Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 53
Also gab sie sich einen Ruck, schloß das Auto auf und stieg ein. Und ihr Herz klopfte bis zum Hals hinauf, als sie die Richtung einschlug, die sie so viele Male gefahren war.
*
Im Garten der Pension »Edelweiß« saßen die Gäste ebenfalls beim Frühstück. Daß Ria Stubler durch die Eröffnung Konkurrenz bekommen hatte, tat ihrem Geschäft keinen Abbruch. Im Gegenteil, sie und die neuen Wirtsleute vermittelten sich gegenseitig die Gäste, wenn der eine oder andere Betrieb ausgebucht war.
Inhaber des »Edelweiß« waren Marion und Andreas Trenker. Der Cousin des Bergpfarrer hatte St. Johann als junger Bursche wegen einer unglücklichen Liebe verlassen und war nach Übersee gegangen. In Kanada baute er sich eine Existenz als Farmer auf und dort lernte er auch seine spätere Frau kennen. Marion Hellmann, wie sie damals noch hieß, machte seinerzeit Urlaub, als die beiden sich begegneten und ineinander verliebten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Andreas seine erste Frau durch eine Krankheit verloren. Marion kehrte nach Hamburg zurück, wo sie als Lektorin in einem Kinder- und Jugendbuchverlag arbeitete. Sie war sicher, den deutschen Auswanderer niemals wiederzusehen, auch wenn sie sich die erste Zeit noch schrieben. Um so überraschter war die attraktive Frau, als Andreas eines Tages vor ihrer Tür stand.
Der hatte seine Farm verkauft, um wieder in die Heimat zurückzukehren. Daß dort auf ihn eine Überraschung wartete, ahnte er nicht.
Ungefähr zur selben Zeit hatte Sebastian sich auf die Suche nach seinem Cousin gemacht. Zu ihm war nämlich eine junge Frau gekommen, die auf der Suche nach ihrem Vater war. Der Mann, den sie jahrelang dafür gehalten hatte, war es nicht, wie sie beim Tode ihrer Mutter erfahren mußte. Es gab allerdings nur einen vagen Hinweis, einen Namen, der so ähnlich klang, wie der des guten Hirten von St. Johann.
Es kam zu allerlei Verwirrungen, weil dem Bergpfarrer unterstellt wurde, gegen das Keuschheitsgelübde der Kirche verstoßen zu haben, und Sebastian brauchte beinahe detektivisches Gespür, um die Angelegenheit aufzuklären. Wie sich schließlich herausstellte, war es Andreas Trenker, der nur als Vater des Madls in Frage kommen konnte, und der tauchte wenig später tatsächlich wieder im Wachnertal auf.
Allerdings wußte der Heimkehrer nichts von seinem Glück…
Als endlich alle Ungereimtheiten geklärt, und Vater und Tochter vereint waren, fuhr Andreas nach Hamburg und holte Marion, die er nie hatte vergessen können, zu sich. Zusammen kauften sie eine alte Villa am Rande des Dorfes, auf die auch schon Markus Bruckner, der Bürgermeister, ein Auge geworfen hatte, und eröffneten die Pension.
Nachdem die Gäste bedient waren, setzten sich Marion und Andreas selbst zum Frühstück nieder.
»Sollen wir heut’ net noch einen Gast bekommen?« fragte der Cousin des Bergpfarrers seine Frau.
»Ja, ein Herr Burger«, nickte sie. »Ich weiß allerdings net, wann er ankommt. Aber das Zimmer ist fertig.«
Sie besprachen, was alles an diesem Tag anfiel, den Einkauf, ein paar kleinere Reparaturen und welche Gäste in den nächsten Tagen abreisen oder ankommen würden.
Andreas hatte gerade für Marion und sich Kaffee nachgeschenkt, als Sebastian durch die Pforte trat und über den Rasen zu ihnen kam.
