Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 55
»Vielleicht schau’ ich mal wieder vorbei.«
»Wo wohnst denn eigentlich?« fragte die Magd, als sie vor der Tür standen. »Und wie lang’ bleibst’?«
»In St. Johann«, antwortete Andrea. »Pension Stubler. Ich hab’ das Zimmer für drei Wochen reserviert.«
»Dann mußt’ aber auf jeden Fall noch mal wieder herkommen«, beharrte Liesl. »Wenn der Georg hört, daß du da bist…«
Andrea Hofmann stand schon an der Einfahrt. Sie drehte sich noch einmal um.
»Vielleicht ist’s besser, wenn du ihm gar nix davon erzählst«, rief sie.
»Aber warum denn?« wollte die Magd wissen.
»Glaub’ mir, es ist besser«, entgegnete sie nur und ging zu ihrem Wagen.
»Donnerwetter, wer war das denn?« hörte Liesl die Stimme des Knechts hinter sich. »Was wollte sie hier?«
Die Magd mochte den Burschen. Er arbeitete fleißig und hatte sich in die Hofgemeinschaft eingefügt. Liesl wußte aber auch, daß Franz Brandner ein Hallodri war, der keine Gaudi ausließ und die Herzen der Madln reihenweise brach. Als er sie jetzt nach Andrea fragte, fuhr sie herum, und ihre Augen funkelten ihn an.
»Das geht dich gar nix an«, sagte sie in scharfem Ton. »Daß du’s nur weißt! Und jetzt geh’ wieder an deine Arbeit, anstatt hier Maulaffen feilzuhalten!«
Franz, der solch einen Ausbruch von ihr nicht gewöhnt war und auch nicht erwartet hatte, starrte die Magd verblüfft an.
»Ist ja schon gut«, murmelte er und ging wieder zum Holz zurück.
Aber das Madl, das er eben gesehen hatte, regte seine Phantasie an und beschäftigte ihn noch eine ganze Weile…
*
Zum Mittagessen kehrte der junge Bauer auf den Hof zurück. Franz hatte inzwischen vier von den Baumstämmen in große Stücke zersägt. Nach dem Essen wollte er mit den anderen weitermachen und die Klötze dann mit der Maschine spalten.
Georg Mäder nickte zufrieden, mit dem Knecht hatte er wirklich einen guten Griff getan!
Liesl hatte den Tisch gedeckt und stellte die Schüsseln darauf. Sie hatte den Rest des Sonntagsbratens aufgewärmt, bloß die Knödel und das Kraut waren frisch. Georg erzählte, wie es auf den Feldern ausschaute und erkundigte sich, ob sich während seiner Abwesenheit etwas Besonderes ereignet hatte.
Irritiert blickte er die Magd und den Knecht an. Liesl hatte den Kopf geschüttelt – Franz gleichzeitig genickt.
»Ja, was denn nun?« fragte der Bauer. »War was, oder war nix?«
Erst jetzt fiel ihm auf, daß die Magd irgendwie anders wirkte als sonst. Ihre Miene war ernst, und auf seinen Scherz, beim Eintreten, hatte sie auch nicht reagiert.
»Besuch war da«, erzählte Franz, ehe sie etwas sagen konnte.
Georg runzelte die Stirn.
»Besuch? Wer denn?«
»Ach, nur jemand, der sich erkundigen wollte, ob wir Zimmer vermieten«, schwindelte Liesl.
Die ganze Zeit hatte sie darüber nachgedacht, ob sie Georg von Andrea erzählen sollte. Hielt es aber für besser, deren Besuch zu verschweigen. Sie ahnte zwar, daß er das Madl nicht vergessen hatte, dachte aber, daß es nur noch wieder schlimmer werden würde, wenn sie alte Wunden aufriß.
»Eine Frau«, stellte Franz klar, wobei er mit den Händen andeutete, wie wohlgeformt die Besucherin gewesen war.
»Und die wollt’ ein Zimmer bei uns?« hakte der Bauer nach.
»Ich hab’ ihr gesagt, sie soll’s beim Lechnerbauern versuchen. Der vermietet an Urlauber«, erklärte Liesl und schaute Franz wütend an. »Und jetzt eßt endlich, es wird ja alles kalt!«
Georg blickte seinen Knecht an. Der zuckte die Schultern und aß weiter.
Als sie später alleine in ihrer Küche war, räumte Liesl den Tisch ab, ließ Wasser in das Spülbecken laufen und setzte sich seufzend wieder hin.
Warum war Andrea wieder hergekommen?
Diese Frage beschäftigte sie, seit das junge Madl gegangen war.
Und sollte sie Georg davon erzählen?
Als sie jetzt darüber nachdachte, kam die Magd zum Schluß, daß es richtig gewesen war, ihm die Wahrheit zu verschweigen. Allerdings hätte ihr um ein Haar der vorlaute Franz dazwischengefunkt.
Wenn Georg es ihr bloß abgenommen hatte!
Aber er schien ihren Worten zu glauben. Immerhin hatte er sich damit zufriedengegeben, was sie geantwortet hatte, und keine weiteren Fragen gestellt.
Der Bauer stand mit seinem Knecht an der Scheune. Sie überlegten, wohin das zerkleinerte Holz später am besten gestapelt werden sollte. Die Rückseite schied aus, weil es die Richtung war, in die immer der Regen wehte.
»Dann schaffen wir halt drüben am Schuppen Platz«, schlug Franz vor.
Georg Mäder nickte. So richtig war er nicht bei der Sache. Immer noch beschäftigte ihn die Frau, die am Vormittag auf den Hof gekommen war. Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Solange er sich erinnern konnte, hatte noch nie ein Urlauber nachgefragt, ob man hier ein Zimmer bekommen könne. Der Mäderhof stand auch gar nicht auf der Liste der Betriebe, die Ferien auf dem Bauernhof anboten, wie es schon einige Kollegen im Wachnertal taten. Für ihn hatte sich nie die Frage gestellt, in diesen Nebenerwerbszweig einzusteigen. Bis zum Tode des Vaters hatten sie zu zweit geschafft, dann er ganz alleine, und erst vor einem halben Jahr war Franz hinzugekommen. Zusammen mit Liesl hatten sie genug um die Ohren und konnten sich nicht auch noch um Urlaubsgäste kümmern.
Warum also kam jemand auf die Idee, hier nachzufragen?
»Hast’ mitgekriegt, wie sie heißt?« fragte der Bauer.
Sein Knecht sah auf.
»Wer?«
»Na, die Frau, die heut’ da war.«
Franz schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung«, erwiderte er und grinste. »Aber das war schon was Fesches, Donnerwetter noch mal!«
Er sah Georg fragend an.
»Warum willst’ das eigentlich wissen?«
»Ach, das ist net so wichtig«, winkte der Bauer ab und marschierte zum Haus zurück.
»Aber ich hab’ gehört, wie die Liesl sie geduzt hat«, rief Franz hinterher.
Georg drehte sich abrupt um.
»Geduzt? Du meinst, sie kannten sich?« fragte er.
»Ich hatte jedenfalls den Eindruck.«
Der