Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 21
Sie nickte.
»Jannis hat mich verlassen. Ausgerechnet in der schwersten Zeit meines Lebens.« Wieder quollen Tränen aus ihren Augen.
Matthias setzte sich auf die Bettkante, zog ein Taschentuch aus der Spenderbox am Nachttisch und betupfte ihre Wangen. Danny stand vor dem Bett und sah ihm sichtlich belustigt dabei zu. Es war ein offenes Geheimnis, dass sein Freund schon seit geraumer Zeit auf Freiersfüßen wandelte. Und Sarina Staller war ohne Zweifel ein hübsches Mädchen.
»Sie sollten lieber froh sein, dass sie ihn endlich los sind«, erklärte Matthias denn auch. »Dieser Mensch hat Ihnen nicht gutgetan, und Streit und Eifersucht sind das Letzte, was Sie im Augenblick brauchen.«
Langsam versiegten die Tränen, und Sarina schickte ihm einen dankbaren Blick.
»Ich weiß auch nicht, warum ich ihm nicht vertrauen konnte. Normalerweise bin ich gar nicht eifersüchtig«, erzählte sie ihm bereitwillig.
Matthias Weigand wiegte den Kopf.
»Wahrscheinlich hat er Ihnen das Gefühl gegeben, nicht vertrauenswürdig zu sein. Ob zu Recht oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Manche Menschen passen einfach nicht zusammen. Dann sollte man es lassen und nach einem geeigneteren Exemplar Ausschau halten, statt sich gegenseitig das Leben schwer zu machen.«
Seine weiche Stimme und der treuherzige Gesichtsausdruck verfehlten ihre Wirkung nicht.
»Wahrscheinlich haben Sie recht.« Sarina bedachte ihn mit einem bewundernden Augenaufschlag. »Sie sind ein sehr kluger Mann. Und so sensibel.«
Matthias fühlte, wie ihm die Knie weich wurden. Er war froh, dass er saß.
In die peinliche Stille hinein räusperte sich Danny.
»Ich will ja nicht stören«, bemerkte er mit glucksender Stimme. »Aber ich muss in einer halben Stunde in der Praxis sein.«
»Ach so, ja, natürlich.« Peinlich berührt sprang von der Bettkante auf. Er hatte seinen Freund und Kollegen völlig vergessen. »Frau Staller, ich würde gern die Funktionsfähigkeit Ihres Beines überprüfen. Bitte schlagen Sie die Bettdecke zurück.«
Sarina hing an seinen Lippen. Sie wäre auch aus dem Fenster gesprungen, wenn er sie darum gebeten hätte.
»Und jetzt?«, fragte sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
»Versuchen Sie doch bitte, das Bein zu heben.«
Matthias Weigand konzentrierte sich. »Jetzt bewegen Sie die Zehen.« Er nickte. »Ganz gut für den Anfang. Und jetzt ziehen Sie den Fuß an … Gut … Haben Sie wieder Gefühl?«, wandte er sich ihr wieder zu.
Sie lächelte ihn an wie ein Engel.
»Es kribbelt.« Demonstrativ legte sie die Hand auf den Bauch.
Matthias wurde knallrot im Gesicht, während Danny vor unterdrücktem Lachen um ein Haar geplatzt wäre.
»Ja, nun, die Operation ist gut verlaufen.« Es kostete Dr. Weigand alle Mühe, sich wieder auf die medizinischen Fakten zu konzentrieren. »Wenn alles glattgeht, können Sie die Klinik in ein paar Tagen verlassen. Für die Nachsorge müssen Sie übrigens nicht extra hierher kommen. Die kann auch Dr. Danny Norden in seiner Praxis durchführen. Er ist ein hervorragender Arzt.«
Sarina Staller sah hinüber zu Danny.
»Daran habe ich gar keinen Zweifel.« Auch ihm schenkte sie ein Lächeln, gegen das er aber dank Tatjana immun war. »Hoffentlich sind Sie mir nicht böse, wenn ich trotzdem lieber in die Klinik gehe.«
»Natürlich nicht«, versicherte Danny, ehe er sich von ihr verabschiedete.
Es wurde wirklich höchste Zeit, in die Praxis zu fahren.
Matthias begleitete ihn hinaus.
»Du bist mein Zeuge. Ich wollte dir die Patientin nicht ausspannen.«
»Armer Matthias. Den Frauen hilflos ausgeliefert«, spottete Danny gutmütig. »Bist du mir böse, wenn sich mein Mitgefühl in Grenzen hält?«
Matthias Weigand lachte.
»Ich wäre dir böse, wenn du mir eine Versöhnung verweigert hättest«, erwiderte er innig und klopfte Danny auf die Schulter.
Dann wurde es auch für ihn Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Ein neuer, aufregender Tag wartete auf die beiden Ärzte.
Gestärkt durch die überstandene Krise und ihre neu besiegelte Freundschaft waren sie bestens gewappnet.
»Hast du das gehört?« Aufgeregt packte Tatjana Bohde ihren Freund Danny Norden am Ärmel. Sie presste den Zeigefinger auf die Lippen und lauschte angestrengt.
»Du meinst den Vogel?«, fragte er unschuldig. »Oder die Kinder?« Ausgelassene Stimmen klangen durch das Grün gedämpft zu ihnen. Doch das meinte Tatjana nicht.
Sie verdrehte die Augen.
»Da war eine Mönchsgrasmücke, du Banause.«
»Seit wann können Mücken singen?«, fragte Danny verständnislos.
»Bei dir ist wirklich Hopfen und Malz verloren.« Tatjana schüttelte den Kopf, während sie ihren Weg durch den Wald fortsetzte.
Zweige knackten unter ihren Füßen, das Laub vom Vorjahr raschelte bei jedem Schritt. Der Frühling hatte unweigerlich Einzug gehalten. Überall spross frisches Grün.
Wegen ihrer Sehbehinderung nahm Tatjana aber mehr den herb-frischen Duft nach Holz und frischen Blättern, vermischt mit Moos und Erde, wahr, der die Luft erfüllte. Und eben die Lieder der Vögel, die sich in schwindelerregenden Höhen des Lebens freuten.
Danny folgte seiner Freundin, die behände über einen umgefallenen Baumstamm sprang. Trotz ihres eingeschränkten Sehvermögens lief, hüpfte und tänzelte sie mit schlafwandlerischer Sicherheit über den unebenen Waldboden.
»Seit wann bist du unter die Ornithologen gegangen?«, fragte er atemlos. Er hätte es nie zugegeben, aber manchmal hatte er sogar Mühe, ihr zu folgen.
»Gar nicht. Aber mir gefällt dieser verrückte Gesang der Mönchsgrasmücke«, erzählte sie. »Wusstest du, dass diese Vögel in der Lage sind, andere Vogelstimmen nachzuahmen?«
»Ich wusste bis gerade eben noch nicht einmal, dass es überhaupt einen Vogel namens Mönchsgrasmücke gibt«, gestand Danny.
Er hatte Tatjana erreicht, nahm ihre Hand und zog sie zu sich, um sie zu küssen. Statt ihren Mund traf er ihre erhitzte Wange. Sie lachte ausgelassen. Im nächsten Moment fühlte er ihre Lippen auf den seinen. Es hätte ein romantischer Kuss auf der lichtdurchfluteten Lichtung werden können. Doch die Kinderstimmen kamen näher. Das Kreischen und Schreien ließ den Traum aber zerplatzen.
»Und