»Guten Morgen, ihr zwei«, grüßte der Geistliche. »Wie ich seh’, habt ihr ja das Haus voll.«
»Trotzdem bleibt uns noch genügend Zeit zum Frühstücken«, erwiderte Andreas. »Magst’ auch einen Kaffee?«
»Gerne«, nickte Sebastian und setzte sich an den Tisch. »Was macht denn unser Turteltaubenpaar?«
Marion lächelte.
»Verliebt wie am ersten Tag«, antwortete sie. »Richard ist grad droben am Sonnenleitnerhof.«
Richard, das war Richard Carpenter, ein Freund Andreas’, aus Kanada. Der bärtige Mann mit der Gestalt eines Bären war vor einiger Zeit überraschend nach St. Johann gekommen. Im Gegensatz zu seiner Ankündigung, nur einen kurzen Urlaub zu verbringen, blieb er jedoch – der gutmütige Holzfäller hatte sich nämlich verliebt.
Seine Angebetete hieß Christel und arbeitete als Magd auf einem Bauernhof.
»Und wie geht’s denn dem Brandhuber?« erkundigte sich Andreas.
»Ihm könnt’s net besser gehen«, erwiderte der Bergpfarrer. »Drei Mahlzeiten am Tag, ein warmes Bett und gute Pflege – was will der Mensch mehr!«
»Ich könnt’ mir vorstellen, die Ärzte und Schwestern werden heilfroh sein, wenn er net mehr bei ihnen ist«, schmunzelte sein Cousin.
Sebastian winkte ab.
»Laßt uns das Thema lieber net vertiefen«, sagte er und trank einen Schluck Kaffee.
Marion sah plötzlich zum Gartentor, vor dem ein Mann stand. Er trug einen Koffer in der Hand und schaute sich neugierig um.
»Das wird der Herr Burger sein«, meinte sie und stand auf.
Der Mann hatte das Tor geöffnet und war eingetreten. Zielsicher, als wüßte er, daß dort an dem Tisch die Wirtsleute saßen, kam er heran.
»Guten Tag«, grüßte er. »Mein Name ist Burger, ich habe ein Zimmer bestellt.«
»Ja, richtig, Herr Burger«, bestätigte Marion mit einem Nicken. »Herzlich willkommen in der Pension ›Edelweiß‹. Hatten S’ eine gute Fahrt?«
Obgleich sie eine waschechte Norddeutsche war, hatte sich Andreas’ Frau den hiesigen Dialekt ein wenig angewöhnt.
»Nun ja, ein bißchen umständlich ist es schon, mit Bus und Bahn von Hannover hierher zu kommen«, antwortete der Gast. »Vielleicht hätte ich doch das Auto nehmen sollen. Aber eigentlich war es mir zu weit.«
Sebastian musterte den Mann. Er mochte wohl Mitte vierzig sein, war groß und hager. Das dunkle Haar hatte schon ein paar graue Strähnen. Er trug legere Freizeitkleidung und machte keinen unsympathischen Eindruck.
»Von Hannover kommen Sie?« fragte er. »Dann ist es aber kein norddeutscher Name, den Sie tragen. Haben Sie vielleicht Verwandte hier?«
Der Geistliche richtete sich auf.
»Entschuldigung, ich hab’ mich noch gar net vorgestellt«, setzte er hinzu. »Sebastian Trenker, ich bin der Pfarrer hier.«
»Angenehm, Franz Burger«, nickte der Mann und lächelte unverbindlich. »Nein, ich habe hier keine Verwandten.«
Er zuckte die Schultern.
»Und was den Namen angeht«, fuhr er fort, »den hab’ ich von meinem Vater. Er ist so gut, wie jeder andere Name auch.«
»Ihr Zimmer ist fertig«, sagte Andreas. »Ich bringe Sie gleich hinauf.«
Franz Burger nickte Sebastian und Marion zu und folgte Andreas ins Haus.
Der gute Hirte von St. Johann schaute ihm nachdenklich hinterher.
»Ist was mit ihm?« fragte Marion.
»Nein, net daß ich wüßte«, antwortete