Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Chefarzt Dr. Norden Paket

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schon gar in der Chefetage. Nur hier und da verirrte sich ein Besucher dorthin. Trotzdem war er auf der Hut. »Du tust gut daran, noch ein paar Minuten hier zu warten. Es ist besser, wenn wir nicht zusammen gesehen werden.«

      »Für wen hältst du mich?« Manchmal ärgerte sich Lammers darüber, wie Fuchs ihn behandelte. Niemand hatte ihm Vorschriften zu machen. Auch wenn es gewisse Kollegen gab, die das nicht einsehen wollten. Der Verwaltungsdirektor war einer von ihnen.

      »Ich wollte es nur erwähnt haben.« Fuchs nickte dem stellvertretenden Leiter der Pädiatrie zu und machte sich dann auf den Weg zu seinem Termin mit Dr. Daniel Norden, der schon in seinem Büro auf ihn wartete.

      »Da sind Sie ja!«, begrüßte er den Verwaltungsdirektor säuerlich lächelnd. »Ich hatte schon Angst, Sie hätten doch keine Lust auf Sonntagsarbeit.« Er bot ihm einen Platz in der Besucherecke an und setzte sich ihm gegenüber. Fee war wenig erbaut darüber gewesen, dass er diesen Termin auf seinen freien Tag gelegt hatte. Doch noch nahm ihn die neue Position des Klinikchefs derart in Beschlag, dass er manche Dinge gern in seiner Freizeit erledigte. Dazu gehörten Gespräche mit Dieter Fuchs. Jenny hatte ihn vor dem Verwaltungsdirektor gewarnt. Diese Warnung nahm er sich zu Herzen. Es galt, konzentriert und vorsichtig zu sein.

      »Tut mir leid. Ich wurde aufgehalten«, entschuldigte sich Dieter Fuchs und überlegte schnell, wie er Daniel auf eine falsche Fährte locken konnte. »Sie wissen ja sicher, wie Frauen so sind.«

      »Ich habe davon gehört. Allerdings muss ich zugeben, dass ich solche Erfahrungen selbst nicht gemacht habe.«

      »Sie Glücklicher. Aber Ihre Frau hat eben auch ganz besondere Klasse.«

      Aus jedem anderen Mund hätte Daniel dieses Kompliment geschmeichelt. Doch Jenny hatte ihn gewarnt. In den Jahren ihrer Zusammenarbeit waren Dieter Fuchs und sie keine Freunde gewesen. Und das Vertrauen war nicht gerade gewachsen, als sie den Verdacht schöpfte, dass Fuchs und Lammers gemeinsame Sache machten. Deshalb drängte es Daniel Norden, das Gespräch so sachlich und kurz wie möglich zu halten.

      »Sicher sind Sie nicht an einem heiligen Sonntag in die Klinik gekommen, um mit mir über meine Frau zu plaudern. Um was geht es?«

      Insgeheim ärgerte sich der Verwaltungschef über die unterschwellige Zurückweisung. Doch er ließ sich nichts anmerken.

      »Es geht um eine Art Gesundheitszentrum«, erklärte er und legte die Mappe auf den Tisch, überzeugt davon, dass er seine Neuigkeiten nur gut genug verkaufen musste, um den neuen Klinikchef auf seine Seite zu ziehen. »Der Stadtrat hat einen Plan vorgelegt, mit Hilfe einer Investorengruppe privat geführte Gesundheitshäuser in einem Verbund zusammenzufassen.«

      »Klingt interessant.« Daniel musterte seinen Gesprächspartner aufmerksam. »Und wie soll das genau aussehen?«

      Dieter Fuchs lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.

      »Der Stadtrat hat ein bestimmtes Gebiet im Visier. Dort befinden sich ein Senioren- und Pflegeheim, eine Kinderklinik, ein Rehazentrum und die Behnisch-Klinik. Geplant ist eine Kooperation und Vernetzung. Abteilungen könnten zusammengelegt und so effektiver ausgelastet werden. Wir würden Arbeitsplätze und Geld sparen, das wir an anderer Stelle dringend benötigen.«

      Daniel wollte eine Zwischenfrage stellen. Doch Fuchs hob die Hand zum Zeichen, dass er noch nicht fertig war.

      »Sehen Sie sich zum Beispiel unser Labor an. Es ist top ausgestattet, eines der modernsten in der ganzen Stadt, aber nur zu etwa achtzig Prozent ausgelastet. Die freien Kapazitäten könnten wir, natürlich gegen Gebühr, anderen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Das Labor in der Kinderklinik und dem Pflegeheim dagegen könnte schließen, andere Stationen dafür erweitert werden. Diese Möglichkeit besteht für alle Abteilungen, die sich überschneiden.«

      »Ich verstehe, was Sie meinen.« Daniel Norden nickte nachdenklich.

