Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 153
»Gut, Kollege Lammers, sie untersuchen die Kleine und leiten alle notwendigen Schritte ein. Dann sehen wir weiter.«
Volker nickte und machte sich auf den Weg. Lisa Haimerl sah dem Tross nach. Es dauerte einen Moment, bis sie erfasst hatte, was vor sich ging.
»Lammers? Sagten Sie gerade Lammers?«, fragte sie und machte Anstalten, dem Arzt nachzulaufen.
Fee hielt sie am Ärmel fest.
»Ihre Tochter ist bei dem Kollegen in den besten Händen. Sie müssen bitte hierbleiben und mir ein paar Fragen beantworten.«
»Aber … aber …« Mit Tränen in den Augen stand Lisa da und deutete mit dem Zeigefinger den Gang hinunter. »Dr. Lammers … Ich wurde gewarnt, dass er nicht vertrauenswürdig sei.«
Felicitas fühlte sich, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen.
»Wer behauptet denn so etwas?«
»Meine Mitarbeiterin. Frauke Lohns. Ihr Sohn wurde gestern hier eingeliefert. Sie hat mich gewarnt.«
Vor Aufregung schlug Fees Herz hart in ihrer Brust. Ihre Befürchtungen wurden schneller wahr als gedacht.
»Es muss sich um ein Missverständnis handeln.« Fieberhaft suchte sie nach den richtigen Worten, um die aufgebrachte Mutter zu beschwichtigen. »Dr. Lammers ist der beste Kinderchirurg weit und breit. Im Umgang mit anderen Menschen mag er nicht immer diplomatisch sein. Aber seine fachliche Kompetenz ist über jeden Zweifel erhaben. Kommen Sie.« Sie führte Lisa Haimerl über den Flur in ein freies Büro. »Solange er die Untersuchungen durchführt, beantworten Sie mir bitte ein paar Fragen.«
Lisa leistete keinen Widerstand, als Felicitas Norden sie auf einen Stuhl drückte.
»Also gut«, seufzte sie endlich und putzte sich die Nase. »Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie Paulina operieren, falls es nötig sein sollte.«
Felicitas zögerte.
»Also gut, ich verspreche es. Und jetzt erzählen Sie mir bitte, wie das alles angefangen hat. Bitte denken Sie gut nach. Bei so einem kleinen Kind kann jedes noch so winzige Detail wichtig sein.«
Lisa Haimerl nickte und überlegte kurz. Dann begann sie zu erzählen.
*
Mit gesenktem Kopf stand Sophie Petzold im Büro des Klinikchefs. Die Hände auf dem Rücken verschränkt, wanderte Daniel Norden im Zimmer auf und ab.
»Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, wo Frau Endress stecken könnte. Vergeblich. Sie ist wie vom Erdboden verschwunden und geht auch nicht ans Telefon. Herrgott noch einmal!« Erbost blieb er vor der Assistenzärztin stehen und starrte sie an. »Die Patientin war mitten in einer Schmerztherapie. Was haben Sie sich nur dabei gedacht?«
Sophie schluckte.
»Ich weiß, dass es falsch war, so mit Frau Endress zu sprechen. Aber ich habe es Ihnen gestern schon einmal gesagt: Ich bin hoffnungslos überarbeitet. Nach der Nachtschicht war Frau Endress mit ihrer eingebildeten Krankheit einfach zu viel für mich.«
»Noch einmal zur Erinnerung: Diese Ausrede lasse ich nicht gelten. Wenn Sie mit dem Arbeitspensum nicht klarkommen, sind Sie an einer Klinik falsch, verdammt noch mal!« Daniel staunte über sich selbst. Seit Jahren hatte er sich nicht mehr beim Fluchen erwischt.
Händeringend suchte Sophie nach einer Ausrede.
