Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 147
Fee stutzte.
»Alles in Ordnung?«
»Solange ich keine dummen Fragen beantworten muss, ja.«
Nur mit Mühe konnte sich Felicitas eine scharfe Antwort verkneifen. Das lag nicht zuletzt am erschöpften Aussehen ihres Stellvertreters.
»Wie ist der Eingriff bei Severin Lohns verlaufen?«, erlaubte sie sich eine letzte Frage in der Annahme, dass sie Gnade vor seinen Augen fand.
»Gut, gut, alles bestens.« Plötzlich wirkte Lammers fahrig. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen. Ich muss mich ein bisschen hinlegen.« Er hob die Hand zum Gruß und eilte davon.
Verwundert sah Felicitas ihm nach, ehe sie sich selbst wieder auf den Weg machte.
Volker dagegen atmete erleichtert auf, als er wenige Augenblicke später die Bürotür hinter sich schloss. Einen Moment lang lehnte er sich erschöpft dagegen und atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dann gab er sich einen Ruck und ging hinüber zum Sofa, das in einer Ecke auf Besucher wartete. Er legte sich hin und streckte die Beine aus. Ein paar Atemzüge später war er eingeschlafen.
Wenn er geahnt hätte, dass sich seine Chefin in diesem Augenblick mit Carola May unterhielt, hätte er nicht so ruhig geschlafen.
»Kannst du mir etwas mehr zum Eingriff bei Severin Lohns sagen?«, fragte Fee die Kollegin nach einem schnellen Blick auf die Uhr. Bis zur Sprechstunde blieben ihr ein paar Minuten.
»Der ist gut verlaufen. Allerdings habe ich meine Zweifel, was Lammers angeht.«
Carola dachte nicht daran, einen Hehl aus dem Vorfall zu machen.
Fee zog eine Augenbraue hoch.
»Was ist passiert?«
»Er schien sehr angestrengt und hat die OP an mich übergeben.«
Felicitas wusste um Lammers’ schlechten Stand in der Klinik. Im Gegensatz zu seinen herausragenden Fähigkeiten als Kinderchirurg waren seine sozialen Kompetenzen mehr als spärlich. Trotzdem brauchte sie ihn und wollte auf keinen Fall Öl ins Feuer gießen.
»Er wollte eben kein Risiko eingehen. Seine Grenzen zu kennen und delegieren zu können sind keine Fehler.«
»Trotzdem ist es ungewöhnlich für ihn, dass er so einen prestigeträchtigen Eingriff einfach abgibt. Findest du nicht?«
»Zweifelst du an seinen Kompetenzen?«
»Nein, keineswegs.« So weit wollte Carola dann doch nicht gehen. »Wie auch immer, du solltest ein Auge auf ihn haben. Auch wenn er der beste Kinderchirurg weit und breit ist, ist das kein ehernes Gesetz.«
Fee verstand die versteckte Aufforderung.
»Wenn er sich richtig ausgeschlafen hat, werde ich seine Fähigkeiten auf den Prüfstand stellen«, versprach sie und verabschiedete sich von Carola May.
*
Dr. Daniel Norden saß im Besprechungszimmer vor einem Tablet und studierte Alexandra Endress’ neueste Werte aus dem Labor. Dr. Sophie Petzold war bei ihm. Sie unterhielten sich über die berühmte Patientin.
»Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt eine Familie hat«, erklärte Daniel, ohne den Blick von dem kleinen Bildschirm zu nehmen.
»Natürlich!«, erwiderte sie im Brustton der Überzeugung. »Fabian Endress. Er lebt auch hier in München.«
Die Tür öffnete sich, und der Pfleger Jakob kam herein. Daniel hob kurz den Kopf.
»Lassen Sie sich nicht stören«, bat er und ging zum Schrank, um nach einer Patientenakte zu suchen.
Daniel wandte sich wieder an Sophie Petzold.
»Woher wissen Sie das mit Fabian Endress?«
Sie blieb vor ihm stehen und stemmte die Hände in die Hüften.
»Im Gegensatz zu Ihnen habe ich neben der Klinik auch noch andere Interessen«, erwiderte sie schnippisch. »Dazu gehört auch zeitgenössische Kunst, besonders Malerei. Ich habe letzte Woche eine Vernissage in einer Galerie besucht, in der auch Fabian ausstellt.«
»Und ich dachte, Sie hätten keine Zeit mehr für ein Privatleben«, bemerkte Daniel Norden.
Nur mit Mühe konnte sich Jakob ein Lachen verkneifen. Das lag auch an der überraschenden Neuigkeit, die Sophie gerade von sich gegeben hatte.
»Mir hat Frau Endress vor einer Stunde glaubhaft versichert, sie hätte keine Kinder«, warf er ein.
Sophie drehte sich zu ihm um.
»Bist du sicher?«
»Noch höre ich keine Stimmen. Aber wenn es so weit ist, sage ich Bescheid.« Er zwinkerte ihr zu, ehe er das Zimmer mit der gesuchten Akte verließ.
»Blödmann«, schickte Sophie ihm hinterher. Doch da fiel die Tür schon hinter Jakob ins Schloss.
Ärgerlich ging sie hinüber zum Sideboard.
»Ist noch Kaffee da?« Prüfend schüttelte sie die Thermoskanne.
»Ich fürchte, das sieht schlecht aus.« Fast tat sie Daniel leid. An diesem Tag schien sie kein Glück zu haben. »Aber ich mache Ihnen ein anderes Angebot. Wir gehen gemeinsam zu Frau Endress. Dann können Sie etwas über Schmerztherapie lernen. Das interessiert Sie doch sicher.« Das wohlmeinende Angebot fand keine Gnade.
Sophie rollte mit den Augen.
»Nicht nötig. Modul 23. Interdisziplinäres Basisjahr im Medizinstudium«, erklärte sie herablassend und täuschte ein Gähnen vor. »Unter dem Begriff Schmerztherapie versteht man diejenigen therapeutischen Maßnahmen, die zu einer Reduktion von Schmerz führen. Der Begriff Schmerzmanagement wird für die Behandlung chronischer Schmerzen verwendet. Damit sind alle planenden, überwachenden und steuernden Maßnahmen gemeint, die für eine effektive Schmerztherapie erforderlich sind«, leierte sie die Definition herunter. »Einfach ausgedrückt: Stinklangweilig!«, fügte sie hinzu und musterte ihren Chef herausfordernd.
Daniel dachte nicht daran, sich aus der Ruhe bringen zu lassen.
»Sie enttäuschen mich, Frau Petzold.« Er schaltete das Tablet aus und stand auf. »Diese Meinung wurde Ihnen an der Universität eingeimpft. Dabei hatte ich bisher den Eindruck, dass Sie ein selbstständig denkender, kritischer Mensch sind und sich lieber selbst ein Bild machen.« Er nickte ihr zu und verließ das Zimmer.
Vor Zorn war Sophie den Tränen nahe. Letztlich blieb ihr aber nichts anderes übrig, als ihrem Chef zähneknirschend zu folgen.
*
Nachdem Felicitas Norden die Sprechstunde erfolgreich hinter sich gebracht hatte, machte sie sich auf die Suche nach Volker Lammers. Sie fand ihn schlafend auf seiner Couch. Spontan beschloss sie, das Gespräch mit dem Ehepaar Lohns allein zu führen.
Nach dem Eingriff war Severin in den Wachraum gebracht