Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Toll machst du das«, murmelte sie beschwichtigend.
Lammers lachte abfällig.
»Warum versuchst du es nicht mal mit chinesisch? Vielleicht spricht es schon ein paar Fremdsprachen«, spottete er. Zum Glück kannten ihn die Kollegen und wunderten sich nicht. Sie tauschten amüsierte Blicke.
Dr. Räther spritzte inzwischen ein zuvor genau dosiertes Medikament. Die Augen aller Anwesenden ruhten auf den Geräten, die die Vitalfunktionen des Säuglings überwachten. Die Anspannung war mit Händen greifbar. Endlich gab Dr. Räther grünes Licht.
»Sie schläft.« Sie nickte ihrem Kollegen zu.
»Dann lassen wir die Party mal beginnen«, verkündete Lammers und streckte die Hand aus. »Skalpell.«
Er wollte eben zum Schnitt ansetzen, als ein heller Ton erklang.
»Blutdruck 65 zu 40, fallend. Steigende Herzfrequenz«, verkündete Ramona mit ruhiger Stimme. Nur in ihren Augen stand die Sorge geschrieben. »Ich habe keinen Puls. Die Kleine ist kaltschweißig.«
Lammers hielt das Skalpell in der Hand. Er zögerte.
»Volker!«, mahnte Ramona. »Die Kleine verträgt das Narkosemittel nicht. Wir müssen abbrechen. Ich gebe ihr jetzt Adrenalin.«
Noch immer stand Volker Lammers reglos am Operationstisch. Endlich wandte er sich ab.
»Das macht das Gör doch mit Absicht!«, schimpfte er, als er den OP unverrichteter Dinge verließ. »Wetten, dass die Mutter mir die Schuld dafür in die Schuhe schieben wird?«
»Sie kann froh sein, dass wir rechtzeitig abgebrochen haben.« Ramona Räther war eine der wenigen Kollegen, die Volker seine Art nicht übelnahmen. Anders als Felicitas, an deren Stuhl er beharrlich sägte, neidete er ihr den Erfolg nicht. So arbeiteten sie friedlich zusammen und akzeptierten einander mit all ihren Stärken und Schwächen.
Als Lisa Haimerl die Ärzte aus dem Operationsbereich kommen sah, sprang sie von der Bank auf und lief zu ihnen. »Ist der Eingriff schon vorbei?«, fragte sie atemlos.
»Er hat gar nicht angefangen, allergische Reaktion auf das Narkosemittel. Wir versuchen es später noch einmal. Inzwischen testen die Kollegen aus, auf welchen Stoff sie reagiert hat«, erklärte Volker, während er mit weit ausgreifenden Schritten über den Flur ging.
Lisa versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Wieder erinnerte sie sich an die Worte ihrer Mitarbeiterin Frauke Lohns.
»Das ist allein Ihre Schuld!«, beschuldigte sie ihn atemlos. »Bei Frau Dr. Norden wäre das sicher nicht passiert.«
Volker blieb so abrupt stehen, dass sie um ein Haar mit ihm zusammengestoßen wäre.
»Seltsam nur, dass ich nicht für die Narkose verantwortlich bin. Finden Sie nicht?«, fragte er herablassend. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen.« Er wandte sich ab und setzte seinen Weg fort.
Gefangen in einem wahren Gefühlschaos blieb Lisa Haimerl stehen und sah ihm nach.
»Wo wollen Sie hin?«, rief sie ihm nach.
»Ins ›Allerlei‹. Dort soll es heute ganz fantastischen Flammkuchen geben. Den sollten Sie versuchen«, erwiderte er, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Nie zuvor in ihrem Leben hatte sich Lisa so hilflos gefühlt. Sie schleuderte ihre Handtasche auf den Boden und stampfte auf wie ein kleines Kind. Doch Volker Lammers war längst um die Ecke verschwunden.
*
Andrea Sander saß an ihrem Platz und beantwortete die Anfrage eines Pharmaunternehmens, als Dr. Norden aus seinem Büro zu ihr kam und die Unterschriftenmappe auf den Tisch legte.
»Was für ein Tag!«, seufzte er. »Ich wünschte, ich hätte Fees Rat angenommen und wäre heute früh nicht ans Telefon gegangen.«
Andrea hob den Kopf.
»Sind Sie sicher?« Ihre Stimme klang vielsagend.
Sichtlich irritiert legte Daniel den Kopf schief.
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Na jaaaaa«, erwiderte sie gedehnt. »Nicht, dass ich gelauscht hätte. Ihre Stimmen waren ja laut genug. Und außerdem stand die Tür einen Spalt offen.«
»Tatsächlich?« Das hatte Daniel im Eifer des Gefechts nicht bemerkt.
»Tatsächlich«, wiederholte seine Assistentin. »Möglich, dass ich Sie noch nicht gut genug kenne. Aber so habe ich Sie bisher noch nicht erlebt.«
»Sie sprechen in Rätseln.«
Andrea senkte den Blick. Ihr Lächeln war verlegen. Um ihren Händen etwas zu tun zu geben, schob sie ein paar Akten auf ihrem Tisch ordentlich zusammen.
»Nichts für ungut, Chef. Aber als Außenstehender könnte man den Eindruck bekommen, dass da etwas läuft zwischen Ihnen und Frau Dr. Petzold.«
Wie es der Zufall wollte, gingen in diesem Moment zwei Schwestern draußen vorbei. Gedämpft drang Andrea Sanders’ Stimme auf den Flur hinaus.
Schwester Astrid zupfte ihre Kollegin am Ärmel und blieb stehen.
»Hast du das gehört?«, flüsterte sie ihr zu.
»Der Norden hat was mit der Petzold. Das müssen wir sofort den anderen erzählen.« Voller Vorfreude zog Iris ihre Kollegin mit sich.
Daniel dagegen war wie vom Donner gerührt.
»Wo denken Sie hin? Ich bin ein glücklich verheirateter Mann. Mal abgesehen davon, dass Frau Petzold eine junge, unerfahrene und sehr überhebliche Person ist, ich habe nichts anderes getan, als ihr die Leviten zu lesen.«
Andrea lächelte undurchdringlich.
»Im Gegensatz dazu bin ich alt, erfahren und sehr bodenständig. Deshalb erlaube ich mir, Ihnen einen weiblichen Rat zu geben: Manche Frauen sind mit allen Wassern gewaschen und scheuen vor nichts zurück. Besonders, wenn es um ihre Karriere geht.«
Daniel wollte eben etwas erwidern, als das Telefon auf Andreas Schreibtisch klingelte.
Sie lächelte ihn an und nahm ab. Einen Augenblick später hielt sie sichtlich alarmiert den Hörer zu.
»Der Kollege Weigand von der Notaufnahme ist dran. Frau Endress wurde gerade eingeliefert.«
Schlagartig waren alle anderen Sorgen vergessen.
»Richten Sie ihm bitte aus, dass ich unterwegs bin!«, bat der Klinikchef und machte sich mit wehendem Kittel auf den Weg.
*
Dr. Felicitas Norden saß an ihrem Schreibtisch, den Blick auf den Computer geheftet. Sie war so konzentriert, dass sie alles um sich herum vergessen hatte. Als es klopfte, zuckte sie zusammen.
»Ja, bitte?«