»Aber sie ist einfach ein Hypochon …«
»Bei allem Verständnis für Ihre Überforderung: Ein guter Arzt darf niemals den Respekt vor seinen Patienten verlieren. Die Menschen kommen zu uns, weil sie uns vertrauen und unsere Hilfe suchen. Dieses Vertrauen haben sie mutwillig aufs Spiel gesetzt.«
»Ja, ja, ist ja schon gut. Ich habe verstanden«, erwiderte Sophie trotzig.
Einen Moment lang war Daniel versucht, sie an den Schultern zu packen und zu schütteln, bis sie wieder zur Vernunft kam.
»Jeder andere Kollege bekäme eine Abmahnung«, fuhr er etwas ruhiger fort. »In Anbetracht Ihres Alters und Ihrer mangelnden Erfahrung verzichte ich dieses Mal auf so eine Maßnahme. Wenn Sie mir versprechen, dass so etwas nie mehr wieder vorkommt.« Er sah sie fragend an.
Einen Moment lang erwiderte Sophie Petzold seinen Blick. Dann drehte sie sich um und machte Anstalten, das Büro zu verlassen.
Ungläubig sah Daniel Norden ihr nach.
»Augenblick! So leicht kommen Sie nun auch wieder nicht davon«, rief er ihr nach.
Sophie blieb stehen. Sie zögerte, ehe sie sich umdrehte.
»Da habe ich ja richtig Glück gehabt, so einen Übermenschen zum Chef bekommen zu haben. Einen Mann ohne Fehl und Tadel. Nicht nur ein halber, sondern sogar ein ganzer Gott in Weiß.«
In diesem Augenblick hatte sich Daniel Norden nicht mehr unter Kontrolle. Er packte Sophie an den Schultern. Schwer atmend standen sie einander gegenüber. Er spürte die Hitze ihrer Wut. Ein aufregend herber Duft nach Zitrone, Zedernholz und Patchouli stieg ihm in die Nase. Schließlich ergab sich Sophie und senkte den Blick. Daniel nahm die Hände von ihren Schultern. Zutiefst verwirrt stand er da. Er sah ihr nicht nach, als sie das Zimmer verließ.
*
»Wir haben eine Rötung des Abdomens supraumbilical, also oberhalb des Nabels, und im Bereich der Flanken«, erklärte Dr. Lammers den beiden Frauen die Bilder auf seinem Tablet. Er klickte weiter. »Im Ultraschall sind weite Darmschlingen mit verdickter Darmwand zu sehen. Und das«, er rief ein weiteres Bild auf, »sind die Röntgenaufnahmen. Hier sehen wir eine Spiegelbildung im rechten Mittel- und Unterbauch.«
Lisa Haimerl und Felicitas Norden hatten aufmerksam zugehört.
»Das klingt nach einer Appendizitis«, stellte Fee überrascht fest.
»Wie bitte?« Lisa schickte ihr einen irritierten Blick. »Eine Blinddarmentzündung in diesem Alter?«
»Ihre Tochter ist eine kleine Wichtigtuerin«, spottete Lammers, und Fee hielt die Luft an. »Eine Appendizitis in diesem Alter ist ein sehr seltenes Krankheitsbild. In der Literatur sind unter zweihundert Fälle beschrieben«, fuhr er fort, glücklicherweise ohne weitere Beleidigungen. »Nachdem sich der Zustand der kleinen Rotznase verschlechtert, rate ich zu einer Operation.«
Fee wollte gerade ihre Meinung dazu kundtun, als es klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, kam Schwester Elena herein.
»Tut mir leid, dass ich stören muss.«
Ihr Atem ging schnell. »Fee, du musst unbedingt kommen. Es gibt Komplikationen beim kleinen Lohns.«
»Aber das ist Lammers’ Patient«, widersprach Felicitas, als sie den Ausdruck in Elenas Gesicht bemerkte. »Was ist mit der Kollegin May?«
»Die ist im OP. Unabkömmlich.«
Wohl oder übel musste Fee einsehen, dass sie keine Wahl hatte.
»Also gut, ich komme.«