Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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wollten mich sehen?«, fragte er und schloss die Tür hinter sich. »Nicht, dass Sie sich vergebliche Hoffnungen machen: Ich habe kein Interesse an einer privaten Bekanntschaft mit Ihnen.«

      Im Normalfall hätte Fee laut aufgelacht. Doch an diesem Tag stand ihr der Sinn nicht nach Scherzen.

      »Es ist anders, als Sie denken.« Sie lehnte sich zurück und bot ihm mit einer Geste einen Platz an. Lammers nahm das Angebot an und streckte die Beine von sich. »Ich habe gehört, dass der Eingriff bei Paulina Haimerl abgebrochen werden musste.« Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als Volker die Hände hochriss.

      »Nicht meine Schuld!«

      Diesmal konnte sich Felicitas ein Lächeln doch nicht verkneifen.

      »In meinen Augen sind Sie zu fast allem fähig. Aber einen Einfluss auf allergische Reaktionen? Nein, den traue ich Ihnen dann doch nicht zu.«

      »Sie sollten sich mit Frau Haimerl unterhalten. Die kann Sie eines Besseren belehren.«

      Unvermittelt wurde Felicitas wieder ernst.

      »Scherz beiseite, Lammers, wann können Sie einen zweiten Versuch wagen?«

      Volker zog eine Augenbraue hoch.

      »Wieso ich? Sie haben doch jetzt Zeit.«

      »Sie haben den Fall übernommen, Sie werden ihn abschließen.«

      »Bei Severin Lohns waren Sie anderer Meinung«, erwiderte er in aller Seelenruhe.

      »Das war nicht meine, sondern die Entscheidung der Eltern. Und die haben Sie, mit Verlaub, sich selbst zuzuschreiben.« Zu diesem Thema hätte es noch viel zu sagen gegeben. Doch die Zeit drängte. »Ich habe Sie allerdings nicht herbestellt, um mit Ihnen zu diskutieren.« Fee drehte den Laptop so, dass Volker Lammers einen Blick darauf werfen konnte. »Was halten Sie hiervon?«

      »Das CT von Severin Zirkuskind?«

      »Ganz recht. Das ist das CT von Severin Lohns«, korrigierte Felicitas ihn schroff. »Was sagen Sie dazu?«

      Noch immer lehnte Lammers entspannt im Stuhl. Er musterte die Aufnahme eine Weile schweigend.

      »Blutung mit Ödem. Mögliche postoperative Komplikation. Das wussten die Eltern vorher. Ich habe ihnen alles gesagt.«

      Fee nickte und drehte den Computer wieder zu sich.

      »Gut. Ich kümmere mich darum.« Sie klappte das Gerät zu und stand auf. »Sie halten mich bitte wegen Paulina Haimerl auf dem Laufenden.«

      Ehe Volker Lammers Gelegenheit zu einer Antwort hatte, war sie schon auf dem Weg zur Tür.

      *

      Während sich seine Frau auf den heiklen Eingriff vorbereitete, erreichte Dr. Norden die Notaufnahme. Die Liege mit Alexandra Endress wurde gerade hereingerollt. Eine junge Frau war bei ihr.

      »Bitte machen Sie Platz!«, forderte er sie auf und wollte sich an ihr vorbei drängen.

      »Ich habe Frau Endress auf ihrer Terrasse gefunden.«

      Die Stimme ließ ihn aufblicken.

      »Frau Petzold?« Er sah sie fragend an. »Wo ist Ihr Kittel?«

      »Ich habe Frau Endress gesucht und in ihrem Garten zu Hause gefunden.« Sophies Stimme bebte. »Sie lag in der Hollywoodschaukel.«

      »Kreislauf und Atmung sind stabil«, erklärte der Notarzt Dr. Huber. »Offenbar hat sie eine Überdosis Schmerz- und Schlafmittel zu sich genommen.«

      »Wachen Sie auf, Frau Endress!« Während Dr. Norden im Laufschritt neben der Liege herlief, klopfte er auf ihre Wange.

      Doch Alexandra war und blieb ohne Bewusstsein. Daniel Norden veranlasste, dass sämtliche lebensrettenden Maßnahmen eingeleitet wurden, und begleitete die Durchführung.

      »Sie ist stabil«, verkündete er, als er auf der Intensivstation an ihrem Bett stand. »Mehr aber auch nicht.«

      Auch Sophie Petzold hatte gekämpft wie eine Löwin. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr trauriger Blick ruhte auf der Patientin, die tief und fest zu schlafen schien. Eine Weile hing jeder der beiden seinen Gedanken nach.

      »Sie denken auch, dass ich schuld bin, nicht wahr?«, fragte sie schließlich ungewohnt schüchtern.

      Daniel sah zu ihr hinüber. Er zögerte.

      »Es war nicht abzusehen, dass Frau Endress diesen Weg wählen würde«, erwiderte er endlich. »Eine starke Persönlichkeit, wie sie es ist.« Ungläubig schüttelte er den Kopf.

      »Hinter der harten Schale steckt offenbar ein viel weicherer Kern, als wir alle dachten«, bemerkte Sophie.

      Daniel nickte langsam. Sein fragender Blick ruhte auf der Assistenzärztin.

      »Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, zu ihr zu fahren?«

      Sophie zuckte mit den Schultern.

      »Ich weiß nicht.« Mit dem Zeigefinger der rechten Hand strich sie versonnen über Alexandras Arm. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es mir leidtut. Ich konnte doch nicht einfach so weitermachen, als wäre nichts geschehen.«

      »Ich weiß Ihren Einsatz zu schätzen. Auch wenn er sich möglicherweise nicht auszahlt.« Daniels Blick kehrte zu Alexandra zurück. Es stand in den Sternen, ob sie jemals wieder aus dem Koma erwachen würde. »Trotzdem müssen Sie lernen, mit schwierigen Patienten umzugehen.«

      Sophie Petzold nickte. Auf einmal standen Tränen in ihren Augen.

      »Aber es muss doch irgendetwas geben, was ich tun kann«, sagte sie verzweifelt.

      »Jetzt hilft nur noch ein Wunder.« Daniel Norden seufzte schwer. »Etwas anderes fällt mir im Augenblick nicht ein.« Er nickte Sophie zu, schickte Alexandra Endress einen letzten Blick, und verließ dann das Zimmer.

      Ungeachtet seines eigenen Befindens musste er als Klinikchef zahlreiche Aufgaben wahrnehmen. In zehn Minuten wurde er bei dem Treffen einer Experten-Kommission erwartet. Auch wenn er sich in diesem Moment am liebsten in sein Büro eingeschlossen hätte.

      *

      Wie so oft um diese Uhrzeit herrschte auch an diesem Nachmittag reger Betrieb im KlinikKiosk ›Allerlei‹. Neben warmen und kalten Getränken und Backwaren aus Tatjana Bohdes Backstube gab es dort alles zu kaufen, was Patienten und Personal den Aufenthalt in der Klinik versüßte.

      »Und bitte noch eine Tüte von den Pfefferminzkugeln«, bat ein älterer Herr und deutete mit leuchtenden Augen auf eine der Glasdosen, die bis an den Rand mit den nostalgischen Süßigkeiten gefüllt war. »Oder doch lieber die Riesenhimbeeren? Oder die Kuhbonbons … Ach, ich kann mich einfach nicht entscheiden«, seufzte er so unglücklich, dass Lenni hinter der Theke lachte.

      »Warum machen Sie es nicht wie früher und nehmen einfach zwei oder drei Stück von jedem?«, machte sie einen Vorschlag.

      »Ja, geht das denn?«

      »Natürlich.

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