Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 146
»Ja, eine Kanüle reicht.« Lammers griff nach der Sonde, die ihm eine Operationsschwester reichte.
Die Geräte zur Überwachung der Vitalfunktionen piepten regelmäßig. Der Anästhesist war zufrieden.
»Blutdruck 90 zu 60. Herzfrequenz 100.«
»Gut.« Dr. Lammers blinzelte. Mit dem Ärmel fuhr er sich über die Augen.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Carola besorgt.
Lammers’ strafender Blick traf sie.
»Dein Anblick treibt mir Tränen in die Augen.«
Die Kollegen glucksten vor unterdrücktem Lachen. Carola dagegen ballte die Fäuste und nahm sich vor, sich nie wieder mit Lammers zu einer Operation einteilen zu lassen. Doch in diesem Augenblick nützte es nichts.
»Ich führe jetzt die Kanüle in den Wirbelkörper ein«, erklärte Lammers. Er blinzelte, als er seine Ankündigung in die Tat umsetzte.
Die konzentrierten Blicke der Kollegen ruhten auf dem Bildschirm. Carola erschrak.
»Aber was machst du denn, Volker?«, rief sie.
Wie aus einer Trance erwacht, zuckte er zusammen. Schnell zog er die Kanüle zurück.
»Was denn? Worüber regst du dich auf? Ich habe selbst gesehen, dass sie nicht richtig sitzt.«
»Nicht richtig ist gut«, wagte Carola eine berechtigte Kritik. »Einen Millimeter weiter und du hättest das Rückenmark irreversibel geschädigt.«
Mitten in der Arbeit hielt Volker Lammers inne. Blanker Hass lag in seinem Blick.
»Wenn du alles besser weißt, kannst du das hier ja übernehmen.« Er drückte ihr die Kanüle in die Hand, wandte sich ab und verließ den Operationssaal. Auf dem Weg nach draußen riss er sich die Maske vom Gesicht.
Ungläubig starrte Carola ihm nach.
»Das kann doch nicht sein Ernst sein«, stammelte sie.
»Ist es aber«, erklärte Dr. Klaiber nüchtern. »Wir müssen weitermachen, bevor mir der Kleine instabil wird.«
Dr. May nickte und schluckte. Sie beugte sich über das Operationsfeld und machte sich an die Arbeit.
*
Schwester Elena, frisch gekürte neue Pflegedienstleitung, saß im Schwesternzimmer über den Dienstplänen. Ihre Kollegin Iris stand auf einem Stuhl und verstaute neues Verbandmaterial, das Jakob ihr hinauf reichte, in den oberen Etagen. Sie unterhielten sich über den neuesten Klinikklatsch, als Oskar Roeckl, bewaffnet mit einem großen Blumenstrauß, hereinkam.
»Einen wunderschönen guten Tag, die Damen, der Herr«, grüßte er charmant wie immer.
»Herr Roeckl! Wie schön, Sie zu sehen.« Elena lehnte sich zurück und lächelte ihn an. »Die sind sicher nicht für mich, oder?«, scherzte sie gut gelaunt.
»Das nächste Mal bekommen Sie welche«, versprach er. »Diese hier sind für Frau Endress. Darf ich sie bei Ihnen abgeben? Frau Endress schläft, und ich will sie nicht stören.«
»Noch mehr Blumen!« Schwester Iris hatte ihre Arbeit in luftiger Höhe beendet. Sie stieg vom Stuhl und machte sich gleich auf die Suche nach einer Vase.
»Allmählich gehen uns die Behältnisse aus.«
Oskars ungläubiger Blick glitt über die Blumenpracht, die im ganzen Schwesternzimmer verteilt war.
»Was denn? Sind die alle für Frau Endress?«
»Dazu Karten und Geschenke!« Iris war fündig geworden und füllte die letzte Vase mit Wasser.
Elena deutete auf den Stapel Post auf dem Tisch.
»Das Telefon hat sie zum Glück gar nicht erst angemeldet.«
Sichtlich enttäuscht sank Oskar auf einen der freien Stühle.
»Aber woher wissen die Leute das?«, fragte er ungläubig.
»Die Meldung war ganz groß in der Zeitung.«
Jakob griff nach der neuesten Ausgabe der Tageszeitung und hielt sie hoch. Alexandras Name prangte in fetten Lettern auf der Titelseite.
Oskar verstand die Welt nicht mehr.
»Aber Frau Endress ist doch erst seit heute Morgen hier in der Klinik.«
Elena lächelte.
»Ich denke, Frau Endress hat rechtzeitig dafür gesorgt, dass ihre Vertrauten von ihrer Absicht, in die Klinik zu gehen, erfahren. Offenbar ist sie mit allen Wassern gewaschen.«
»Alexandra ist eben eine geschickte Unternehmerin und versteht es, sich ins Gespräch zu bringen«, verteidigte Oskar seinen Schwarm energisch.
»Schon möglich.« Elena lächelte beschwichtigend. »Ich werde Ihre Blumen auf jeden Fall später zu ihr bringen.«
»Das ist sehr nett.« Oskar nestelte einen Umschlag aus der Sakkotasche und reichte ihn Schwester Elena. »Könnten sie ihr auch diese Karte überreichen?« Plötzlich wirkte er fast schüchtern. Hektische rote Flecken traten auf seine Wangen.
»Für Sie tue ich das doch gern.«
»Das ist sehr lieb.« Nach ein paar weiteren Bemerkungen blieb Oskar nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten.
Schwester Iris wartete, bis er außer Hörweite war.
»Sieh mal einer an. Und ich dachte die ganze Zeit, Herr Roeckl ist mit Frau Lenni liiert.«
»Das ist er ja auch«, gestand Elena und ordnete das Grün in Oskars Strauß. »Aber wie heißt es so schön?«
Sie drehte sich zu ihren Kollegen um. »Alter schützt vor Torheit nicht.«
Iris und Jakob lachten.
»Dann bleibt zu hoffen, dass er nicht zu töricht wird. Frau Lenni macht mir nicht den Eindruck, als würde sie großmütig über so einen Fauxpas hinweg sehen.«
»Dieser Eindruck täuscht ganz und gar nicht«, konnte Elena aus den Erzählungen ihrer Freundin Felicitas bestätigen und stimmte in das Lachen ihrer Kollegen ein.
*
Bevor Volker Lammers aus dem OP-Bereich hinaus auf den Flur trat, sah er nach links und rechts. Er hatte Glück. Die Luft war rein, von den Eltern des kleinen Severin war keine Spur zu sehen. Mit wehendem Kittel eilte er über den Flur in Richtung seines Büros. Er war so müde, dass er seine Umgebung kaum noch wahrnahm.
Auch Felicitas Norden war schnell unterwegs. Die Operation des Verkehrsopfers war gut verlaufen, und sie beeilte sich, um rechtzeitig zur Angehörigen-Sprechstunde zu kommen. Sie bog um die Ecke. Im nächsten Moment spürte sie einen dumpfen Schlag. Benommen stolperte sie rückwärts.
»Menschenskind,