echt oft!
Idiot, dachte Anne. War es bloß eine Frage gewesen, sich zu beweisen? Grenzen zu überschreiten und anderen zu imponieren oder bloß zu provozieren und Aufmerksamkeit zu erregen, wie es populär geworden war. Aber die giftigen Tiere konnten sich über ein großes Gebiet verbreitet haben und zur Gefahr für andere Menschen werden, und vielleicht war es unmöglich, sie alle zu töten. Sie konnten in die Häuser eingedrungen sein. Sie hoffte bloß, dass Freddy damit Recht hatte, dass sie in dem hiesigen Klima nicht lange überlebten. Aber konnten sich diese Arten nicht auch anpassen, wie so viele andere im Laufe der Evolution? Was nun, wenn einige der giftigen Schlangen doch in die friedliche, dänische Natur entwischt waren?
Überrascht schaute sie auf, als die Tür geöffnet wurde und Nicolaj hereinkam.
„Was willst du? Hast du nicht frei?“
„Warum sitzt du hier so?“
„Wie?“
„So auf dem Stuhl zusammengekauert. Ist der Fußboden dreckig?“
Anne entknotete sich und setzte sich normal hin.
„Was ist mit deinem Urlaub?“
„Ich hatte genug Urlaub und muss mit dir über etwas Wichtiges sprechen.“
„Hmm. Was kann so wichtig sein, dass man seinen Urlaub abbricht?“
Nicolaj zog ein wenig außer Atem seine Jacke aus und setzte sich. „Es ist etwas wirklich Spannendes passiert, Anne.“
„Ja, in der Tat. Ich habe dir auch etwas zu erzählen …“
„Ein Angebot, das wir nicht ablehnen können“, unterbrach er.
„Wir?“
„Ja, wir. Die Freelance-Journalisten ist ja unser gemeinsames Projekt, daher kann ich nicht einfach den Vertrag unterschreiben, ohne dich zuerst zu fragen.“
„Nein, jetzt bin ich wirklich neugierig.“ Erwartungsvoll lehnte sie sich auf dem Stuhl zurück, verschränkte die Arme und schaute ihn auffordernd an. Es musste ziemlich gut sein, um das zu schlagen, was sie zu erzählen hatte.
Nicolaj räusperte sich.
„Du weißt, dass es manchmal schwer ist, unsere Artikel zu verkaufen, stimmt’s?“
„Ach, ist das so schlimm? Ich finde, das läuft doch ziemlich gut.“
Sie nahm die Zigarettenschachtel und klopfte eine Hvid Kings ohne Filter heraus, steckte sie zwischen die Lippen, ohne sie anzuzünden, und wartete darauf, dass er fortfuhr. Er wollte doch wohl um Himmels willen ihre Redaktion nicht schon schließen? Sie suchte in dem Chaos auf dem Tisch nach dem Feuerzeug.
„Sowohl große als auch kleine Zeitungshäuser müssen dran glauben, und nun hatten einige von ihnen eine gute Idee. Sie tun sich mit einem großen, internationalen Medienhaus zusammen, das Niederlassungen in mehreren Ländern, unter anderem in den USA, England, Frankreich und Italien hat. Das in Dänemark soll Media House Denmark heißen und wird in ganz neuen Gebäuden am Hafen liegen.“
„Und?“ Sie fand das Feuerzeug unter einem Stapel Notizen.
„Der Redaktionschef, Joakim Boysen, hat mich kontaktiert. Ein supernetter Typ. So alt wie ich. Er hat vorgeschlagen, dass wir dem Haus als feste Journalisten angeschlossen werden, und …“
„Ich will echt nicht mehr festangestellt sein! Schon gar nicht in einem großen, internationalen Konzern“, murmelte Anne und zündete die Zigarette an. Noch so ein zwanzigjähriger Grünschnabel mit großem Titel, dachte sie. Was wurde aus den alten und erfahrenen Redakteuren, wie es Ivan Thygesen beim Tageblatt gewesen war? Einer, der sich über Jahre hinweg von Grund auf in der Branche hochgearbeitet hatte und nicht bloß mit eingebildeter Erfahrung direkt von der Schulbank kam. Thygesen hätte sich natürlich nie auf diese Art moderner Nachrichtenvermittlung eingelassen. Was wohl eigentlich aus ihm geworden war?
„Wir sollen auch nicht eingestellt werden, Anne. Alles bleibt wie jetzt, wir sitzen hier und arbeiten, aber unsere Artikel gehen nur an sie.“
„Was meinst du damit – nur an sie?“
„Das ist die Bedingung, in die wir im Vertrag einwilligen sollen. Wir dürfen keine Artikel für andere als Media House Denmark schreiben.“
„Erbärmlich! Ein großer Mediengigant, der bloß die übrigen Zeitungen in den Abgrund schubst?“
„Vielleicht. Aber sie können sich ja einfach anschließen, dann müssen sie nicht über die Klinge springen.“
„Ich sehe, dass du von dieser Idee begeistert bist, Nicolaj. Aber findest du das in Bezug auf unser Konzept nicht verkehrt? Wir wollten ja gerade den kleinen Zeitungen beim Überleben helfen, indem wir ihnen über das Nachrichtenportal auf Freelancebasis Artikel liefern, sodass sie nicht notwendigerweise ihre eigenen Journalisten anstellen müssen, wenn die Finanzlage angespannt ist. Das war ein Erfolg, das musst du doch zugeben.“
Nicolaj nickte, schluckte irgendetwas herunter und räusperte sich. Er lag ihm sehr daran, sie zu überzeugen, das konnte sie sehen.
„Jetzt hör mal, Anne. Falls wir …“
„Was soll aus www.nachrichten-online.dk werden? Unserem Nachrichtenportal. Soll das vielleicht einfach dichtgemacht werden?“
„Nicht unbedingt. Darüber müssen wir mit Joakim sprechen.“
Joakim! Nicolaj war bereits beim Vornamen.
„Kennst du den Typ?“
„Ein bisschen. Wir sind zusammen auf die Journalistenschule gegangen. Er ist echt ein feiner Kerl.“
„Ich weiß nicht …“
„Wir kriegen ein festes Gehalt, Anne. Ein dickes Gehalt. Schluss damit, nicht zu wissen, wie viel Geld am Monatsende zum Teilen übrig ist. Wir können international Karriere machen.“
„Aber es dauert doch sicher lange, bis sie am Hafen bauen?“
„Ja, das braucht natürlich seine Zeit. Aber in der Zwischenzeit haben sie einige große Räume im Brendstrupgårdsweg in Aarhus Nord gemietet.“
Anne nickte nachgebend.
„Hmm. Und wann sollen wir dann anfangen zu arbeiten – nur für sie?“
„Sobald der Vertrag unterschrieben ist. Du willst also?“
Anne machte sich normalerweise immer über die übertriebene Begeisterung lustig, die Nicolaj an den Tag legen konnte, wenn etwas nach seinem Kopf ging. Aber die Unsicherheit bei dem Beschluss rief kein Lächeln hervor. Das mit dem Geld war dennoch verlockend, musste sie zugeben. Die Miete für die Wohnung, in der sie aufgrund von Renovierungsarbeiten wohnte, war gerade erhöht worden, daher brauchte sie es. Und sie könnten ja zunächst mal einen befristeten Vertrag unterschreiben.
„Wie