      Fuchs stellte beide Füße zurück auf den Boden und setzte sich auf. Es war offensichtlich, dass das Thema ihn bewegte und begeisterte.

      »Aber das ist noch längst nicht alles. Es geht auch um Daten. Die Zukunft sind zentral gespeicherte und verwaltete Patientendaten. Stellen Sie sich das vor: In so einem Zentrum könnten Informationen eines einzelnen Patienten von der Geburt bis zum Tod lückenlos gesammelt und verwertet werden. Alles wäre an einem Platz. So könnte beispielsweise der Reha-Arzt auf alle Operationsergebnisse zurückgreifen. Das Seniorenheim hätte Einblick in die gesamte Krankengeschichte und könnte die Behandlung individuell abstimmen.«

      Daniel machte keinen Hehl daraus, dass er nicht halb so begeistert war wie der Verwaltungsdirektor.

      »Mal abgesehen davon, dass es sehr schwierig ist, eine solche Menge an Daten sicher und verantwortungsbewusst zu verwahren, sehe ich ein großes Problem in dem enormen Aufwand, den so eine Umstellung bedeutet.«

      »Ich gebe Ihnen recht«, räumte Dieter Fuchs ohne Zögern ein. »Aber das, mein lieber Norden, ist die Zukunft. Wenn wir nicht wettbewerbsfähig bleiben und eine andere Klinik an uns vorbeiziehen lassen, werden wir irgendwann abgehängt.«

      »So schnell wird das wohl nicht passieren«, schmunzelte Daniel. »Erst gestern stand ein Artikel in der Zeitung. Die Behnisch-Klinik ist eine der beliebtesten im ganzen Umkreis. Über mangelnde Akzeptanz können wir uns nicht beklagen.«

      »Im Moment vielleicht nicht«, beharrte Dieter Fuchs. Er hatte sich dieses Gespräch einfacher vorgestellt. »Aber wir müssen auch in die Zukunft blicken.«

      »Wir sind beide keine Hellseher und wissen nicht, was in in ein paar Jahren passieren wird«, erwiderte Daniel Norden. Zum Zeichen, das sich das Gespräch seinem Ende entgegen neigte, erhob er sich. »Außerdem frage ich mich, welche Abteilung wir schließen müssten. Die Küche? Die Kinderstation? Das würde weder meiner Frau noch dem Kollegen Lammers oder den anderen Mitarbeitern gefallen. Und mir im Übrigen auch nicht.«

      Wenn Fuchs nicht zu Dr. Norden aufblicken wollte, hatte er keine andere Wahl, als ebenfalls aufzustehen. Seine Miene war nicht mehr halb so freundlich wie noch am Anfang des Gesprächs. Woher wusste der Klinikchef von der geplanten Schließung der Kinderstation?

      »Eines Tages werden Sie Ihre Angst bitter bereuen«, prophezeite er düster.

      Daniel lachte und hielt ihm die Tür auf.

      »Ich denke, dieser Tag liegt noch in ferner Zukunft.« Als Dieter Fuchs an ihm vorbei aus dem Büro ging, fiel ihm noch etwas ein. »Warum liegt Ihnen eigentlich so viel an unserer Beteiligung an diesem Projekt? Sie sind doch sonst kein Fan von Investitionen«, sagte er ihm auf den Kopf zu.

      Dieter Fuchs schoss das Blut in die Wangen, und Daniel wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte.

      »Manchmal muss man eben über seinen Schatten springen, um ans Ziel zu kommen«, erwiderte er.

      »Große Worte, gelassen ausgesprochen.« Daniel lächelte undurchdringlich. »In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Sonntag.«

      Wortlos wandte sich Dieter Fuchs ab und stapfte davon. Dr. Norden sah ihm nach, bis er um die Ecke verschwunden war. Sein Lächeln hatte sich längst aufgelöst, als er das Büro abschloss und sich auf den Nachhauseweg machte. Dieter Fuchs’ Plan und seine wahren Beweggründe bereiteten ihm zu Recht Sorgen. Er war froh, dass seine Frau Fee zu Hause auf ihn wartete. Schon jetzt war er gespannt darauf, was sie zu diesen Plänen sagte. Und vor allen Dingen: Teilte sie seinen Verdacht?

      *

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